https://wiki.mobilprofit.de/api.php?action=feedcontributions&user=Charlotte+Clarke&feedformat=atomMobil Gewinnt WIKI - Benutzerbeiträge [de]2024-03-28T17:08:26ZBenutzerbeiträgeMediaWiki 1.31.0https://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fuhrpark&diff=1162Fuhrpark2018-09-20T07:08:21Z<p>Charlotte Clarke: /* Maßnahmen(bündel) */</p>
<hr />
<div>Der Fuhrpark ist in vielen betrieblichen Mobilitätskonzepten eine wichtige Größe. Durch ein systematisches Fuhrparkmanagement lassen sich viele Ziele des Mobilitätsmanagements (vor allem die Reduzierung von Treibstoffverbräuchen und damit von Kosten und Umweltbelastungen) unterstützen.<br />
Der Begriff Fuhrpark umfasst die Gesamtheit der Fahrzeuge eines Betriebs:<br />
<br />
* Pkw<br />
* Kleintransporter<br />
* Lkw<br />
<br />
aber auch andere Nutzfahrzeuge, wie Fahrräder, Eisenbahnen sowie [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrpark Kehrmaschinen]. <br />
<br />
Die Betrachtungen im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements konzentrieren sich auf diejenigen Fahrzeuge, mit denen Personen transportiert werden (Personenmobilität in Abgrenzung zum Gütertransport).<br />
In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Fahrzeuge der Personenmobilität (Pkw und Kleintransporter) als Flottenfahrzeuge in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks. Etwa 16.000 Fuhrparks haben mehr als 20 Fahrzeuge. Etwa zehn Prozent des Gesamt-Pkw-Bestandes in Deutschland sind gewerblich. 2017 lag der Anteil der gewerblichen Fahrzeuge an den Neuzulassungen bei 35 Prozent <ref>Website VMF, [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/de/Branche-und-Markt/Flottenmarkt-Deutschland Der deutsche Flottenmarkt.], aufgerufen am 12.09.2018</ref>.<br />
<br />
Vor allem in größeren Fuhrparks (mit mehr als 20 Fahrzeugen) hat sich das Fuhrparkmanagement (auch Flottenmanagement) als eigenständige Profession entwickelt. Es umfasst das Verwalten, Planen, Steuern und Überwachen des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparks]. Für das Fuhrparkmanagement gibt es zahlreiche Handbücher, Zeitschriften, Messen und Angebote der Aus- und Weiterbildung. Die ökonomisch-ökologische Entwicklung der Fuhrparke ist bereits seit langem ein wichtiges Thema in der Branche, da durch den effizienten Einsatz von Treibstoffen wirtschaftliche (Kostensenkung) wie ökologische (Klimaschutz-) Ziele erreicht werden können.<br />
Im Rahmen des Mobilitätsmanagements findet häufig eine Verzahnung des Fuhrparkmanagements mit anderen betrieblichen Bereichen statt. Diese wird auch durch innere und äußere Faktoren vorangetrieben:<br />
<br />
* Die Auslastung der Fahrzeuge ist eine wichtige Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks. Sie hängt aber u. a. auch davon ab, welche anderen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und wie diese von den Mitarbeitern genutzt werden.<br />
* Die Integration der [[Elektromobilität]] ist in vielen Betrieben ein aktuelles Thema. Die damit verbundenen Aufgaben (z. B. Aufbau von Ladeinfrastruktur) erweitern das klassische Gebiet des Fuhrparkmanagers und erfordern Kooperation mit anderen betrieblichen Bereichen.<br />
* Im Rahmen von betrieblichen Klimaschutzbilanzen wird deutlich, welche Bedeutung der Fuhrpark auf den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens hat. Während der Anteil des Fuhrparks in produzierenden Betrieben in der Regel gering ist, steigt er in Dienstleistungs- und vertriebsorientierten Unternehmen deutlich an.<br />
<br />
In einigen Betrieben ist deshalb mit der Einführung eines Mobilitätsmanagements das Aufgabenspektrum des Fuhrparkmanagements erweitert oder mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen verzahnt worden (Dienstreise- bzw. Travel Management).<br />
<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ansatzpunkte für den Fuhrpark im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes beschrieben:<br />
<br />
* [[Green Car Policy]]<br />
* [[Elektromobilität]]<br />
* [[Corporate Car-Sharing]]<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:AdobeStock 92301923 Autoflotte.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: psdesign1 - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Firmenwagen vs. Poolfahrzeuge'''<br />
<br />
Bei der Weiterentwicklung des Fuhrparks im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist es sinnvoll, zwischen personengebunden Fahrzeugen (so genannten Firmen- oder Dienstwagen) und gemeinsam genutzten Fahrzeugen (so genannten Poolfahrzeugen) zu unterscheiden.<br />
<br />
* Firmenwagen werden Führungskräften, leitenden Angestellten und Vertriebsmitarbeitern zur Verfügung gestellt. Wenn diese den Pkw auch für private Zwecke nutzen, erfolgt die Besteuerung dieses Vorteils anhand der so genannten Ein-Prozent-Regelung (s. auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Firmenwagen]). Firmenwagen werden meistens intensiv genutzt (Jahreskilometerleistung > 50.000 Kilometer) und stehen anderen Personen in der Regel nicht zur Verfügung.<br />
* Poolfahrzeuge stehen hingegen mehreren oder allen Mitarbeitern eines Unternehmens für dienstliche Fahrten zur Verfügung. Eine Nutzung für private Zwecke ist nur in Ausnahmen zulässig und unterliegt strengen steuerrechtlichen Regeln. Poolfahrzeuge weisen häufig einen niedrigen Nutzungsgrad auf (Jahreskilometerleistung < 20.000 Kilometer).<br />
<br />
'''Beschaffung von Fahrzeugen'''<br />
<br />
Die Beschaffung der Fahrzeuge ist vor allem bei Firmenwagen, aber auch bei Poolfahrzeugen, eine wichtige Stellgröße für die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Flotte. In vielen Betrieben werden die Modalitäten der Fahrzeugbeschaffung durch eine so genannte Car Policy vorgegeben, d.h. Größe und Ausstattung, aber auch die Nutzung der Fahrzeuge wird an bestimmte Kriterien, wie z. B. Funktion im Betrieb, Einsatzbereich usw. geknüpft. Enthält die Car Policy Ziele und Anforderungen zur ökologischen Optimierung des Fuhrparks (z. B. CO2-Grenzwerte) spricht man von einer Green Car Policy. Da mehr als ein Drittel aller Neuwagen in Deutschland als Flottenfahrzeuge oder Firmenwagen beschafft werden, liegt in der Beeinflussung der der Einkaufskriterien ein erheblicher Hebel hinsichtlich Effizienz und Elektrifizierungsquote.<br />
<br />
Weitere Informationen siehe [[Green Car Policy]]. <br />
<br />
'''Die Fuhrparkanalyse'''<br />
<br />
Die Fuhrparkanalyse ist ein Teil des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparkmanagements]. Die Fuhrparkanalyse bietet einen guten Überblick über den Einsatz des Fuhrparks und ermöglicht damit Verbesserungen bei Tourenplanung, Fahrereinsatz, Kosten und Umweltauswirkungen. <br />
<br />
'''Effizienzsteigerung im Fuhrpark'''<br />
<br />
Aus der Fuhrparkanalyse ergeben sich häufig Möglichkeiten zur ökonomischen und ökologischen Optimierung des Fuhrparks. Häufig genutzte Maßnahmen sind:<br />
<br />
* Steigerung der Auslastung bzw. Anpassung/Flexibilisierung des Bestandes an den Bedarf: Diese Maßnahme ist vor allem im Bereich der Poolfahrzeuge sehr sinnvoll, da diese häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Der Fuhrpark kann mit Hilfe der Fuhrparkanalyse an den Bedarf angepasst, meist verkleinert und Bedarfsspitzen flexibel mit Sharing gelöst werden. Damit werden unnötige Kosten und Materialverbräuche vermieden und Stellflächen reduziert.<br />
* Fahrerschulungen: Durch Schulung des Fahrverhaltens lassen sich bis zu 25 Prozent, im Durchschnitt etwa zehn Prozent, der Treibstoffverbräuche reduzieren. In Fahrerschulungen, die auch mit Fahrsicherheitstrainings kombiniert werden können, lernen die Mitarbeiter eine verbrauchsreduzierte Fahrweise.<br />
* Wartung und Instandhaltung: Durch Reduzierung des Gewichts (z. B. unnötiger Ballast) und Verringerung von Luftwiderständen (z. B. unnötige Aufbauten) wie durch den Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen können Treibstoffverbräuche reduziert werden.<br />
* Routenoptimierung: Bereits mit einem einfachen Navigationsgerät kann der beste Weg zum Ziel gefunden werden. Für komplexere Anforderungen (Terminkoordination, Disposition von Aufträgen) gibt es spezielle Software- und Telematiklösungen, mit denen der Zeit- und Kostenaufwand minimiert werden kann.<br />
<br />
'''Einbindung des Fuhrparks in das Mobilitätsmanagement'''<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement nutzt die in der Fuhrparkanalyse erhobenen Daten, um z. B.<br />
<br />
* den Fuhrpark für weitere Einsatzzwecke und Nutzergruppen zu öffnen ([[Corporate Car-Sharing]]) oder<br />
* Möglichkeiten der Umstellung auf alternative Antriebstechnologien (zum Beispiel [[Elektromobilität]]) zu prüfen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Einige Berufsgenossenschaften (wie z. B. die VBG [http://www.vbg.de/DE/3_Praevention_und_Arbeitshilfen/2_Themen/10_Verkehrs_Transportsicherheit/2_Fahrtrainings/2_fahrtrainings_node.html] unterstützen die Durchführung von Fahrsicherheitstrainings finanziell. Diese können auch mit Spritspartrainings kombiniert werden.<br />
* Viele Unternehmen nutzen die VCD Auto-Umweltliste für die Auswahl von Firmenfahrzeugen und als Grundlage für ihre Green Car Policy [https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/vcd-auto-umweltliste/].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der Fuhrpark immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. <br />
* Die Wacker Chemie AG betreibt am Standort Burghausen einen großen firmeneigenen Fahrradpark mit einer werkeigenen Fahrradwerkstatt – seit 1948. Um die langen Wege innerhalb des Betriebsgeländes zurückzulegen, stehen den Mitarbeitern 6.000 Dienstfahrräder zur Verfügung. Wacker fördert mit zwei weiteren Maßnahmen die umweltfreundliche Mobilität: Mit der Beteiligung an der bundesweiten AOK-Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“ und dem Angebot des Dienstrad-Leasings. <br />
* Die Innovationsabteilung MO14 der R+V Versicherung beschäftigt sich mit Zukunftstrends der Mobilität und prüft, wie diese in den Unternehmensalltag übernommen werden können. Dafür wurden unter anderem zwei autonome Shuttles angeschafft, begutachtet, umgebaut und durch die Zulassung begleitet. Mit Hilfe der autonomen Elektroshuttles wird in ganz unterschiedlichen Testfeldern erforscht, wie sich die vier großen Megatrends Elektromobilität, Konnektivität, Share Economy und Autonomes Fahren auf Technik, Wissenschaft und Gesellschaft auswirken. Gemeinsam mit Partnerunternehmen aus Wissenschaft, Industrie und der Start-up-Welt sucht die Abteilung Fragen, die uns in Zukunft begegnen werden und arbeitet bereits heute an den Lösungen von morgen und übermorgen. Daraus leitet das Unternehmen Handlungsfelder für die Zukunft der Kfz-Versicherung ab. <br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"]<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links<br />
* Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/]<br />
* Bundesverband Fuhrparkmanagement [https://www.fuhrparkverband.de/]<br />
* Gemeinschaftsaktion "Neues Fahren – clever, sicher, weiter", u. a. mit Informationen zu Spritspartrainings [http://www.neues-fahren.de/neues-fahren/die_aktion.htm]<br />
* Informationen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), u. a. auch zu Eco Safety Trainings [http://www.ecosafetytrainings.de/]<br />
<br />
'''Quellen<br />
* Pätz, Helmut (Hrsg.) (2011): Fuhrparkmanagement – aus der Praxis für die Praxis, Zertifizierte Fuhrparkmanager legen ihre Erfolgsmethoden offen. Schlütersche Verlag-Gesellschaft, Hannover<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement. Frankfurt Business Media, Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
* Eickelmann, Jens (2017): Wachstumsmotor Elektromobilität – Geschäftsfeldentwicklung und Wachstumsstrategien im Umfeld der Elektromobilität. PHOENIX CONTACT GmbH & CO. KG<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2010): Effizienter Fuhrpark – kostengünstig, um-weltschonend, zukunftssicher. Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Themen/Auto_Umwelt/Flottenmanagement/VCD_Leitfaden_Effizienter_Fuhrpark.pdf].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1161Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T11:12:14Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten <ref>[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/umweltzonen-in-deutschland#textpart-1 Umweltzonen in Deutschland], Umweltbundesamt</ref>. In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bundesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1160Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T08:24:49Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
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== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
