Corporate Carsharing: Unterschied zwischen den Versionen
(→Weitere Hilfestellungen) |
|||
(35 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
− | + | Corporate Car-Sharing bezeichnet die gemeinschaftliche Nutzung eines firmeninternen Fahrzeugpools. Es stellt somit einen wichtigen Baustein in einem systematischen Betrieblichen Mobilitätsmanagement dar, der im Fuhrpark angesiedelt werden kann. Die zusätzliche Möglichkeit zur privaten Nutzung der Fahrzeuge nach Dienstschluss stellt eine Besonderheit des Konzepts dar. So werden die Standzeiten dieser Fahrzeuge auf dem Unternehmensparkplatz minimiert und die Fahrzeuge erhalten eine höhere Auslastung als bei alleiniger betrieblicher Nutzung. | |
− | + | ||
− | + | Folgende Gründe sprechen für diesen Ansatz: | |
+ | |||
+ | * Ökologische Vorteile: Effiziente Nutzung der vorhandenen Fahrzeuge führt zu CO2-Einsparungen im Betrieb. | ||
+ | |||
+ | * Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge: Privatfahrten müssen durch die Mitarbeiter bezahlt werden und tragen zu zusätzlicher Auslastung der Fahrzeuge bei. | ||
+ | |||
+ | * Mitarbeitermotivation und -bindung: Ein Mitarbeiter kann das Auto mitnehmen, um einen größeren Einkauf zu tätigen oder am Wochenende damit einen Ausflug planen. Somit kann mitunter auf die Anschaffung eines eigenen Autos oder Zweitwagens verzichtet werden. | ||
+ | |||
+ | * Erleichterter Einstieg in die Elektromobilität: Das Konzept des Corporate Carsharings bietet sich insbesondere zur Nutzung von Elektrofahrzeugen an. | ||
+ | |||
== Maßnahmen(bündel) == | == Maßnahmen(bündel) == | ||
− | + | [[File:AdobeStock 56182061 Solar Tankstelle.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: Petair - stock.adobe.com)]] | |
− | + | ||
+ | '''Prüfung des vorhandenen Fuhrparks/Analyse | ||
+ | |||
+ | Um die Möglichkeiten eines Corporate Carsharings zu überprüfen, ist eine vorherige Analyse des Fuhrparks sinnvoll. Dabei sollen die aktuelle Situation erfasst und mögliche Nutzenpotenziale aufgezeigt werden ([[Fuhrpark]]). | ||
+ | |||
+ | '''Entscheidung für firmeninternes Fahrzeugpooling oder externen Anbieter | ||
+ | |||
+ | Beide Varianten können unter dem Begriff Corporate Carsharing verstanden werden. Die firmeninterne Variante bedeutet in der Regel mehr Aufwand für den Betrieb und die beteiligten Mitarbeiter, da steuerrechtliche Fragestellungen, z.B. bei der Abrechnung, zu beachten sind. Aus diesem Grunde wird oftmals ein externer Anbieter hinzugezogen, der neben Leasing-Fahrzeugen entsprechende Organisations-Software bereitstellen kann und sich um die Abrechnungsformalitäten kümmert. Der Betrieb der erforderlichen technischen Einrichtungen (z.B. Buchungsapp, Öffnungsmechanismus im Auto) ist Bestandteil der Dienstleistung. | ||
+ | |||
+ | '''Einrichtung und Schulung der Mitarbeiter | ||
+ | |||
+ | Um eine erfolgreiche Implementierung von Corporate Carsharing zu gewährleisten ist es notwendig, die Nutzung der Fahrzeuge im Rahmen einer Dienstreise-Regelung zu verankern ([[Dienst- und Geschäftsreisen]]). Zudem bedarf es einer gezielten Schulung aller Mitarbeiter, so dass diese den Buchungsvorgang kennen lernen und auch bereit sind, private Fahrten damit zu tätigen. | ||
+ | |||
+ | '''Ausblick | ||
+ | |||