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'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten <ref>[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/umweltzonen-in-deutschland#textpart-1 Umweltzonen in Deutschland], Umweltbundesamt</ref>. In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1159Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T08:23:43Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten <ref>[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/umweltzonen-in-deutschland#textpart-1 Feinstaub], Umweltbundesamt</ref>. In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1158Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T08:23:13Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
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[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten <ref>[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/umweltzonen-in-deutschland#textpart-1 Feinstaub]</ref>. In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1157Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T08:09:25Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten [https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub/umweltzonen-in-deutschland#textpart-1]. In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1156Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-19T07:35:25Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von innen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"], (S.15) zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten.[1] In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Unterst%C3%BCtzung_von_au%C3%9Fen&diff=1117Unterstützung von außen2018-09-13T07:46:49Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:Erfolg fistbumps rawpixel pixabay.jpg|thumb|500px|(Bildquelle: rawpixel - pixabay)]]<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement wird in hohem Maße von äußeren Faktoren (wie der Verkehrsinfrastruktur, aber auch Gesetzgebung) beeinflusst. Einzelne Betriebe können in begrenztem Umfang Einfluss auf äußere Rahmenbedingungen nehmen. Durch Kooperationen ergeben sich für den einzelnen Betrieb weitere Maßnahmenansätze. Durch Zusammenarbeit mit anderen Betrieben und öffentlichen Stellen und durch die Einbindung und Nutzung von Unterstützern von außen, kann interner Aufwand reduziert, die Maßnahmenumsetzung beschleunigt und verbessert werden. <br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Zusammenarbeit mit der Standortkommune'''<br />
<br />
Die Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen für Verkehrsinfrastruktur oder Stadtplanung bei der Kommune kann für beide Seiten vorteilhaft sein. Betriebe haben einen Ansprechpartner, der bei Fragestellungen und Problemen unterstützen kann. Zugleich haben die zuständigen Personen bei der Stadtverwaltung betriebliche Ansprechpartner, die ihnen Hinweise auf spezifische Bedarfslagen und Interessen vor Ort geben können. Wenn Betriebe und Verwaltung gemeinsam ihre Anliegen formulieren, finden sie in der Regel mehr Gehör bei den politischen Entscheidungsträgern.<br />
<br />
'''Zusammenarbeit mit lokalen Netzwerken'''<br />
<br />
Bei Fragen des Klimaschutzes und der Energieeffizienz haben sich lokale Bündnisse und Netzwerke zur Koordination von Aktivitäten und zum Austausch von Erfahrungen bewährt. Auch für die Verbesserung der Verkehrssituation vor Ort haben sich bereits Aktionsbündnisse formiert (siehe z. B. die Mobilitätspartnerschaft Düsseldorf [https://www.duesseldorf.de/umweltamt/umweltthemen-von-a-z/bildung/mobilitaetspartnerschaft.html]). <br />
<br />
'''Zusammenarbeit mit Nachbarn'''<br />
<br />
Die Zusammenarbeit mit Nachbarbetrieben ist naheliegend und wird bereits von vielen Unternehmen praktiziert. Der Vorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass alle Betriebe dieselben standörtlichen Bedingungen aufweisen. Ansätze wie die Bildung von Fahrgemeinschaften, die auf eine größere Anzahl an Interessenten angewiesen sind, erhöhen ihre Realisierungschancen durch eine Kooperation. Investitionen z. B. in Ladeinfrastruktur für Elektromobilität fallen kostengünstiger aus, wenn sich mehrere Unternehmen beteiligen.<br />
<br />
'''Zusammenarbeit mit (lokalen) Mobilitätsdienstleistern<br />
<br />
Mobilitätsdienstleister können sich auf die Bedarfe der Betriebe besser einstellen, wenn langfristig verlässliche Nachfagemengen und Anforderungen an die Service-Qualität (Verlässlichkeit, Takt etc.) abgestimmt werden können und damit Planungssicherheit entsteht. <br />
<br />
* Die kritischen Massen, um insbesondere Anpassungen beim ÖPNV anzubringen, können insbesondere bei Mittelständischen Unternehmen gelingen, wenn mit der Nachbarschaft „am gleichen Strang“ gezogen wird.<br />
* Verschiedene Verkehrsangebote können zur Kooperation angeregt werden, um die Mobilitätskette aus Betriebssicht unter Einbeziehung verschiedener Verkehrsmittel zu schließen (Bus, Bahn, Rad, Shuttle)<br />
* Mit den lokalen Anbietern von Fahrzeugen (Fahrrädern, ebikes etc.) können Kooperation bzgl. Sammelbestellung oder Wartungsservices ausgemacht werden.<br />
* Mit Anbietern von Mobilitätsportalen (Mitfahrbörsen, etc.) können firmen- oder standortangepasste Lösungen verhandelt werden.<br />
<br />
'''Öffentlichkeitsarbeit und Marketing'''<br />
<br />
Die Verkehrsprobleme werden in Gesellschaft und Medien intensiv diskutiert. Das Interesse an guten Beispielen und Lösungen ist groß. Von daher lohnt es sich für Betriebe, ihre Erfolge im betrieblichen Mobilitätsmanagement auch zu zeigen. Die örtliche Presse reagiert auf solche Nachrichten meist sehr positiv. Aber auch in Veranstaltungen und Fachpublikationen werden gute Beispiele für ein funktionierendes Mobilitätsmanagement gerne genutzt.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* In den meisten Städten in Deutschland gibt es Klimaschutzmanager. Die kommunalen Klimaschutzmanager haben meist einen guten Überblick über die Klimaschutz- und Umweltaktivitäten am Ort und können in vielen Fragen als Lotse innerhalb der Stadtverwaltung unterstützen.<br />
* Die Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbände, die den öffentlichen Verkehr organisieren, entwickeln sich in Richtung eines Mobilitätsdienstleisters, bei dem sich verschiedene lokale Angebote (wie z. B. Fahrradverleih, Car-Sharing) bündeln. Hier lohnt sich ein Blick auf die Homepage des lokalen Unternehmens, um einen Eindruck über das Angebotsspektrum zu gewinnen.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* "3mobil – Modellregion für Nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum" ist ein Kooperationsprojekt der drei Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar-Kreis und Tuttlingen sowie der Industrie- und Handelskammer und des Regionalverbands Schwarzwald-Baar-Heuberg. Im Teilprojekt " Überbetriebliches Mobilitätsmanagement" wurden in den Gewerbegebieten der Modellgemeinden Schramberg-Sulgen, Rietheim-Weilheim und St. Georgen 15 der dort ansässigen Betriebe mit insgesamt über 6.000 Mitarbeitern einbezogen. Zahlreiche Vor-Ort-Workshops, Mitarbeiterbefragungen und Wohnstandortsanalysen bildeten die Grundlage für die Maßnahmenentwicklung und Umsetzung der Leitprojekte zur ÖPNV-Verbesserung, Fahrrad- und Pedelec-Förderung, Mitfahrbörsen, den Einsatz von Elektrofahrzeuge in Fuhrparks und der Weiterentwicklung von Mobilitätsinformationen und Policies [http://www.baumgroup.de/service/meldungen/160916-pilotprojekt-3mobil-bringt-nachhaltige-mobilitaet-im-laendlichen-raum-auf-den-weg/].<br />
* Das Modell „Mobil.Pro.Fit.“ kombinierte den lokalen Netzwerkgedanken mit konkreten Aktivitäten vor Ort. In Workshops wurden teilnehmende Unternehmen geschult, zudem tauschten sie Erfahrungen aus und planten Gemeinschaftsaktionen. Zwischen den Workshops erarbeiteten die teilnehmenden Organisationen mit Unterstützung eines Mobilitätsberaters ein betriebliches Mobilitätskonzept. Nach Abschluss der ca. neunmonatigen Projektphase präsentierten die Teilnehmer ihre Ergebnisse und wurden von der jeweiligen Standortgemeinde als Vorreiter in Sachen Mobilitätsmanagement ausgezeichnet. Seit 2013 haben etwa 80 Betriebe an einem „Mobil.Pro.Fit.“-Projekt teilgenommen [http://mobilprofit.de/default.asp].<br />
* Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat für ihr betriebliches Mobilitätsmanagement eine Mobilitätskoordinatorin eingesetzt. Für die professionelle Kommunikation hat die Kommune das Logo und den Slogan „mobimax – umsteigen lohnt sich!“ entwickelt, mit denen alle Angebote gekennzeichnet werden. Weitere Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Mobil.Pro.Fit. - Regionale Netzwerke für nachhaltige Mobilität in Unternehmen und anderen Einrichtungen [http://mobilprofit.de/default.asp]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fahrradf%C3%B6rderung&diff=1116Fahrradförderung2018-09-13T07:46:34Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 187009452 Fahrradfahrer.jpeg|thumb|300px|(Bildquelle: Laiotz - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Das Fahrrad gilt als kostengünstiges und emissionsfreies Verkehrsmittel. In vielen Betrieben wird dieses Verkehrsmittel trotz seiner zahlreichen Vorteile (Klimaschutz, Gesundheitsförderung, Mitarbeitermotivation, Kosteneinsparungen) noch kaum genutzt. Im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist die Förderung der Fahrradnutzung daher ein zentraler Ansatz, für die Gestaltung von Arbeits-, zunehmend aber auch von Dienstwegen. Die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als sechs Kilometer. Hier stellt das Fahrrad eine gute Alternative dar. Für längere Entfernungen und bei schwieriger Topografie bieten sich elektrisch unterstützte Fahrräder (Pedelecs, E-Bikes) als Alternative an. Fahrräder - und hier besonders Faltfahrräder - können aber auch dazu dienen, in Kombination mit der Bahn die erste oder letzte Meile auf dem Weg zum bzw. vom Bahnhof zum Ziel zu überbrücken. Daher sind Betriebe gut beraten, die Vorteile einer Förderung des Radfahrens zu nutzen.<br />
<br />
Fahren mehr Mitarbeiter als bisher mit dem Fahrrad zur Arbeit und halten sich durch diese Art der Bewegung fit und gesund, reduziert dies die Ausfallzeiten im Unternehmen. Eine Studie des Niederländischen Verkehrsministeriums hat empirisch nachgewiesen, dass radfahrende Mitarbeiter im Schnitt etwa einen Tag pro Jahr weniger krank sind als Pkw-Pendler <ref>[https://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ministerie-van-infrastructuur-en-waterstaat Ministerie van Verkeer en Waterstaat], [https://www.tnl.nl Forschungsinstitut TNO], TNO-Studie: Regelmatig fietsen naar het werk leidt tot lager ziekteverzuim, 2009</ref> . Dieser Befund wurde 2014 durch eine Befragung von über 2.300 Berufstätigen in Deutschland gestützt <ref>Studie [https://www.ecolibro.de/de/Forschung/Mobilitaet-Gesundheit "Mobilität & Gesundheit"] von Juliane Kemen in Zusammenarbeit mit EcoLibro, 2015</ref> . Da jeder Ausfalltag eines Mitarbeiters den Betrieb etwa zwischen 200 und 350 Euro kostet, machen sich fittere Mitarbeiter schnell bezahlt – und sind obendrein leistungsfähiger und motivierter.<br />
<br />
Mobilität lässt sich per Fahrrad besonders kostengünstig wahrnehmen. Die Mitarbeiter können Fahrräder für kurze Besorgungs- oder Geschäftsfahrten nutzen - das spart Auto- oder Taxikosten ein. Große Kosteneinsparpotenziale ergeben sich auch aus dem geringeren Platzbedarf eines Fahrrads. Wo ein Auto abgestellt wird, hätten durchaus sechs bis acht Fahrräder Platz. Bei einem knappen Flächenangebot auf dem Betriebsgrundstück oder bei Erweiterungsvorhaben kann es aus wirtschaftlicher Perspektive vorteilhaft sein, wenn anstelle neuer Pkw-Stellplätze in die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel investiert wird.<br />
<br />
Auch die betriebliche Klimabilanz wird bei der Fahrradnutzung deutlich verbessert. Durch 5.000 Fahrradkilometer pro Jahr werden bis zu 400 Liter Diesel, 500 € und eine Tonne CO2 eingespart. Großer Beliebtheit erfreut sich bei Beschäftigten, wenn der Arbeitgeber die kostengünstige Bereitstellung von personenindividuellen Fahrrädern via Leasing, ggf. auch mit Gehaltsumwandlung ermöglicht und ggf. auch bezuschusst. So trägt dieser Service auch zur Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber bei.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
In der betrieblichen Praxis hat es sich als hilfreich herausgestellt, wenn die Förderung der Fahrradnutzung organisatorisch unterstützt wird. Mit einem Grundsatzbeschluss verdeutlicht die Geschäftsführung die Bedeutung des Themas. Von zentraler Bedeutung sind ein Ansprechpartner/Fahrradbeauftragter und/oder eine Arbeitsgruppe für alle Fragen rund um das Fahrrad. Dann können Maßnahmen beispielsweise in folgenden Bereichen umgesetzt werden:<br />
<br />
'''Infrastruktur für das Fahrradfahren'''<br />
<br />
Firmenfahrräder sollten bedarfsgerecht in den Fuhrpark aufgenommen werden. Empfehlenswert sind Elektrofahrräder, Faltfahrräder (die leicht auch in Bus/Bahn mitgenommen werden können) und ggf. Lastenfahrräder, mit denen kleinere Transporte bewältigt werden können. Alternativ kann den Mitarbeitern die kostengünstige Nutzung eines individuellen Fahrrads (zum Beispiel nach dem Konzept des Dienstradleasings) ermöglicht werden. Ende November 2012 wurde die steuerliche Handhabung eines Firmenfahrrads derjenigen von Firmenwagen angepasst. Vom Arbeitgeber bereitgestellte und auch privat - z. B. für den Arbeitsweg - nutzbare Firmenfahrräder können nun mit ein Prozent versteuert werden <ref>nwb Datenbank [https://datenbank.nwb.de/Dokument/Anzeigen/452507/ Steuerliche Behandlung der Überlassung von (Elektro-)Fahrrädern]</ref> . Komfortable, überdachte und vor allem diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind zudem wichtige Bausteine einer fahrradgerechten Infrastruktur. Zudem sollten angesichts der zunehmenden Beliebtheit von Elektrofahrrädern Lademöglichkeiten angeboten werden. Das kostenlose Laden von Elektrofahrrädern stellt übrigens keinen geldwerten Vorteil dar, ist also steuerrechtlich irrelevant. <ref>Bundesministerium der Finanzen, [https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Gesetzestexte/Gesetze_Verordnungen/2016-11-16-G-stl-Foerderung-Elektromobilitaet.html Gesetz zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität im Straßenverkehr], Stand 16.11.2016</ref><ref>Bundesministerium der Finanzen, [https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/Steuerarten/Lohnsteuer/2016-12-14-LSt-Anwendung-G-stl-Foerderung-Elektromobilitaet-Strassenverkehr.html Gesetz zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität im Straßenverkehr; Anwendung der einkommensteuerlichen und lohnsteuerlichen Vorschriften] BMF-Schreiben vom 14. Dezember 2016,</ref> Zusätzlich sind Duschen, Spinde und Umkleideräume, aber auch Reparaturstationen (oder zumindest Pannensets und Luftpumpe) hilfreiche und leicht realisierbare Angebote für Radfahrer.<br />
<br />
'''Anreize zum Radfahren'''<br />
<br />
Wettbewerbe und andere (finanzielle) Anreize können Mitarbeiter zum Aufsatteln motivieren, z. B. die Aktion " Mit dem Rad zur Arbeit " [https://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bundesweit/index.php] oder auch " Stadtradeln" [https://www.stadtradeln.de/home/]. Dabei sollten der Fahrspaß sowie der Bezug zum Thema Gesundheit im Mittelpunkt stehen. Wichtig ist zudem, den Beschäftigten die Fahrradnutzung nahe zu bringen und Möglichkeiten zum Ausprobieren zu schaffen. Dies kann z. B. an einem Fahrradaktionstag geschehen, an dem verschiedene (Elektro)Fahrräder präsentiert und Probe gefahren werden können. Ergänzend sind ein Fahrradreparaturservice und eine Fahrradcodierung willkommener Teil eines Aktionstags, der zum Beispiel in Kooperation mit einem örtlichen Radhändler und dem ADFC durchgeführt werden kann [https://www.adfc.de/]. Auch die wechselnde probeweise Überlassung von E-Bikes für einige Wochen hilft, dem Mitarbeiter die Alltagstauglichkeit zu prüfen. Studien haben gezeigt, dass sich nach der Praxistestphase der überwiegende Teil der Testpersonen für die Anschaffung bzw. regelmäßige Nutzung entschließt. <ref>Czowalla, L. (2015); [https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/planung/e_mobilitaet/download/EBikePendeln_Endergebnisse_Auswahl.pdf Ebike-Pendeln. Wissenschaftliche Begleitforschung - Auswahl vorläufiger Endergebnisse], Institut für Transportation Design (ITD), Hochschule für Bildende Künste Braunschweig</ref> <br />
<br />
'''Kommunikation'''<br />
<br />
Die Möglichkeiten der Fahrradnutzung sollten umfassend kommuniziert werden, dauerhaft z. B. auf der Intranet-Seite oder in einem Faltblatt. Sehr hilfreich ist es, neuen <br />
Mitarbeitern ein Infopaket auszuhändigen, das z. B. auch eine Radwegkarte und/oder eine Sicherheitsweste beinhaltet. Das Aufhängen einer Fahrradwegekarte, auf der Raderfahrene Kollegen ihre bevorzugte Fahrradroute zum Betrieb markieren, hilft anderen sehr, geeignete Routen für den Arbeitsweg zu finden.<br />
Das Startup "bike citizens" [https://map.bikecitizens.net] hat sich mit ihrer Routing-App zur Aufgabe gemacht, für verschiedene Städte und Regionen die Wegerfahrungen der jeweiligen örtlichen Radcommunity einfließen zu lassen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die Einführung von Fahrradleasing per Gehaltsumwandlung kann in bestimmten Fällen an Grenzen stoßen, z. B. bei öffentlichen Arbeitgebern oder wenn tarifrechtliche Regelungen dem entgegenstehen. Über- oder außertarifliche Gehaltsbestandteile können hierfür jedoch eingesetzt werden. Sofern ein Dienstradleasing nicht realisierbar ist, kann der Arbeitgeber den Beschäftigten Zuschüsse und Darlehen zum Fahrradkauf gewähren oder eigene Firmenfahrräder anschaffen, die den Mitarbeitern zur Nutzung überlassen werden. Die Versteuerung erfolgt dann über die 1-Prozent-Regelung.<br />
Wenn Führungskräfte selbst mit dem Rad zur Arbeit kommen und mit gutem Beispiel vorangehen, sendet dies ein positives Signal an die Belegschaft.<br />
<br />
Für Mitarbeiter, die Teilstrecken des Arbeitswegs mit der Bahn fahren, sind diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten am jeweiligen Bahnhof wichtig. Solche können an vielen Bahnhöfen in Fahrradstationen und Fahrradboxen angemietet werden [https://www.radstation-nrw.de/radstationen-ausserhalb-von-nrw.html].<br />
<br />
Wer ein umfassendes Konzept zur Fahrradförderung entwickeln und umsetzen möchte kann sich von spezialisierten Beratern unterstützen lassen. Zertifizierungen als fahrradfreundlicher Betrieb, wie sie der ADFC [https://www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de/] oder B.A.U.M. [http://www.fahrrad-fit.de/] anbieten, geben Hilfestellung bei der Bewertung von Maßnahmen.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
Die Druckerei Lokay aus Reinheim hat jedem Mitarbeiter ein individuelles Fahrrad bereitgestellt, wenn sich dieser im Gegenzug verpflichtet, mindestens 50 Tage im Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Die Hälfte der Belegschaft hat dieses Angebot gerne angenommen. Gleichzeitig macht der Mitarbeiter mit dem als "Lokay Klimarad " gebrandetem Fahrrad Werbung für das Unternehmen.In einem Kurzfilm wird das Konzept von Lokay dargestellt [https://www.youtube.com/watch?v=fFDHWHNYvWs]. <br />
<br />
Die UmweltBank in Nürnberg verbindet die Fahrradförderung mit einer Spendenaktion. Jedes Jahr in den Monaten von April bis September nehmen die Mitarbeiter an dem firmeninternen Wettbewerb " Banker on Bike" teil. Die UmweltBank vergütet jeden gefahrenen oder zu Fuß zurückgelegten Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz mit einem Euro. Die Spendensumme wird dann für ein von den Mitarbeitern ausgewähltes Sozial- oder Umweltprojekt gespendet. <br />
<br />
Der Spezialversicherer WERTGARANTIE nimmt regelmäßig an Fahrrad-Aktionen und fördert u.a. mit einem Fahrrad-Leasing-Angebot, Regenbekleidung zum Ausleihen sowie einer firmeneigenen Fahrrad-Werkstatt den sportlichen Einsatz beim Weg zur Arbeit. <br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
Über 100 weitere Praxisbeispiele fahrradfreundlicher Arbeitgeber sind im Internet dokumentiert [http://www.fahrrad-fit.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links:'''<br />
<br />
* Fahrrad-Fit: Informationen und Praxishilfen sowie über 100 Praxisbeispiele zu Fahr-radförderung im Betrieb [http://www.fahrrad-fit.de/]<br />
<br />
* Informationen zu Lastenrädern: Testprogramm „Ich entlaste Räder“ [https://www.lastenradtest.de/]<br />
<br />
* ADFC: Umfangreiche Hinweise zu empfehlenswerten Fahrradabstellanlagen [https://www.adfc.de/verkehr--recht/radverkehr-gestalten/fahrradparken/adfc-empfohlene-abstellanlagen/adfc-empfohlene-abstellanlagen]<br />
<br />
'''Ansprechpartner: ggf. Benennung von Personen und Institutionen, die weiterhelfen können:'''<br />
<br />
* B.A.U.M. e.V., Dieter Brübach, dieter.bruebach@baumev.de [https://www.baumev.de], [http://www.fahrrad-fit.de/]<br />
<br />
* Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC) [https://www.adfc.de]<br />
<br />
* VCD Verkehrsclub Deutschland e.V. [https://www.vcd.org] <br />
<br />
* Verbund Service und Fahrrad e.V. [https://www.vsf.de] <br />
<br />
* Fahrradrouting und Förderung mit Bonuspaketen für Betriebe [https://map.bikecitizens.net]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Interne_Kommunikation&diff=1115Interne Kommunikation2018-09-13T07:45:24Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:Kommunikation Stakeholder geralt pixabay.png|thumb|500px|(Bildquelle: geralt - pixabay)]]<br />
<br />
Der Erfolg eines betrieblichen Mobilitätsmanagementsystems hängt wesentlich davon ab, wie die Mitarbeiter eingebunden werden. Im Change Management werden dafür zwei Wege unterschieden:<br />
Im Top-Down-Ansatz sind die Führungskräfte Initiator der Veränderung. Sie erklären Anlass, Vision, Ziele und Rahmenbedingungen des Veränderungsprozesses. Die Mitarbeiter erhalten in diesem Ansatz nur geringe Möglichkeiten der Beteiligung.<br />
Im Bottom-Up-Ansatz werden Ziele und Rahmenbedingungen von den Führungskräften definiert. In diesem Rahmen haben Mitarbeiter weitreichende Möglichkeiten der Ausgestaltung und Anpassung von Maßnahmen an ihren Arbeitsbereich.<br />
<br />
Idealerweise werden beide Ansätze miteinander kombiniert. Je nach Veränderungsbereich, Betroffenheit und Phase des Veränderungsprozesses verändert sich dabei die Gewichtung. Beim Start in ein betriebliches Mobilitätsmanagement werden in der Praxis meistens Elemente des Bottom-Up-Ansatzes angewendet. Zum einen können strenge Vorgaben der Geschäftsleitung nur in Teilen des Mobilitätsmanagements (z. B. Vorgaben für Reisetätigkeiten siehe Dienst- und Geschäftsreisen oder zur Nutzung von betrieblichen Pkw siehe Green Car Policy) stringent begründet werden. Zum anderen zeigen die bisherigen Projekte im Mobilitätsmanagement, dass sich viele Mitarbeiter gerne bei Mobilitätsfragen einbinden lassen. Häufig kommt sogar der Impuls zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements aus der Belegschaft oder deren Vertretung (Betriebs- und Personalräte).<br />
<br />
Viele Betriebe nutzen zudem das betriebliche Mobilitätsmanagement im Rahmen einer Strategie zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften. Die aktive Einbindung der Belegschaft in den Aufbau des Mobilitätsmanagements erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur notwendig, sondern bietet dem Betrieb erhebliche Chancen zur Mitarbeitermotivation. <br />
Im Change Management wird häufig in Stufen der Mitarbeitereinbindung unterschieden:<br />
<br />
* Informieren: Mitarbeiterinformationen z. B. über Angebote und Maßnahmen des Mobilitätsmanagements (z. B. per E-Mail, Infotafeln, Intranet, Gehaltsabrechnung),<br />
* Motivieren: Mitarbeiter konkret ansprechen und zu bestimmten Verhaltensänderungen (z. B. Umstieg auf das Fahrrad) anregen (z. B. durch gezielte Anreize),<br />
* Anwenden: Mitarbeiter befähigen, bestimmte Veränderungsschritte zu unternehmen (z. B. durch die Einweisung in die Nutzung eines neuen Elektroautos oder durch Schulungen zur Nutzung des Corporate Car-Sharing),<br />
* Beraten: Mitarbeiter bei wichtigen Entscheidungsschritten einbinden (z. B. im Rahmen von Befragungen, Workshops o. ä.),<br />
* Entwickeln: Mitarbeitern bei der Ausgestaltung von Teilaufgaben oder Einzelmaßnahmen freie Hand lassen (z. B. bei der Durchführung eines Aktionstages für nachhaltige Mobilität).<br />
<br />
In der Praxis kommt es darauf an, für jeden Entwicklungsschritt des Mobilitätsmanagements und für verschiedene Personenkreise im Betrieb den jeweils geeigneten Grad der Einbindung zu finden.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Analyse des Bedarfs'''<br />
<br />
Die Analyse der Mobilität der Beschäftigten bei Arbeitswegen, Dienst- und Geschäftsreisen gehört zu den Grundlagen eines jeden Mobilitätskonzeptes (s. auch Analysen).<br />
Ein zentrales Element der Bedarfsanalyse ist die Mitarbeiterbefragung. Mit dieser werden die Beschäftigten zunächst einmal über das Vorhaben informiert. Zudem werden sie meist erstmalig beratend eingebunden. Manche Betriebe nutzen die Befragung auch dazu, auf vorhandene Mobilitätsangebote aufmerksam zu machen und für deren Nutzung zu motivieren.<br />
<br />
Weitere Möglichkeiten der Bedarfsanalyse sind<br />
<br />
* Wohnstandort- und Erreichbarkeitsanalysen,<br />
* Analyse der Dienst- und Geschäftsreisen,<br />
* Befragungen und Workshops.<br />
<br />
'''Informationskanäle'''<br />
<br />
Die am häufigsten genutzten Informationskanäle im Mobilitätsmanagement sind die Versendung von Tipps und Hinweisen per E-Mail und Informationsangebot im Intranet.<br />
In produzierenden Betrieben ist nach wie vor das "Schwarze Brett" der beste Ort, um die Mitarbeiter, die keinen Zugang zu einem PC haben, auf bestimmte Angebote und Informationen hinzuweisen.<br />
<br />