+ | Perspektivisch muss die Nutzung der Corporate Carsharing-Fahrzeuge nicht auf die Mitarbeiter des Unternehmens beschränkt sein. Für Privatfahrten ließe sich eine Erweiterung auf Familienmitglieder der Mitarbeiter oder Anwohner in direkter Nachbarschaft in Betracht ziehen. Weiterhin sind Kooperationen zu anderen Betrieben aus demselben Gebäude oder Gewerbegebiet denkbar. | ||
== Tipps und Hinweise == | == Tipps und Hinweise == | ||
− | + | '''Beispielhafter Prozess der Fahrzeugreservierung und -nutzung: | |
− | + | ||
− | + | Der Mitarbeiter reserviert in einer Buchungssoftware am Handy oder Computer ein Fahrzeug für die gewünschte Buchungszeit. Bei Privatfahrten werden dem Mitarbeiter sogleich die voraussichtlichen Kosten angezeigt. Zum gewünschten Zeitpunkt kann das Fahrzeug mittels einer App oder eines auf dem Führerschein angebrachten Chips geöffnet werden. Die Abrechnung erfolgt automatisch. Fahrzeugdaten wie Nutzungszeitraum, Kilometerstand und Ladezustand bei Elektrofahrzeugen werden von der Buchungssoftware erfasst und ausgewertet. Somit muss kein separates Fahrtenbuch geführt werden. | |
− | |||
− | |||
+ | '''Verwandte Konzepte und Begrifflichkeiten | ||
+ | * '''Carsharing''' allgemein bezeichnet laut Bundesverband CarSharing (bcs) die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen.[https://www.carsharing.de/alles-ueber-carsharing/was-ist-carsharing] Darunter fallen verschiedene Organisationsformen wie Carsharing eines privaten Anbieters, kommunale Konzepte, Corporate Carsharing oder privates Carsharing als das Teilen von Fahrzeugen unter Bekannten. In Abgrenzung dazu lässt sich die herkömmliche Autovermietung nennen, die langfristigere Konditionen bietet. | ||
+ | * Beim '''Business Carsharing''' wird der eigene Fuhrpark reduziert und stattdessen eine Kooperation mit einem lokalen Carsharing-Anbieter eingegangen. Die Mitarbeiter können die Fahrzeuge bedarfsgerecht zu gewerblichen Zwecken nutzen. | ||
== Praxisbeispiele == | == Praxisbeispiele == | ||
− | * | + | * Der Finanzdienstleister AXA hat bereits 2014 begonnen sukzessive ein Corporate Carsharing einzuführen. Ausgehend von der Hauptverwaltung in Köln umfasst der Fahrzeugpool nun bereits 17 Fahrzeuge an 6 Standorten bundesweit. Darunter ist auch ein E-Fahrzeug. Die Fahrzeuge können zu jeder Zeit dienstlich genutzt werden und abends und am Wochenende von den Mitarbeitern zur Privatnutzung gegen ein Entgelt gebucht werden. Das Leasing der Fahrzeuge und die Vertragsverwaltung macht das AXA Fuhrparkmanagement, das operative Handling erfolgt durch den Kooperationspartner. |
− | * Stadtverwaltung Paderborn | + | * Die Stadtverwaltung Paderborn hat im Rahmen eines umfassenden Betrieblichen Mobilitätskonzepts einen Fahrzeugpool eingerichtet, mit dem der gesamte dienstliche Verkehr abgewickelt werden soll. Für eine zusätzliche Auslastung der Fahrzeuge können die Mitarbeiter diese auch zu privaten Zwecken nutzen. Das System erfährt unter den Mitarbeitern hohe Akzeptanz und soll perspektivisch auf andere Standorte ausgeweitet werden. (Quelle: mobil gewinnt Broschüre) |
== Weitere Hilfestellungen == | == Weitere Hilfestellungen == | ||
− | Quellen: | + | '''Quellen:''' |
− | - | + | |
− | - | + | - BECHER, A., RENNER, T. u. M. TIPPELSKIRCH (HRSG.) (2016): Shared E-Fleet - Fahrzeugflotten wirtschaftlich betreiben und gemeinsam nutzen. Praxisleitfaden IT-Systeme und Betreibermodelle für das intelligente Management von (Elektro-)Fahrzeugflotten. (Fraunhofer Verlag) Stuttgart. |