In vielen Betrieben werden mittlerweile elektronische Infotafeln z. B. im Eingangsbereich des Unternehmens genutzt, um Mitarbeiter, aber auch Kunden, auf die Mobilitätsangebote des Unternehmens aufmerksam zu machen (z. B. Fahrplan des ÖPNV). Auch Tischaufsteller zum Beispiel in der Kantine über die Mitfahrbörse helfen, das Gesprächsthema auf den Tisch zu bringen. First Mover unter den Mitarbeitern können als Botschafter das Schneeballsystem anwenden und in ihren jeweiligen Abteilungen unter den Kollegen wirken, in dem sie als Vorbild und als thematischer Ansprechpartner laufend für die Kollegen da sind.<br />
<br />
'''Anreize'''<br />
<br />
Die Veränderungsbereitschaft der meisten Menschen ist gering. Daher sind oft nur wenige bereit, neue Mobilitätsformen auszuprobieren oder auf den Umweltverbund umzusteigen. Mit guten Informationen und gezielten Anreizen können Mitarbeiter jedoch zum Umdenken und Mitmachen motiviert werden. Beispiele aus der betrieblichen Praxis sind:<br />
<br />
* Belohnungen für Fahrgemeinschaften z. B. durch das Bereitstellen von reservierten Parkplätzen im Eingangsbereich bzw. in bevorzugter Lage,<br />
* Durchführung von Wettbewerben und Lotterien, mit denen der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel honoriert wird,<br />
* Angebot von Radfahrer- und/oder Fahrgemeinschafts-Cafes, die ebenfalls als Belohnung wirken, aber auch den Erfahrungsaustausch der Kollegen befördern,<br />
* Kombination des Betriebsrad-Leasings mit Serviceleistungen des Betriebs (Bezuschussung der Versicherung, Aktionstag im Frühjahr, Wartung und Reparatur).<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Das Verhalten der Führungskräfte hat großen Einfluss auf das Verhalten der Beschäftigten. Ist der Geschäftsführer ein passionierter Fahrradfahrer, wird es deutlich leichter fallen, Mitarbeiter zum Umstieg aufs Fahrrad zu überzeugen. Natürlich wird es nicht möglich sein, alle Geschäftsführer zu Fahrradfahrern zu machen. Es sollte aber mit den Führungskräften besprochen werden, in welcher Weise sie eine Vorbildfunktion übernehmen(z. B. Nutzung der Bahn statt des Flugzeugs, Fahrradfahren, privates Elektroauto usw.).<br />
* Die Informationsflut nimmt auch in Betrieben zu, E-Mails werden von vielen Beschäftigten nicht mehr richtig wahrgenommen. Einige Betriebe versenden deshalb wichtige Informationen mit der Gehaltsabrechnung. Damit wird dem Beschäftigten signalisiert, dass es sich hier um ein Anliegen handelt, das der Geschäftsleitung besonders wichtig ist.<br />
* Durch die Teilnahme an Projekten oder Zertifizierungen, kann die Dynamik des Veränderungsprozesses erheblich gesteigert werden. Wenn alle gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten steigert dies die Motivation und Einsatzbereitschaft.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
* Die UmweltBank motiviert ihre Mitarbeiter mit der jährlichen Aktion "Banker on Bike", das Fahrrad als Verkehrsmittel zur Arbeit zu wählen. Für jeden zwischen Wohnort und Arbeitsplatz geradelten Kilometer spendet die UmweltBank einen Euro für ökologische und soziale Projekte. Die Mitarbeiter schlagen selbst Projekte vor und stimmen darüber ab, an welche Organisationen die finanzielle Unterstützung fließt. Im Jahr 2017 radelten die "Banker on Bike" bereits zum 16. Mal und legten rund 32.000 Kilometer zurück, was gemäß ADFC-Rechner im Internet einer CO2-Einsparung von 5.869 Kilogramm entspricht. Drei ausgewählte Projekte erhielten jeweils einen Teil der auf 35.000 Euro aufgerundeten Spendensumme. Für kürzere Dienststrecken oder private Fahrten wurden außerdem Bambus-Dienstfahrräder angeschafft.<br />
* Das Dienstleistungsunternehmen PRIOR1 hat in St. Augustin bei Bonn etwa 50 Mitarbeiter. Diese legen jährlich circa eine Million Kilometer auf Dienstreisen innerhalb Deutschlands zurück – überwiegend mit Dienstwagen. Die hierdurch verursachten CO2-Emissionen werden bereits vollständig kompensiert. Um dem Grundsatz "Vermeiden vor Kompensieren" gerecht zu werden, wurden weitere Maßnahmen zur Senkung der Emissionen entwickelt. So beinhaltet das aktuelle Mobilitätskonzept u. a. anderem ein Anreizsystem zum freiwilligen Verzicht auf einen eigenen Dienstwagen und stattdessen der Nutzung einer Bahncard 100 1. Klasse. Es wurde ermittelt, dass dadurch deutliche Ersparnisse für das Unternehmen entstehen. Die eingesparten Kosten werden dem Mitarbeiter zu 50 Prozent als zusätzlicher Gehaltsbestandteil ausgezahlt. Ferner wurde für Mitarbeiter, die nicht vollständig auf ihren Firmenwagen verzichten wollen bzw. können, ein Anreiz zur Nutzung der Bahn geschaffen, indem Prämien je nach jährlich mit der Bahn zurückgelegten Kilometern ausgezahlt werden.<br />
* Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat für ihr betriebliches Mobilitätsmanagement eine Reihe von Angeboten entwickelt. Um sicherzustellen, dass die Beschäftigten über verschiedene Kanäle entsprechend informiert werden, wurde eine Mobilitätskoordinatorin eingesetzt. Zur Einführung des Job-Tickets wurden für alle Beschäftigten Informationstage inkl. persönlicher Beratung durchgeführt. Und im Intranet ist eine Rubrik "betriebliches Mobilitätsmanagement" eingerichtet, in der alle Informationen zur Beantragung des Job-Tickets zu finden sind. Ein eigens entwickelter Fahrtkostenrechner ermöglicht den Beschäftigten eine vergleichende Berechnung, wie viel die Fahrt zur Arbeit mit dem Pkw bzw. mit dem Job-Ticket kostet.<br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
* Im Rahmen des Projektes "Mitarbeiter-Motivation zu Nachhaltigkeit (MiMoNa)" wurden zahlreiche betriebliche Beispiele zusammen getragen, mit denen die Mitarbeitermotivation gesteigert werden kann. Allein im Themenbereich "Mobilität" sind dort 50 Beispiele aus der Praxis erläutert [http://www.mimona.de/default.asp?Menue=6&Showliste=107].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
Zahlreiche Praxisbeispiele zur Mitarbeitermotivation in Nachhaltigkeitsprojekten finden sich auf der Projektseite MiMoNa [http://www.mimona.de/default.asp?Menue=6&Showliste=107].<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
In der Literatur des Change Management gibt es zahlreiche Handbücher, teilweise mit sehr konkreten Methodenbeschreibungen, z. B.<br />
<br />
* Rohm, A. (Hrsg.) (2015, 6. Auflage): Change-Tools. Erfahrene Prozessberater präsentieren wirksame Workshop-Interventionen, managerSeminare Verlag, Bonn <br />
* Deutinger, G. (2013): Kommunikation im Change. Erfolgreich kommunizieren in Veränderungsprozessen. Springer Gabler Verlag, Wiesbaden</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Interne_Kommunikation&diff=1114Interne Kommunikation2018-09-13T07:44:51Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:Kommunikation Stakeholder geralt pixabay.png|thumb|500px|(Bildquelle: geralt - pixabay)]]<br />
<br />
Der Erfolg eines betrieblichen Mobilitätsmanagementsystems hängt wesentlich davon ab, wie die Mitarbeiter eingebunden werden. Im Change Management werden dafür zwei Wege unterschieden:<br />
Im Top-Down-Ansatz sind die Führungskräfte Initiator der Veränderung. Sie erklären Anlass, Vision, Ziele und Rahmenbedingungen des Veränderungsprozesses. Die Mitarbeiter erhalten in diesem Ansatz nur geringe Möglichkeiten der Beteiligung.<br />
Im Bottom-Up-Ansatz werden Ziele und Rahmenbedingungen von den Führungskräften definiert. In diesem Rahmen haben Mitarbeiter weitreichende Möglichkeiten der Ausgestaltung und Anpassung von Maßnahmen an ihren Arbeitsbereich.<br />
<br />
Idealerweise werden beide Ansätze miteinander kombiniert. Je nach Veränderungsbereich, Betroffenheit und Phase des Veränderungsprozesses verändert sich dabei die Gewichtung. Beim Start in ein betriebliches Mobilitätsmanagement werden in der Praxis meistens Elemente des Bottom-Up-Ansatzes angewendet. Zum einen können strenge Vorgaben der Geschäftsleitung nur in Teilen des Mobilitätsmanagements (z. B. Vorgaben für Reisetätigkeiten siehe Dienst- und Geschäftsreisen oder zur Nutzung von betrieblichen Pkw siehe Green Car Policy) stringent begründet werden. Zum anderen zeigen die bisherigen Projekte im Mobilitätsmanagement, dass sich viele Mitarbeiter gerne bei Mobilitätsfragen einbinden lassen. Häufig kommt sogar der Impuls zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements aus der Belegschaft oder deren Vertretung (Betriebs- und Personalräte).<br />
<br />
Viele Betriebe nutzen zudem das betriebliche Mobilitätsmanagement im Rahmen einer Strategie zur Sicherung und Gewinnung von Fachkräften. Die aktive Einbindung der Belegschaft in den Aufbau des Mobilitätsmanagements erscheint vor diesem Hintergrund nicht nur notwendig, sondern bietet dem Betrieb erhebliche Chancen zur Mitarbeitermotivation. <br />
Im Change Management wird häufig in Stufen der Mitarbeitereinbindung unterschieden:<br />
<br />
* Informieren: Mitarbeiterinformationen z. B. über Angebote und Maßnahmen des Mobilitätsmanagements (z. B. per E-Mail, Infotafeln, Intranet, Gehaltsabrechnung),<br />
* Motivieren: Mitarbeiter konkret ansprechen und zu bestimmten Verhaltensänderungen (z. B. Umstieg auf das Fahrrad) anregen (z. B. durch gezielte Anreize),<br />
* Anwenden: Mitarbeiter befähigen, bestimmte Veränderungsschritte zu unternehmen (z. B. durch die Einweisung in die Nutzung eines neuen Elektroautos oder durch Schulungen zur Nutzung des Corporate Car-Sharing),<br />
* Beraten: Mitarbeiter bei wichtigen Entscheidungsschritten einbinden (z. B. im Rahmen von Befragungen, Workshops o. ä.),<br />
* Entwickeln: Mitarbeitern bei der Ausgestaltung von Teilaufgaben oder Einzelmaßnahmen freie Hand lassen (z. B. bei der Durchführung eines Aktionstages für nachhaltige Mobilität).<br />
<br />
In der Praxis kommt es darauf an, für jeden Entwicklungsschritt des Mobilitätsmanagements und für verschiedene Personenkreise im Betrieb den jeweils geeigneten Grad der Einbindung zu finden.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Analyse des Bedarfs'''<br />
<br />
Die Analyse der Mobilität der Beschäftigten bei Arbeitswegen, Dienst- und Geschäftsreisen gehört zu den Grundlagen eines jeden Mobilitätskonzeptes (s. auch Analysen).<br />
Ein zentrales Element der Bedarfsanalyse ist die Mitarbeiterbefragung. Mit dieser werden die Beschäftigten zunächst einmal über das Vorhaben informiert. Zudem werden sie meist erstmalig beratend eingebunden. Manche Betriebe nutzen die Befragung auch dazu, auf vorhandene Mobilitätsangebote aufmerksam zu machen und für deren Nutzung zu motivieren.<br />
<br />
Weitere Möglichkeiten der Bedarfsanalyse sind<br />
<br />
* Wohnstandort- und Erreichbarkeitsanalysen,<br />
* Analyse der Dienst- und Geschäftsreisen,<br />
* Befragungen und Workshops.<br />
<br />
'''Informationskanäle'''<br />
<br />
Die am häufigsten genutzten Informationskanäle im Mobilitätsmanagement sind die Versendung von Tipps und Hinweisen per E-Mail und Informationsangebot im Intranet.<br />
In produzierenden Betrieben ist nach wie vor das "Schwarze Brett" der beste Ort, um die Mitarbeiter, die keinen Zugang zu einem PC haben, auf bestimmte Angebote und Informationen hinzuweisen.<br />
<br />
In vielen Betrieben werden mittlerweile elektronische Infotafeln z. B. im Eingangsbereich des Unternehmens genutzt, um Mitarbeiter, aber auch Kunden, auf die Mobilitätsangebote des Unternehmens aufmerksam zu machen (z. B. Fahrplan des ÖPNV). Auch Tischaufsteller zum Beispiel in der Kantine über die Mitfahrbörse helfen, das Gesprächsthema auf den Tisch zu bringen. First Mover unter den Mitarbeitern können als Botschafter das Schneeballsystem anwenden und in ihren jeweiligen Abteilungen unter den Kollegen wirken, in dem sie als Vorbild und als thematischer Ansprechpartner laufend für die Kollegen da sind.<br />
<br />
'''Anreize'''<br />
<br />
Die Veränderungsbereitschaft der meisten Menschen ist gering. Daher sind oft nur wenige bereit, neue Mobilitätsformen auszuprobieren oder auf den Umweltverbund umzusteigen. Mit guten Informationen und gezielten Anreizen können Mitarbeiter jedoch zum Umdenken und Mitmachen motiviert werden. Beispiele aus der betrieblichen Praxis sind:<br />
<br />
* Belohnungen für Fahrgemeinschaften z. B. durch das Bereitstellen von reservierten Parkplätzen im Eingangsbereich bzw. in bevorzugter Lage,<br />
* Durchführung von Wettbewerben und Lotterien, mit denen der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel honoriert wird,<br />
* Angebot von Radfahrer- und/oder Fahrgemeinschafts-Cafes, die ebenfalls als Belohnung wirken, aber auch den Erfahrungsaustausch der Kollegen befördern,<br />
* Kombination des Betriebsrad-Leasings mit Serviceleistungen des Betriebs (Bezuschussung der Versicherung, Aktionstag im Frühjahr, Wartung und Reparatur).<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Das Verhalten der Führungskräfte hat großen Einfluss auf das Verhalten der Beschäftigten. Ist der Geschäftsführer ein passionierter Fahrradfahrer, wird es deutlich leichter fallen, Mitarbeiter zum Umstieg aufs Fahrrad zu überzeugen. Natürlich wird es nicht möglich sein, alle Geschäftsführer zu Fahrradfahrern zu machen. Es sollte aber mit den Führungskräften besprochen werden, in welcher Weise sie eine Vorbildfunktion übernehmen(z. B. Nutzung der Bahn statt des Flugzeugs, Fahrradfahren, privates Elektroauto usw.).<br />
* Die Informationsflut nimmt auch in Betrieben zu, E-Mails werden von vielen Beschäftigten nicht mehr richtig wahrgenommen. Einige Betriebe versenden deshalb wichtige Informationen mit der Gehaltsabrechnung. Damit wird dem Beschäftigten signalisiert, dass es sich hier um ein Anliegen handelt, das der Geschäftsleitung besonders wichtig ist.<br />
* Durch die Teilnahme an Projekten oder Zertifizierungen, kann die Dynamik des Veränderungsprozesses erheblich gesteigert werden. Wenn alle gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten steigert dies die Motivation und Einsatzbereitschaft.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
* Die UmweltBank motiviert ihre Mitarbeiter mit der jährlichen Aktion "Banker on Bike", das Fahrrad als Verkehrsmittel zur Arbeit zu wählen. Für jeden zwischen Wohnort und Arbeitsplatz geradelten Kilometer spendet die UmweltBank einen Euro für ökologische und soziale Projekte. Die Mitarbeiter schlagen selbst Projekte vor und stimmen darüber ab, an welche Organisationen die finanzielle Unterstützung fließt. Im Jahr 2017 radelten die "Banker on Bike" bereits zum 16. Mal und legten rund 32.000 Kilometer zurück, was gemäß ADFC-Rechner im Internet einer CO2-Einsparung von 5.869 Kilogramm entspricht. Drei ausgewählte Projekte erhielten jeweils einen Teil der auf 35.000 Euro aufgerundeten Spendensumme. Für kürzere Dienststrecken oder private Fahrten wurden außerdem Bambus-Dienstfahrräder angeschafft [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Das Dienstleistungsunternehmen PRIOR1 hat in St. Augustin bei Bonn etwa 50 Mitarbeiter. Diese legen jährlich circa eine Million Kilometer auf Dienstreisen innerhalb Deutschlands zurück – überwiegend mit Dienstwagen. Die hierdurch verursachten CO2-Emissionen werden bereits vollständig kompensiert. Um dem Grundsatz "Vermeiden vor Kompensieren" gerecht zu werden, wurden weitere Maßnahmen zur Senkung der Emissionen entwickelt. So beinhaltet das aktuelle Mobilitätskonzept u. a. anderem ein Anreizsystem zum freiwilligen Verzicht auf einen eigenen Dienstwagen und stattdessen der Nutzung einer Bahncard 100 1. Klasse. Es wurde ermittelt, dass dadurch deutliche Ersparnisse für das Unternehmen entstehen. Die eingesparten Kosten werden dem Mitarbeiter zu 50 Prozent als zusätzlicher Gehaltsbestandteil ausgezahlt. Ferner wurde für Mitarbeiter, die nicht vollständig auf ihren Firmenwagen verzichten wollen bzw. können, ein Anreiz zur Nutzung der Bahn geschaffen, indem Prämien je nach jährlich mit der Bahn zurückgelegten Kilometern ausgezahlt werden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat für ihr betriebliches Mobilitätsmanagement eine Reihe von Angeboten entwickelt. Um sicherzustellen, dass die Beschäftigten über verschiedene Kanäle entsprechend informiert werden, wurde eine Mobilitätskoordinatorin eingesetzt. Zur Einführung des Job-Tickets wurden für alle Beschäftigten Informationstage inkl. persönlicher Beratung durchgeführt. Und im Intranet ist eine Rubrik "betriebliches Mobilitätsmanagement" eingerichtet, in der alle Informationen zur Beantragung des Job-Tickets zu finden sind. Ein eigens entwickelter Fahrtkostenrechner ermöglicht den Beschäftigten eine vergleichende Berechnung, wie viel die Fahrt zur Arbeit mit dem Pkw bzw. mit dem Job-Ticket kostet [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
* Im Rahmen des Projektes "Mitarbeiter-Motivation zu Nachhaltigkeit (MiMoNa)" wurden zahlreiche betriebliche Beispiele zusammen getragen, mit denen die Mitarbeitermotivation gesteigert werden kann. Allein im Themenbereich "Mobilität" sind dort 50 Beispiele aus der Praxis erläutert [http://www.mimona.de/default.asp?Menue=6&Showliste=107].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
Zahlreiche Praxisbeispiele zur Mitarbeitermotivation in Nachhaltigkeitsprojekten finden sich auf der Projektseite MiMoNa [http://www.mimona.de/default.asp?Menue=6&Showliste=107].<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
In der Literatur des Change Management gibt es zahlreiche Handbücher, teilweise mit sehr konkreten Methodenbeschreibungen, z. B.<br />
<br />
* Rohm, A. (Hrsg.) (2015, 6. Auflage): Change-Tools. Erfahrene Prozessberater präsentieren wirksame Workshop-Interventionen, managerSeminare Verlag, Bonn <br />
* Deutinger, G. (2013): Kommunikation im Change. Erfolgreich kommunizieren in Veränderungsprozessen. Springer Gabler Verlag, Wiesbaden</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Kunden-_und_Besucherverkehre&diff=1113Kunden- und Besucherverkehre2018-09-13T07:43:51Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Die Kunden- und Besucherverkehre verursachen in vielen Betrieben ein nicht unerhebliches Verkehrsaufkommen:<br />
<br />
* Veranstaltungszentren wie Messen und Tagungsstätten, aber auch Sportstadien und Konzerthallen, müssen regelmäßig große Besucherströme organisieren. Die meisten Häuser weisen im Bereich der Parkplatzorganisation und bei der Einbeziehung des öffentlichen Verkehrs einen hohen Reifegrad auf. Elektromobilität und Sharing-Ansätze sind für die Organisatoren aktuelle Herausforderungen, die eine Überarbeitung und Modernisierung der Mobilitätskonzepte erfordern.<br />
* Unternehmen mit Werksverkauf müssen hohe Kundenströme auffangen, für die der Platz am Standort teils nicht ausreicht. Zudem entsteht häufig ein Konflikt mit den Mitarbeitern, die ebenfalls möglichst kostenlos auf dem Werksgelände parken möchten.<br />
* Einzelhandel, Krankenhäuser und Flughäfen sind bestrebt, ihren Kunden ausreichende Parkmöglichkeiten zu bieten. Immer mehr Unternehmen aus diesen Branchen möchten die Erreichbarkeit für ihre Kunden verbessern, um im Wettbewerb Vorteile zu erringen. Bring- und Holservices, hochwertige Fahrradabstellanlagen und Elektroladesäulen sind erste Zeichen eines Trends, der sich derzeit verstärkt.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:Maps smartphone albersHeinemann pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: albersHeinemann - pixabay)]]<br />
<br />
'''Ausweitung des Mobilitätsangebots'''<br />
<br />
Um Kunden und Besuchern ein möglichst breites Mobilitätsangebot zu ermöglichen, bieten sich zum Beispiel folgende Ansätze an: <br />
<br />
* Services für Fahrräder, wie z.B. hochwertige Abstellanlagen, Ladestationen für Pedelecs, Bereitstellung von Luftpumpen,<br />
* Verleih von Lastenrädern,<br />
* Hol- und Bringedienste für immobile Kundenkreise,<br />
* Elektroladesäulen in exponierter Lage.<br />
<br />
'''Informationen im Netz'''<br />
<br />
Barrierefreie und aktuelle Informationen im Internet über Öffnungszeiten und Parkplatzangebote sind für dienstleistungsorientierte Unternehmen selbstverständlich. Mit einer Ausweitung des Mobilitätsangebotes signalisieren Betriebe ihren Kunden Alleinstellungsmerkmale, die Einfluss auf die Kundenstruktur nehmen können.<br />
<br />
'''Einsatz von Anreise-Apps'''<br />
<br />
Es gibt mittlerweile zahlreiche Apps, die sich auf die Webseiten integrieren lassen, und die den Kunden Informationen zur Anreise mit verschiedenen Verkehrsmitteln bieten.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Unternehmen mit einem hohen Besucheraufkommen sollten bei der Erstellung eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes abwägen, welche Zielgruppen vorrangig bearbeitet werden sollen. Es kann durchaus Sinn ergeben, sich im Zuge einer Fachkräftestrategie auf die Mitarbeiter und deren Mobilität (Arbeitswege) zu konzentrieren und entsprechende Angebote aufzubauen. Soll das Konzept auch für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden (z. B. als Beitrag zum Klimaschutz) sollten dabei die - bilanziell vermutlich wesentlich bedeutenderen - Besucherströme nicht ausgeklammert bleiben.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Deutschlands größtes Musikfestival Rock am Ring setzt zur Optimierung der Besucherströme auf ein interaktives Anreisetool (Green Mobility). Damit können Festivalbesucher ihre Anreise mit verschiedensten Verkehrsmitteln planen. Dank der in die Karte eingebundenen Park- und Campingflächen können diese ganz einfach gefunden werden. Um die geänderte Verkehrsführung während des Festivals zu berücksichtigen, werden Autofahrern die letzten Kilometer nach Himmelsrichtungen gebündelt dargestellt. Durch eine in das Tool eingebundene Umfrage zur Anreiseplanung erhalten sowohl der Veranstalter als auch die Besucher Live-Informationen über die zu erwartenden Anreisespitzen. Auch der festivaleigene Sonderverkehr ist in das Anreisetool integriert. Weitere Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1112Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-13T07:43:19Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro.<ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. <ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück.<ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral. Weitere Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Corporate_Car-Sharing&diff=1111Corporate Car-Sharing2018-09-13T07:42:12Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Corporate Car-Sharing bezeichnet die gemeinschaftliche Nutzung eines firmeninternen Fahrzeugpools. Es stellt somit einen wichtigen Baustein in einem systematischen betrieblichen Mobilitätsmanagement dar, der im Fuhrpark angesiedelt werden kann. Weil Mitarbeiter die Fahrzeuge auch nach Dienstschluss privat nutzen können, werden die Standzeiten dieser Fahrzeuge auf dem Unternehmensparkplatz minimiert und die Fahrzeuge sind besser ausgelastet.<br />
<br />
Folgende Gründe sprechen für diesen Ansatz:<br />
<br />
* Ökologische Vorteile: Effiziente Nutzung der vorhandenen Fahrzeuge führt zu CO2-Einsparungen im Betrieb.<br />
* Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge: Privatfahrten müssen durch die Mitarbeiter bezahlt werden und tragen zu zusätzlicher Auslastung der Fahrzeuge bei.<br />
* Mitarbeitermotivation und -bindung: Ein Mitarbeiter kann das Auto mitnehmen, um einen größeren Einkauf zu tätigen oder am Wochenende damit einen Ausflug planen. Somit kann mitunter auf die Anschaffung eines eigenen Autos oder Zweitwagens verzichtet werden.<br />
* Erleichterter Einstieg in die Elektromobilität: Das Konzept des Corporate Car-Sharings bietet sich insbesondere zur Nutzung von Elektrofahrzeugen an.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Prüfung des vorhandenen Fuhrparks/Analyse<br />
<br />
Um die Möglichkeiten eines Corporate Car-Sharings zu überprüfen, ist eine vorherige Analyse des Fuhrparks sinnvoll. Dabei sollen die aktuelle Situation erfasst und mögliche Nutzenpotenziale aufgezeigt werden (siehe auch [[Fuhrpark]]).<br />
<br />
'''Entscheidung für firmeninternes Fahrzeugpooling oder externen Anbieter<br />
<br />
Beide Varianten können unter dem Begriff Corporate Car-Sharing verstanden werden. Die firmeninterne Variante bedeutet in der Regel mehr Aufwand für den Betrieb und die beteiligten Mitarbeiter, da steuerrechtliche Fragestellungen, z. B. bei der Abrechnung, zu beachten sind. Aus diesem Grunde wird oftmals ein externer Anbieter hinzugezogen, der neben Leasing-Fahrzeugen entsprechende Organisations-Software bereitstellen kann und sich um die Abrechnungsformalitäten kümmert. Der Betrieb der erforderlichen technischen Einrichtungen (z. B. Buchungsapp, Öffnungsmechanismus im Auto) ist Bestandteil der Dienstleistung.<br />
<br />
'''Einrichtung und Schulung der Mitarbeiter<br />
<br />
Um eine erfolgreiche Implementierung von Corporate Car-Sharing zu gewährleisten, sollte die Nutzung der Fahrzeuge im Rahmen einer Dienstreise-Regelung (siehe auch [[Dienst- und Geschäftsreisen]]) verankert werden. Zudem bedarf es einer gezielten Schulung aller Mitarbeiter, so dass diese den Buchungsvorgang kennenlernen und auch bereit sind, private Fahrten damit zu tätigen.<br />
<br />
'''Ausblick<br />
<br />
Perspektivisch muss die Nutzung der Corporate Car-Sharing-Fahrzeuge nicht auf die Mitarbeiter des Unternehmens beschränkt sein. Für Privatfahrten ließe sich eine Erweiterung auf Familienmitglieder der Mitarbeiter oder Anwohner in direkter Nachbarschaft in Betracht ziehen. Weiterhin sind Kooperationen mit anderen Betrieben aus demselben Gebäude oder im benachbarten Gewerbegebiet denkbar. In weiterentwickelten Konzepten testen benachbarte Betriebe und die Gemeinde bereits den überbetrieblichen Pooling-Ansatz. Dies eröffnet insbesondere ländlichen Gebieten die Chance flächenverfügbarer auch für private Fahrten in der Freizeit auf Leihfahrzeuge zurückgreifen zu können.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
'''Beispielhafter Prozess der Fahrzeugreservierung und -nutzung:<br />
<br />