+ | |||
+ | - FLEURY, S., TOM, A., JAMET, E. u. E. COLAS-MAHEUX (2017): What drives corporate carsharing acceptance? A French case study. In: Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour 45, S. 218-227. | ||
+ | |||
+ | - NATZKE, N. u. T. KRAUSE (2015): Shared E-Fleet. Business Car Sharing der Zukunft. IKT für Elektromobilität (Hrsg.). | ||
+ | |||
+ | |||
+ | '''Links:''' | ||
− | + | - Bundesverband CarSharing [https://www.carsharing.de/] | |
− | - [ | ||
− | + | - Netzwerk intelligente Mobilität [https://www.nimo.eu/de/Willkommen] | |
− |
Aktuelle Version vom 1. April 2020, 09:17 Uhr
Corporate Car-Sharing bezeichnet die gemeinschaftliche Nutzung eines firmeninternen Fahrzeugpools. Es stellt somit einen wichtigen Baustein in einem systematischen Betrieblichen Mobilitätsmanagement dar, der im Fuhrpark angesiedelt werden kann. Die zusätzliche Möglichkeit zur privaten Nutzung der Fahrzeuge nach Dienstschluss stellt eine Besonderheit des Konzepts dar. So werden die Standzeiten dieser Fahrzeuge auf dem Unternehmensparkplatz minimiert und die Fahrzeuge erhalten eine höhere Auslastung als bei alleiniger betrieblicher Nutzung.
Folgende Gründe sprechen für diesen Ansatz:
- Ökologische Vorteile: Effiziente Nutzung der vorhandenen Fahrzeuge führt zu CO2-Einsparungen im Betrieb.
- Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge: Privatfahrten müssen durch die Mitarbeiter bezahlt werden und tragen zu zusätzlicher Auslastung der Fahrzeuge bei.
- Mitarbeitermotivation und -bindung: Ein Mitarbeiter kann das Auto mitnehmen, um einen größeren Einkauf zu tätigen oder am Wochenende damit einen Ausflug planen. Somit kann mitunter auf die Anschaffung eines eigenen Autos oder Zweitwagens verzichtet werden.
- Erleichterter Einstieg in die Elektromobilität: Das Konzept des Corporate Carsharings bietet sich insbesondere zur Nutzung von Elektrofahrzeugen an.
Inhaltsverzeichnis
Maßnahmen(bündel)
Prüfung des vorhandenen Fuhrparks/Analyse
Um die Möglichkeiten eines Corporate Carsharings zu überprüfen, ist eine vorherige Analyse des Fuhrparks sinnvoll. Dabei sollen die aktuelle Situation erfasst und mögliche Nutzenpotenziale aufgezeigt werden (Fuhrpark).
Entscheidung für firmeninternes Fahrzeugpooling oder externen Anbieter
Beide Varianten können unter dem Begriff Corporate Carsharing verstanden werden. Die firmeninterne Variante bedeutet in der Regel mehr Aufwand für den Betrieb und die beteiligten Mitarbeiter, da steuerrechtliche Fragestellungen, z.B. bei der Abrechnung, zu beachten sind. Aus diesem Grunde wird oftmals ein externer Anbieter hinzugezogen, der neben Leasing-Fahrzeugen entsprechende Organisations-Software bereitstellen kann und sich um die Abrechnungsformalitäten kümmert. Der Betrieb der erforderlichen technischen Einrichtungen (z.B. Buchungsapp, Öffnungsmechanismus im Auto) ist Bestandteil der Dienstleistung.
Einrichtung und Schulung der Mitarbeiter
Um eine erfolgreiche Implementierung von Corporate Carsharing zu gewährleisten ist es notwendig, die Nutzung der Fahrzeuge im Rahmen einer Dienstreise-Regelung zu verankern (Dienst- und Geschäftsreisen). Zudem bedarf es einer gezielten Schulung aller Mitarbeiter, so dass diese den Buchungsvorgang kennen lernen und auch bereit sind, private Fahrten damit zu tätigen.