Der Mitarbeiter reserviert in einer Buchungssoftware am Handy oder Computer ein Fahrzeug für die gewünschte Buchungszeit. Bei Privatfahrten werden dem Mitarbeiter sogleich die voraussichtlichen Kosten angezeigt. Zum gewünschten Zeitpunkt kann das Fahrzeug mittels einer App oder eines auf dem Führerschein angebrachten Chips geöffnet werden. Die Abrechnung erfolgt automatisch. Fahrzeugdaten wie Nutzungszeitraum, Kilometerstand und Ladezustand bei Elektrofahrzeugen werden von der Buchungssoftware erfasst und ausgewertet. Somit muss kein separates Fahrtenbuch geführt werden.<br />
<br />
'''Verwandte Konzepte und Begrifflichkeiten<br />
<br />
* Car-Sharing allgemein bezeichnet laut Bundesverband Car-Sharing (bcs) die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen [https://www.carsharing.de/alles-ueber-carsharing/was-ist-carsharing]. Darunter fallen verschiedene Organisationsformen wie Car-Sharing eines privaten Anbieters, kommunale Konzepte, Corporate Car-Sharing oder privates Car-Sharing als das Teilen von Fahrzeugen unter Bekannten. In Abgrenzung dazu lässt sich die herkömmliche Autovermietung nennen, die langfristigere Konditionen bietet.<br />
* Beim Business Car-Sharing wird der eigene Fuhrpark reduziert und stattdessen eine Kooperation mit einem lokalen Car-Sharing-Anbieter eingegangen. Die Mitarbeiter können die Fahrzeuge bedarfsgerecht zu gewerblichen Zwecken nutzen.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Der Finanzdienstleister AXA hat 2014 mit der Einführung eines Corporate Car-Sharing begonnen. Ausgehend von der Hauptverwaltung in Köln umfasst der Fahrzeugpool aktuell 17 Fahrzeuge an sechs Standorten bundesweit. Darunter ist auch ein E-Fahrzeug. Die Fahrzeuge können zu jeder Zeit dienstlich genutzt werden und abends und am Wochenende von den Mitarbeitern zur Privatnutzung gegen ein Entgelt gebucht werden. Das Leasing der Fahrzeuge und die Vertragsverwaltung übernimmt das AXA Fuhrparkmanagement; das operative Handling erfolgt durch den Kooperationspartner.<br />
* Die Stadtverwaltung Paderborn hat im Rahmen eines umfassenden betrieblichen Mobilitätskonzepts einen Fahrzeugpool eingerichtet, mit dem der gesamte dienstliche Verkehr abgewickelt werden soll. Für eine zusätzliche Auslastung der Fahrzeuge können die Mitarbeiter diese auch zu privaten Zwecken nutzen. Das System erfährt unter den Mitarbeitern hohe Akzeptanz und soll perspektivisch auf andere Standorte ausgeweitet werden. Weitere Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links<br />
<br />
* Bundesverband Car-Sharing [https://www.carsharing.de/]<br />
* Netzwerk intelligente Mobilität [https://www.nimo.eu/de/Willkommen]<br />
<br />
'''Quellen<br />
<br />
* Becher, A., Renner, T.. u. Tippelskirch, M. (Hrsg.) (2016): Shared E-Fleet - Fahrzeugflotten wirtschaftlich betreiben und gemeinsam nutzen. Praxisleitfaden IT-Systeme und Betreibermodelle für das intelligente Management von (Elektro-)Fahrzeugflotten. Fraunhofer Verlag, Stuttgart.<br />
* Fleury, S., Tom, A., Jamet, E. u. Colas-Maheux, E. (2017): What drives corporate carsharing acceptance? A French case study. In: Transportation Research Part F: Traffic Psychology and Behaviour 45, S. 218-227.<br />
* Natzke, N. u. Krause, T. (Hrsg.)(2015): Shared E-Fleet. Business Car Sharing der Zukunft. IKT für Elektromobilität</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Elektromobilit%C3%A4t&diff=1110Elektromobilität2018-09-13T07:41:16Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>In den Betrieben gewinnt das Thema Elektromobilität an Bedeutung. Im Jahr 2017 gab es knapp 25.000 Neuzulassungen von Elektroautos, was einer Steigerung von 117 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht <ref>Statista, [https://de.statista.com/statistik/daten/studie/223040/umfrage/neuzulassungen-fuer-pkw-mit-alternativen-antrieben-in-deutschland/ Anzahl der Neuzulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben in Deutschland im Jahr 2017]</ref><ref>Website der Automobilindustrie, [https://www.vda.de/de/themen/innovation-und-technik/elektromobilitaet/elektromobilitaet-in-deutschland.html Elektromobilität], aufgerufen am 12.09.2018</ref>. Viele Fuhrparkleiter prüfen den Einsatz von Elektroautos in ihrer Flotte. Zudem planen zahlreiche Unternehmen den Bau von Ladeinfrastruktur auf dem Betriebsstandort. Die Elektrifizierung des Fuhrparks gehört derzeit zu den wichtigsten Anlässen für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements. Auch in den Maßnahmenkonzepten vieler Betriebe tauchen Elektromobilität und alternative Antriebe immer öfter auf.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Ladeinfrastruktur'''<br />
<br />
Bund und Länder stellen derzeit Fördermittel zur Verfügung, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität in Deutschland voranzutreiben. In vielen Kommunen und Regionen werden – unterstützt durch ein Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums – Elektromobilitätskonzepte erstellt, in deren Rahmen der Bedarf an Ladeinfrastruktur ermittelt und Strategien zur flächendeckenden Versorgung erarbeitet werden [https://www.ptj.de/elektromobilitaet-bmvi/konzepte].<br />
<br />
Sowohl die Förderprogramme für Elektromobilität als auch die kommunalen Elektromobilitätskonzepte geben den Unternehmen Unterstützung beim Aufbau der nötigen Ladeinfrastruktur. Die Motive der Unternehmen sind unterschiedlich: Wenn Unternehmen eigene Elektroautos in den Fuhrpark integrieren, sollen diese möglichst auf dem Firmengelände geladen werden können. Immer häufiger fragen aber auch Mitarbeiter an, ob sie ihr Elektro-Auto während der Arbeitszeit beim Arbeitgeber aufladen dürfen. Um Synergien zu nutzen, kann fallweise auch die Einrichtung einer „halböffentlichen“ Ladestelle sinnvoll sein, die neben betrieblichen Nutzern auch Dritten Zugang gewährt. Dies ist zudem auch eine steigende Kundenanforderung.<br />
<br />
'''Beschaffung und Betrieb von Elektrofahrzeugen'''<br />
<br />
Die Elektrifizierung der Fuhrparke schreitet voran. In einer Umfrage der IHK Köln gaben xx % [ergänzt JA] der Betriebe an, über den Kauf eines Elektroautos nachzudenken [ergänzt JA]. Zudem gibt es erste Betriebe, die bereits über längere Betriebserfahrungen berichten können.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
[[File:AdobeStock 118080672 Ladestation.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: Feel good studio - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Elektroauto-Rechner'''<br />
<br />
Das Öko-Institut hat im Internet einen Elektromobilitätsrechner bereitgestellt. Mit diesem erhalten Fuhrparkleiter Informationen darüber, wie sich Elektrofahrzeuge am Besten in die Flotte integrieren lassen. Außerdem können Gesamtkosten und CO2-Emissionen berechnet werden [https://emob-flottenrechner.oeko.de/#/].<br />
<br />
'''Elektroautos als Stromspeicher'''<br />
<br />
Elektroautos spielen in den Energieszenarien der Zukunft als Stromspeicher eine zunehmende Rolle. Erste Versuche zeigen, dass Elektroautos zur Stabilisierung der Stromnetze eingesetzt werden können. In vielen Betrieben ist das Lastmanagement mit Hilfe von Elektromobilen bereits seit langem praktizierte Wirklichkeit: Elektrobetriebene Gabelstapler werden nachts aufgeladen, weil dann der Strom besonders günstig ist. Künftig werden die Elektrofahrzeuge des Betriebs und seiner Mitarbeiter in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen und Speichern für ein effektives Lastmanagement genutzt werden können. <ref> Jana Hoeffner, Electrify BW e.V., [https://electrify-bw.de/stromspeicher-trifft-mobilitaet/ Das Elektroauto als Stromspeicher.], 18. Februar 2015</ref><br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* SAP hat eine nachhaltige Unternehmensstrategie und möchte bis 2025 klimaneutral sein. Die Firmenwagenflotte verursacht ca. ein Viertel unserer globalen CO2 Emissionen. Der weltweite Fuhrpark besteht aus ca. 26.000 Fahrzeugen, davon ca. 16.500 Firmenwagen in Deutschland. Ziel ist es, 20 Prozent der Flotte bis 2020 auf E-Fahrzeuge umzustellen und 5.000 elektrisch betriebene Firmenwagen weltweit zu nutzen. Alle Firmenwagen können auch für private Fahrten genutzt werden. Um die CO2-Emissionen des Fuhrparks zu reduzieren gibt es verschiedene Hebel: Im SAP Konzern gibt es ein maximales CO2 Limit von 140 Gramm CO2 pro Kilometer, welches über einen dynamischen Index jedes Jahr geprüft und nach unten angepasst wird. Zudem werden emissions- und verbrauchsarme Fahrzeuge durch eine entsprechende Bonifizierung gefördert. Wir setzen auf eine freiwillige Umstellung der Mitarbeiter/innen auf E-Fahrzeuge und haben daher viele Anreize geschaffen. Zum Beispiel erweitern wir kontinuierlich die Ladeinfrastruktur an verschiedenen SAP Standorten, fördern das Laden zuhause und gewähren einen Bonus für E-Fahrzeuge. Derzeit können SAP Mitarbeiter/innen rund 260 SAP-Ladesäulen an 11 deutschen Standorten nutzen. 170 weitere Ladesäulen sind bis Ende 2018 geplant. Der gesamte Energiebedarf der SAP wird zu 100 Prozent aus Grünstrom gedeckt.<br />
* 2016 hat die Bürgel GmbH ihren Pkw-Fuhrpark vollständig auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Die Fahrzeuge laden in der Regel während der Standzeit und stehen bei fast jeder Fahrt voll geladen zur Verfügung. Weitere Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
* Im Rahmen des Umweltprogramms „greenAOK“ treibt die AOK Baden-Württemberg systematisch die Elektrifizierung ihrer Poolfahrzeuge voran. Bis 2020 sollen über 80 Prozent des Fuhrparks elektrifiziert sein sowie eine einheitliche und vernetzbare Ladesäuleninfrastruktur installiert werden.<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen:<br />
<br />
* Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) (2015): Neue Mobilität für Un-ternehmen. Empfehlungen zum Einsatz von Elektrofahrzeugen. Erfurt [https://www.thega.de/fileadmin/thega/pdf/elektromobilitaet/neue_mobilitaet_fuer_unternehmen_thega_final.pdf]<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) (2015): Elektromobilität in Flotten. Handlungsempfehlungen zur Integration von Elektromobilität in Flotten für Fuhrparkbetreiber. Berlin [http://www.xn--starterset-elektromobilitt-4hc.de/content/1-Bausteine/2-Gewerbeverkehr/elektromobilitaet-in-flotten_handlungsleitfaden.pdf]<br />
<br />
'''Ansprechpartner:<br />
<br />
* B.A.U.M. Consult GmbH, Hamm (Ansprechpartner: Elmar Stevens) [http://www.baumgroup.de/]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Green_Car_Policy&diff=1109Green Car Policy2018-09-13T07:39:59Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Die Car Policy (dt. Dienstwagenordnung) ist ein unternehmensinternes Regelwerk für die Organisation der Fuhrparkaufgaben im Unternehmen. Mit der Car Policy regelt der Betrieb, welcher Mitarbeiter unter welchen Voraussetzungen ein Geschäftsfahrzeug erhalten und nutzen kann. In der Car Policy ist nicht nur die Fuhrparkstruktur – abgestimmt auf die praktischen Bedürfnisse und den Mobilitätsbedarf des Unternehmens – festgelegt. Ihre Inhalte und Vorgaben sind auch ganz entscheidend für die Kosten des Fuhrparks. Die Car Policy sollte stets so zugeschnitten sein, dass sie alle Anforderungen des Unternehmens optimal erfüllt. Auch die Dienstwagengewährung sollte als nicht unwichtiger Mitarbeiter-Motivationsfaktor erhalten bleiben. Neben der Car Policy gibt es den Dienstwagenüberlassungsvertrag, den das Unternehmen mit jedem Fahrer einzeln abschließt und der die konkreten Rechte und Pflichten des Fahrers individuell regelt.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 122222471 Auspuff.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: cunaplus - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Eine Car Policy verfolgt folgende Ziele:<br />
<br />
* Kostentransparenz und Budgetsicherheit für den Fuhrpark<br />
* Hohe Sicherheit, Qualität und Transparenz in den Fuhrparkprozessen<br />
* Hohe Akzeptanz und Motivation bei den Mitarbeitern<br />
* Imagegewinn für Unternehmen durch einen umweltbewussten Außenauftritt<br />
* Berücksichtigung von Vollkosten und möglichen Einsparpotenzialen<br />
<br />
Die Hauptbereiche einer Car Policy gliedern sich folgendermaßen:<br />
<br />
* Vergabe und Nutzung von Fahrzeugen an Mitarbeiter definierter Gruppen<br />
* Definition von Referenzfahrzeugen (Hersteller, Modell, Ausstattung, Kosten- bzw. Budgetbetrachtung)<br />
* Wirtschaftliche Vorgaben (Kostenobergrenzen, Total Cost of Ownership)<br />
<br />
Bereits seit einiger Zeit finden immer mehr Umweltaspekte Eingang in die Car Policies von Unternehmen (Green Car Policy). So sind die CO2-Vorgaben der Europäischen Union, die sich an die Hersteller von Kfz richten, für viele Unternehmen eine Richtschnur für die Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen im Fuhrpark. Angesichts drohender Fahrverbote in Innenstädten, stehen viele Fuhrparkmanager vor neuen Herausforderungen.<br />
<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
Ist eine Car Policy vorhanden bietet diese für das Mobilitätsmanagement des Betriebes erste Hinweise: Nach welchen Kriterien werden Fahrzeuge beschafft? Inwieweit spielen hierbei bereits Umweltaspekte (wie z. B. CO2-Grenzwerte) eine Rolle? Welche Mitarbeiter erhalten einen Dienstwagen? Welche Kosten werden vom Betrieb, welche vom Mitarbeiter übernommen? Für den Mobilitätsmanager sind dies wichtige Hinweise, wenn es um die wirtschaftliche und ökologische Prüfung des Fuhrparks geht. <br />
<br />
In jedem Fall empfiehlt sich ein intensiver Dialog mit dem Dienstwagenberechtigten Personenkreis. Schließlich ist der Dienstwagen häufig ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsvertrages, der nicht einfach aufgekündigt werden kann. Die Weiterentwicklung der Car Policy sollte sich sowohl an den betrieblichen Interessen (Wirtschaftlichkeit, Image) als auch an den Mobilitätsanforderungen der Mitarbeiter (Sicherheit, Komfort, Kosten) orientieren.<br />
<br />
In vielen Fällen lohnt sich die Analyse der mit dem Fahrzeug abgedeckten Reisetätigkeiten. Werden häufig dieselben Strecken gefahren? Befinden sich viele Fahrtstrecken in Städten mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr? Wie hoch sind die Fahrleistungen pro Tag, pro Monat, pro Jahr? Aus diesen Informationen lassen sich Rückschlüsse auf die vorhandenen Mobilitätsalternativen ziehen.<br />
<br />
Häufig kann es für Betrieb und Mitarbeiter von Vorteil sein, auf kleinere oder verbrauchsärmere Fahrzeuge umzusteigen. Bei täglichen Strecken unter 150 Kilometer könnten Elektrofahrzeuge eine wirtschaftliche Alternative sein. Und in manchen Fällen kann es für Betrieb und Mitarbeiter sinnvoller sein, in eine BahnCard 100 (freie Fahrt auf allen Strecken des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs) zu investieren und die betrieblichen (und privaten) Fahrten mit verschiedenen Verkehrsmitteln intermodal zu gestalten. Weiterer Vorteil mit wirtschaftlichen Effekten: Die Fahrtzeiten können im Zug effektiv als Arbeitszeit genutzt werden. Eine Car Policy entwickelt sich somit über eine Green Car Policy zu einer umfassenden Mobility Policy.<br />
<br />
== Tipps und Tricks ==<br />
<br />
Im Internet gibt es zahlreiche Portale mit Informationen zu Car Policies bzw. Dienstwagenordnungen. Dort finden sich auch Muster für Car Policies, die jedoch häufig ohne Kriterien des Umweltschutzes ausformuliert sind. Im Ratgeber "Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement" der Frankfurt Business Media GmbH ist das Muster einer Green Car Policy abgedruckt [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
<br />
Viele Leasinggesellschaften unterstützen ihre Kunden bei der Erstellung und Überarbeitung einer Car Policy.<br />
<br />
Auch Versicherungen bieten oftmals Hilfestellung an [https://www.hdi.global/downloadcenter/DE_de/Fahrzeuge/flotte_und_fuhrpark/fachinfo_kraft_dienstwagenregelung_404-K401.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Mit rund 30.000 allein in Deutschland zugelassenen Pkws und Servicefahrzeugen ist die Firmenflotte der Deutschen Telekom eine der größten Europas. Am 1. April 2010 führte die Telekom Deutschland ihre neue Green Car Policy für Geschäftsfahrzeuge ein und überarbeitete damit ihre bisherige Fahrzeugbeschaffungsstrategie unter ökologischen Aspekten. Die Policy schreibt ein CO2-basiertes Auswahlverfahren für die Beschaffung neuer Geschäftsfahrzeuge vor. Darunter fallen bei der Telekom Fahrzeuge mit privater Nutzungsmöglichkeit, die Beschäftigte aufgrund ihrer Position oder Funktion vom Unternehmen gestellt bekommen. Ziel ist es, die Normemissionswerte neuer Pkws der gesamten Fahrzeugflotte zu senken. Orientierung geben dabei die Grenzwerte der Europäischen Union für Neuwagen. Um die Nutzer von Geschäftsfahrzeugen zur Auswahl verbrauchsarmer Modelle zu motivieren, wurde im Zuge der Green Car Policy ein Bonus-Malus-System eingeführt. Die Beschäftigten werden an den höheren Mobilitätskosten und an der höheren Umweltbelastung durch einen monetären Malus beteiligt, sollten sie sich für ein Fahrzeug mit hohem CO2-Ausstoß entscheiden. Bei der Wahl eines besonders umweltfreundlichen Fahrzeugs erhält der Benutzer einen Bonus in Relation zu den eingesparten Kraftstoffkosten. Damit beteiligt die Telekom ihre Mitarbeiter aktiv an der Erreichung ihrer Klimaschutzziele. Seit 2010 konnte bereits eine Senkung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes neuer Geschäftsfahrzeuge erreicht werden. Der Fuhrpark der Telekom in Deutschland wurde Ende 2010 vom TÜV Rheinland mit dem „Bluefleet“ Siegel für einen CO2-kontrollierten Fuhrpark ausgezeichnet [https://www.cr-bericht.telekom.com/site13/klima-und-umwelt/klimaschonende-mobilitaet].<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der [[Fuhrpark]] immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. Mehr Details und Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt" ].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Literatur'''<br />
<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement 2018. (Frankfurt Business Media) Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Green_Car_Policy&diff=1108Green Car Policy2018-09-13T07:39:40Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Die Car Policy (dt. Dienstwagenordnung) ist ein unternehmensinternes Regelwerk für die Organisation der Fuhrparkaufgaben im Unternehmen. Mit der Car Policy regelt der Betrieb, welcher Mitarbeiter unter welchen Voraussetzungen ein Geschäftsfahrzeug erhalten und nutzen kann. In der Car Policy ist nicht nur die Fuhrparkstruktur – abgestimmt auf die praktischen Bedürfnisse und den Mobilitätsbedarf des Unternehmens – festgelegt. Ihre Inhalte und Vorgaben sind auch ganz entscheidend für die Kosten des Fuhrparks. Die Car Policy sollte stets so zugeschnitten sein, dass sie alle Anforderungen des Unternehmens optimal erfüllt. Auch die Dienstwagengewährung sollte als nicht unwichtiger Mitarbeiter-Motivationsfaktor erhalten bleiben. Neben der Car Policy gibt es den Dienstwagenüberlassungsvertrag, den das Unternehmen mit jedem Fahrer einzeln abschließt und der die konkreten Rechte und Pflichten des Fahrers individuell regelt.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 122222471 Auspuff.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: cunaplus - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Eine Car Policy verfolgt folgende Ziele:<br />
<br />
* Kostentransparenz und Budgetsicherheit für den Fuhrpark<br />
* Hohe Sicherheit, Qualität und Transparenz in den Fuhrparkprozessen<br />
* Hohe Akzeptanz und Motivation bei den Mitarbeitern<br />
* Imagegewinn für Unternehmen durch einen umweltbewussten Außenauftritt<br />
* Berücksichtigung von Vollkosten und möglichen Einsparpotenzialen<br />
<br />
Die Hauptbereiche einer Car Policy gliedern sich folgendermaßen:<br />
<br />
* Vergabe und Nutzung von Fahrzeugen an Mitarbeiter definierter Gruppen<br />
* Definition von Referenzfahrzeugen (Hersteller, Modell, Ausstattung, Kosten- bzw. Budgetbetrachtung)<br />
* Wirtschaftliche Vorgaben (Kostenobergrenzen, Total Cost of Ownership)<br />
<br />
Bereits seit einiger Zeit finden immer mehr Umweltaspekte Eingang in die Car Policies von Unternehmen (Green Car Policy). So sind die CO2-Vorgaben der Europäischen Union, die sich an die Hersteller von Kfz richten, für viele Unternehmen eine Richtschnur für die Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen im Fuhrpark. Angesichts drohender Fahrverbote in Innenstädten, stehen viele Fuhrparkmanager vor neuen Herausforderungen.<br />
<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
Ist eine Car Policy vorhanden bietet diese für das Mobilitätsmanagement des Betriebes erste Hinweise: Nach welchen Kriterien werden Fahrzeuge beschafft? Inwieweit spielen hierbei bereits Umweltaspekte (wie z. B. CO2-Grenzwerte) eine Rolle? Welche Mitarbeiter erhalten einen Dienstwagen? Welche Kosten werden vom Betrieb, welche vom Mitarbeiter übernommen? Für den Mobilitätsmanager sind dies wichtige Hinweise, wenn es um die wirtschaftliche und ökologische Prüfung des Fuhrparks geht. <br />
<br />
In jedem Fall empfiehlt sich ein intensiver Dialog mit dem Dienstwagenberechtigten Personenkreis. Schließlich ist der Dienstwagen häufig ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsvertrages, der nicht einfach aufgekündigt werden kann. Die Weiterentwicklung der Car Policy sollte sich sowohl an den betrieblichen Interessen (Wirtschaftlichkeit, Image) als auch an den Mobilitätsanforderungen der Mitarbeiter (Sicherheit, Komfort, Kosten) orientieren.<br />
<br />
In vielen Fällen lohnt sich die Analyse der mit dem Fahrzeug abgedeckten Reisetätigkeiten. Werden häufig dieselben Strecken gefahren? Befinden sich viele Fahrtstrecken in Städten mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr? Wie hoch sind die Fahrleistungen pro Tag, pro Monat, pro Jahr? Aus diesen Informationen lassen sich Rückschlüsse auf die vorhandenen Mobilitätsalternativen ziehen.<br />
<br />
Häufig kann es für Betrieb und Mitarbeiter von Vorteil sein, auf kleinere oder verbrauchsärmere Fahrzeuge umzusteigen. Bei täglichen Strecken unter 150 Kilometer könnten Elektrofahrzeuge eine wirtschaftliche Alternative sein. Und in manchen Fällen kann es für Betrieb und Mitarbeiter sinnvoller sein, in eine BahnCard 100 (freie Fahrt auf allen Strecken des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs) zu investieren und die betrieblichen (und privaten) Fahrten mit verschiedenen Verkehrsmitteln intermodal zu gestalten. Weiterer Vorteil mit wirtschaftlichen Effekten: Die Fahrtzeiten können im Zug effektiv als Arbeitszeit genutzt werden. Eine Car Policy entwickelt sich somit über eine Green Car Policy zu einer umfassenden Mobility Policy.<br />
<br />
== Tipps und Tricks ==<br />
<br />
Im Internet gibt es zahlreiche Portale mit Informationen zu Car Policies bzw. Dienstwagenordnungen. Dort finden sich auch Muster für Car Policies, die jedoch häufig ohne Kriterien des Umweltschutzes ausformuliert sind. Im Ratgeber "Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement" der Frankfurt Business Media GmbH ist das Muster einer Green Car Policy abgedruckt [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
<br />
Viele Leasinggesellschaften unterstützen ihre Kunden bei der Erstellung und Überarbeitung einer Car Policy.<br />
<br />
Auch Versicherungen bieten oftmals Hilfestellung an [https://www.hdi.global/downloadcenter/DE_de/Fahrzeuge/flotte_und_fuhrpark/fachinfo_kraft_dienstwagenregelung_404-K401.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Mit rund 30.000 allein in Deutschland zugelassenen Pkws und Servicefahrzeugen ist die Firmenflotte der Deutschen Telekom eine der größten Europas. Am 1. April 2010 führte die Telekom Deutschland ihre neue Green Car Policy für Geschäftsfahrzeuge ein und überarbeitete damit ihre bisherige Fahrzeugbeschaffungsstrategie unter ökologischen Aspekten. Die Policy schreibt ein CO2-basiertes Auswahlverfahren für die Beschaffung neuer Geschäftsfahrzeuge vor. Darunter fallen bei der Telekom Fahrzeuge mit privater Nutzungsmöglichkeit, die Beschäftigte aufgrund ihrer Position oder Funktion vom Unternehmen gestellt bekommen. Ziel ist es, die Normemissionswerte neuer Pkws der gesamten Fahrzeugflotte zu senken. Orientierung geben dabei die Grenzwerte der Europäischen Union für Neuwagen. Um die Nutzer von Geschäftsfahrzeugen zur Auswahl verbrauchsarmer Modelle zu motivieren, wurde im Zuge der Green Car Policy ein Bonus-Malus-System eingeführt. Die Beschäftigten werden an den höheren Mobilitätskosten und an der höheren Umweltbelastung durch einen monetären Malus beteiligt, sollten sie sich für ein Fahrzeug mit hohem CO2-Ausstoß entscheiden. Bei der Wahl eines besonders umweltfreundlichen Fahrzeugs erhält der Benutzer einen Bonus in Relation zu den eingesparten Kraftstoffkosten. Damit beteiligt die Telekom ihre Mitarbeiter aktiv an der Erreichung ihrer Klimaschutzziele. Seit 2010 konnte bereits eine Senkung des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes neuer Geschäftsfahrzeuge erreicht werden. Der Fuhrpark der Telekom in Deutschland wurde Ende 2010 vom TÜV Rheinland mit dem „Bluefleet“ Siegel für einen CO2-kontrollierten Fuhrpark ausgezeichnet [https://www.cr-bericht.telekom.com/site13/klima-und-umwelt/klimaschonende-mobilitaet].<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der [[Fuhrpark]] immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. Mehr Details in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt" ].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Literatur'''<br />
<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement 2018. (Frankfurt Business Media) Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fuhrpark&diff=1107Fuhrpark2018-09-13T07:38:16Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Der Fuhrpark ist in vielen betrieblichen Mobilitätskonzepten eine wichtige Größe. Durch ein systematisches Fuhrparkmanagement lassen sich viele Ziele des Mobilitätsmanagements (vor allem die Reduzierung von Treibstoffverbräuchen und damit von Kosten und Umweltbelastungen) unterstützen.<br />