Ausblick
Perspektivisch muss die Nutzung der Corporate Carsharing-Fahrzeuge nicht auf die Mitarbeiter des Unternehmens beschränkt sein. Für Privatfahrten ließe sich eine Erweiterung auf Familienmitglieder der Mitarbeiter oder Anwohner in direkter Nachbarschaft in Betracht ziehen. Weiterhin sind Kooperationen zu anderen Betrieben aus demselben Gebäude oder Gewerbegebiet denkbar.
Tipps und Hinweise
Beispielhafter Prozess der Fahrzeugreservierung und -nutzung:
Der Mitarbeiter reserviert in einer Buchungssoftware am Handy oder Computer ein Fahrzeug für die gewünschte Buchungszeit. Bei Privatfahrten werden dem Mitarbeiter sogleich die voraussichtlichen Kosten angezeigt. Zum gewünschten Zeitpunkt kann das Fahrzeug mittels einer App oder eines auf dem Führerschein angebrachten Chips geöffnet werden. Die Abrechnung erfolgt automatisch. Fahrzeugdaten wie Nutzungszeitraum, Kilometerstand und Ladezustand bei Elektrofahrzeugen werden von der Buchungssoftware erfasst und ausgewertet. Somit muss kein separates Fahrtenbuch geführt werden.
Verwandte Konzepte und Begrifflichkeiten
- Carsharing allgemein bezeichnet laut Bundesverband CarSharing (bcs) die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen.[1] Darunter fallen verschiedene Organisationsformen wie Carsharing eines privaten Anbieters, kommunale Konzepte, Corporate Carsharing oder privates Carsharing als das Teilen von Fahrzeugen unter Bekannten. In Abgrenzung dazu lässt sich die herkömmliche Autovermietung nennen, die langfristigere Konditionen bietet.
- Beim Business Carsharing wird der eigene Fuhrpark reduziert und stattdessen eine Kooperation mit einem lokalen Carsharing-Anbieter eingegangen. Die Mitarbeiter können die Fahrzeuge bedarfsgerecht zu gewerblichen Zwecken nutzen.
Praxisbeispiele
- Der Finanzdienstleister AXA hat bereits 2014 begonnen sukzessive ein Corporate Carsharing einzuführen. Ausgehend von der Hauptverwaltung in Köln umfasst der Fahrzeugpool nun bereits 17 Fahrzeuge an 6 Standorten bundesweit. Darunter ist auch ein E-Fahrzeug. Die Fahrzeuge können zu jeder Zeit dienstlich genutzt werden und abends und am Wochenende von den Mitarbeitern zur Privatnutzung gegen ein Entgelt gebucht werden. Das Leasing der Fahrzeuge und die Vertragsverwaltung macht das AXA Fuhrparkmanagement, das operative Handling erfolgt durch den Kooperationspartner.
- Die Stadtverwaltung Paderborn hat im Rahmen eines umfassenden Betrieblichen Mobilitätskonzepts einen Fahrzeugpool eingerichtet, mit dem der gesamte dienstliche Verkehr abgewickelt werden soll. Für eine zusätzliche Auslastung der Fahrzeuge können die Mitarbeiter diese auch zu privaten Zwecken nutzen. Das System erfährt unter den Mitarbeitern hohe Akzeptanz und soll perspektivisch auf andere Standorte ausgeweitet werden. (Quelle: mobil gewinnt Broschüre)
Weitere Hilfestellungen
Quellen:
- BECHER, A., RENNER, T. u. M. TIPPELSKIRCH (HRSG.) (2016): Shared E-Fleet - Fahrzeugflotten wirtschaftlich betreiben und gemeinsam nutzen. Praxisleitfaden IT-Systeme und Betreibermodelle für das intelligente Management von (Elektro-)Fahrzeugflotten. (Fraunhofer Verlag) Stuttgart.
- FLEURY, S., TOM, A., JAMET, E. u. E. COLAS-MAHEUX (2017): What drives corporate carsharing acceptance? A French case study. In: Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour 45, S. 218-227.
- NATZKE, N. u. T. KRAUSE (2015): Shared E-Fleet. Business Car Sharing der Zukunft. IKT für Elektromobilität (Hrsg.).
Links:
- Bundesverband CarSharing [2]
- Netzwerk intelligente Mobilität [3]