Der Begriff Fuhrpark umfasst die Gesamtheit der Fahrzeuge eines Betriebs:<br />
<br />
* Pkw<br />
* Kleintransporter<br />
* Lkw<br />
<br />
aber auch andere Nutzfahrzeuge, wie Fahrräder, Eisenbahnen sowie [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrpark Kehrmaschinen]. <br />
<br />
Die Betrachtungen im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements konzentrieren sich auf diejenigen Fahrzeuge, mit denen Personen transportiert werden (Personenmobilität in Abgrenzung zum Gütertransport).<br />
In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Fahrzeuge der Personenmobilität (Pkw und Kleintransporter) als Flottenfahrzeuge in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks. Etwa 16.000 Fuhrparks haben mehr als 20 Fahrzeuge. Etwa zehn Prozent des Gesamt-Pkw-Bestandes in Deutschland sind gewerblich. 2017 lag der Anteil der gewerblichen Fahrzeuge an den Neuzulassungen bei 35 Prozent <ref>Website VMF, [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/de/Branche-und-Markt/Flottenmarkt-Deutschland Der deutsche Flottenmarkt.], aufgerufen am 12.09.2018</ref>.<br />
<br />
Vor allem in größeren Fuhrparks (mit mehr als 20 Fahrzeugen) hat sich das Fuhrparkmanagement (auch Flottenmanagement) als eigenständige Profession entwickelt. Es umfasst das Verwalten, Planen, Steuern und Überwachen des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparks]. Für das Fuhrparkmanagement gibt es zahlreiche Handbücher, Zeitschriften, Messen und Angebote der Aus- und Weiterbildung. Die ökonomisch-ökologische Entwicklung der Fuhrparke ist bereits seit langem ein wichtiges Thema in der Branche, da durch den effizienten Einsatz von Treibstoffen wirtschaftliche (Kostensenkung) wie ökologische (Klimaschutz-) Ziele erreicht werden können.<br />
Im Rahmen des Mobilitätsmanagements findet häufig eine Verzahnung des Fuhrparkmanagements mit anderen betrieblichen Bereichen statt. Diese wird auch durch innere und äußere Faktoren vorangetrieben:<br />
<br />
* Die Auslastung der Fahrzeuge ist eine wichtige Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks. Sie hängt aber u. a. auch davon ab, welche anderen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und wie diese von den Mitarbeitern genutzt werden.<br />
* Die Integration der [[Elektromobilität]] ist in vielen Betrieben ein aktuelles Thema. Die damit verbundenen Aufgaben (z. B. Aufbau von Ladeinfrastruktur) erweitern das klassische Gebiet des Fuhrparkmanagers und erfordern Kooperation mit anderen betrieblichen Bereichen.<br />
* Im Rahmen von betrieblichen Klimaschutzbilanzen wird deutlich, welche Bedeutung der Fuhrpark auf den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens hat. Während der Anteil des Fuhrparks in produzierenden Betrieben in der Regel gering ist, steigt er in Dienstleistungs- und vertriebsorientierten Unternehmen deutlich an.<br />
<br />
In einigen Betrieben ist deshalb mit der Einführung eines Mobilitätsmanagements das Aufgabenspektrum des Fuhrparkmanagements erweitert oder mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen verzahnt worden (Dienstreise- bzw. Travel Management).<br />
<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ansatzpunkte für den Fuhrpark im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes beschrieben:<br />
<br />
* [[Green Car Policy]]<br />
* [[Elektromobilität]]<br />
* [[Corporate Car-Sharing]]<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:AdobeStock 92301923 Autoflotte.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: psdesign1 - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Firmenwagen vs. Poolfahrzeuge'''<br />
<br />
Bei der Weiterentwicklung des Fuhrparks im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist es sinnvoll, zwischen personengebunden Fahrzeugen (so genannten Firmen- oder Dienstwagen) und gemeinsam genutzten Fahrzeugen (so genannten Poolfahrzeugen) zu unterscheiden.<br />
<br />
* Firmenwagen werden Führungskräften, leitenden Angestellten und Vertriebsmitarbeitern zur Verfügung gestellt. Wenn diese den Pkw auch für private Zwecke nutzen, erfolgt die Besteuerung dieses Vorteils anhand der so genannten Ein-Prozent-Regelung (s. auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Firmenwagen]). Firmenwagen werden meistens intensiv genutzt (Jahreskilometerleistung > 50.000 Kilometer) und stehen anderen Personen in der Regel nicht zur Verfügung.<br />
* Poolfahrzeuge stehen hingegen mehreren oder allen Mitarbeitern eines Unternehmens für dienstliche Fahrten zur Verfügung. Eine Nutzung für private Zwecke ist nur in Ausnahmen zulässig und unterliegt strengen steuerrechtlichen Regeln. Poolfahrzeuge weisen häufig einen niedrigen Nutzungsgrad auf (Jahreskilometerleistung < 20.000 Kilometer).<br />
<br />
'''Beschaffung von Fahrzeugen'''<br />
<br />
Die Beschaffung der Fahrzeuge ist vor allem bei Firmenwagen, aber auch bei Poolfahrzeugen, eine wichtige Stellgröße für die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Flotte. In vielen Betrieben werden die Modalitäten der Fahrzeugbeschaffung durch eine so genannte Car Policy vorgegeben, d.h. Größe und Ausstattung, aber auch die Nutzung der Fahrzeuge wird an bestimmte Kriterien, wie z. B. Funktion im Betrieb, Einsatzbereich usw. geknüpft. Enthält die Car Policy Ziele und Anforderungen zur ökologischen Optimierung des Fuhrparks (z. B. CO2-Grenzwerte) spricht man von einer Green Car Policy. Da mehr als ein Drittel aller Neuwagen in Deutschland als Flottenfahrzeuge oder Firmenwagen beschafft werden, liegt in der Beeinflussung der der Einkaufskriterien ein erheblicher Hebel hinsichtlich Effizienz und Elektrifizierungsquote.<br />
<br />
Weitere Informationen siehe [[Green Car Policy]]. <br />
<br />
'''Die Fuhrparkanalyse'''<br />
<br />
Die Fuhrparkanalyse ist ein Teil des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparkmanagements]. Die Fuhrparkanalyse bietet einen guten Überblick über den Einsatz des Fuhrparks und ermöglicht damit Verbesserungen bei Tourenplanung, Fahrereinsatz, Kosten und Umweltauswirkungen. <br />
<br />
'''Effizienzsteigerung im Fuhrpark'''<br />
<br />
Aus der Fuhrparkanalyse ergeben sich häufig Möglichkeiten zur ökonomischen und ökologischen Optimierung des Fuhrparks. Häufig genutzte Maßnahmen sind:<br />
<br />
* Steigerung der Auslastung bzw. Anpassung/Flexibilisierung des Bestandes an den Bedarf: Diese Maßnahme ist vor allem im Bereich der Poolfahrzeuge sehr sinnvoll, da diese häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Der Fuhrpark kann mit Hilfe der Fuhrparkanalyse an den Bedarf angepasst, meist verkleinert und Bedarfsspitzen flexibel mit Sharing gelöst werden. Damit werden unnötige Kosten und Materialverbräuche vermieden und Stellflächen reduziert.<br />
* Fahrerschulungen: Durch Schulung des Fahrverhaltens lassen sich bis zu 25 Prozent, im Durchschnitt etwa zehn Prozent, der Treibstoffverbräuche reduzieren. In Fahrerschulungen, die auch mit Fahrsicherheitstrainings kombiniert werden können, lernen die Mitarbeiter eine verbrauchsreduzierte Fahrweise.<br />
* Wartung und Instandhaltung: Durch Reduzierung des Gewichts (z. B. unnötiger Ballast) und Verringerung von Luftwiderständen (z. B. unnötige Aufbauten) wie durch den Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen können Treibstoffverbräuche reduziert werden.<br />
* Routenoptimierung: Bereits mit einem einfachen Navigationsgerät kann der beste Weg zum Ziel gefunden werden. Für komplexere Anforderungen (Terminkoordination, Disposition von Aufträgen) gibt es spezielle Software- und Telematiklösungen, mit denen der Zeit- und Kostenaufwand minimiert werden kann.<br />
<br />
'''Einbindung des Fuhrparks in das Mobilitätsmanagement'''<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement nutzt die in der Fuhrparkanalyse erhobenen Daten, um z. B.<br />
<br />
* den Fuhrpark für weitere Einsatzzwecke und Nutzergruppen zu öffnen (Corporate Car-Sharing) oder<br />
* Möglichkeiten der Umstellung auf alternative Antriebstechnologien (zum Beispiel [[Elektromobilität]]) zu prüfen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Einige Berufsgenossenschaften (wie z. B. die VBG [http://www.vbg.de/DE/3_Praevention_und_Arbeitshilfen/2_Themen/10_Verkehrs_Transportsicherheit/2_Fahrtrainings/2_fahrtrainings_node.html] unterstützen die Durchführung von Fahrsicherheitstrainings finanziell. Diese können auch mit Spritspartrainings kombiniert werden.<br />
* Viele Unternehmen nutzen die VCD Auto-Umweltliste für die Auswahl von Firmenfahrzeugen und als Grundlage für ihre Green Car Policy [https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/vcd-auto-umweltliste/].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der Fuhrpark immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. <br />
* Die Wacker Chemie AG betreibt am Standort Burghausen einen großen firmeneigenen Fahrradpark mit einer werkeigenen Fahrradwerkstatt – seit 1948. Um die langen Wege innerhalb des Betriebsgeländes zurückzulegen, stehen den Mitarbeitern 6.000 Dienstfahrräder zur Verfügung. Wacker fördert mit zwei weiteren Maßnahmen die umweltfreundliche Mobilität: Mit der Beteiligung an der bundesweiten AOK-Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“ und dem Angebot des Dienstrad-Leasings. <br />
* Die Innovationsabteilung MO14 der R+V Versicherung beschäftigt sich mit Zukunftstrends der Mobilität und prüft, wie diese in den Unternehmensalltag übernommen werden können. Dafür wurden unter anderem zwei autonome Shuttles angeschafft, begutachtet, umgebaut und durch die Zulassung begleitet. Mit Hilfe der autonomen Elektroshuttles wird in ganz unterschiedlichen Testfeldern erforscht, wie sich die vier großen Megatrends Elektromobilität, Konnektivität, Share Economy und Autonomes Fahren auf Technik, Wissenschaft und Gesellschaft auswirken. Gemeinsam mit Partnerunternehmen aus Wissenschaft, Industrie und der Start-up-Welt sucht die Abteilung Fragen, die uns in Zukunft begegnen werden und arbeitet bereits heute an den Lösungen von morgen und übermorgen. Daraus leitet das Unternehmen Handlungsfelder für die Zukunft der Kfz-Versicherung ab. <br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"]<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links<br />
* Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/]<br />
* Bundesverband Fuhrparkmanagement [https://www.fuhrparkverband.de/]<br />
* Gemeinschaftsaktion "Neues Fahren – clever, sicher, weiter", u. a. mit Informationen zu Spritspartrainings [http://www.neues-fahren.de/neues-fahren/die_aktion.htm]<br />
* Informationen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), u. a. auch zu Eco Safety Trainings [http://www.ecosafetytrainings.de/]<br />
<br />
'''Quellen<br />
* Pätz, Helmut (Hrsg.) (2011): Fuhrparkmanagement – aus der Praxis für die Praxis, Zertifizierte Fuhrparkmanager legen ihre Erfolgsmethoden offen. Schlütersche Verlag-Gesellschaft, Hannover<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement. Frankfurt Business Media, Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
* Eickelmann, Jens (2017): Wachstumsmotor Elektromobilität – Geschäftsfeldentwicklung und Wachstumsstrategien im Umfeld der Elektromobilität. PHOENIX CONTACT GmbH & CO. KG<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2010): Effizienter Fuhrpark – kostengünstig, um-weltschonend, zukunftssicher. Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Themen/Auto_Umwelt/Flottenmanagement/VCD_Leitfaden_Effizienter_Fuhrpark.pdf].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fuhrpark&diff=1106Fuhrpark2018-09-13T07:38:01Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Der Fuhrpark ist in vielen betrieblichen Mobilitätskonzepten eine wichtige Größe. Durch ein systematisches Fuhrparkmanagement lassen sich viele Ziele des Mobilitätsmanagements (vor allem die Reduzierung von Treibstoffverbräuchen und damit von Kosten und Umweltbelastungen) unterstützen.<br />
Der Begriff Fuhrpark umfasst die Gesamtheit der Fahrzeuge eines Betriebs:<br />
<br />
* Pkw<br />
* Kleintransporter<br />
* Lkw<br />
<br />
aber auch andere Nutzfahrzeuge, wie Fahrräder, Eisenbahnen sowie [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrpark Kehrmaschinen]. <br />
<br />
Die Betrachtungen im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements konzentrieren sich auf diejenigen Fahrzeuge, mit denen Personen transportiert werden (Personenmobilität in Abgrenzung zum Gütertransport).<br />
In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Fahrzeuge der Personenmobilität (Pkw und Kleintransporter) als Flottenfahrzeuge in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks. Etwa 16.000 Fuhrparks haben mehr als 20 Fahrzeuge. Etwa zehn Prozent des Gesamt-Pkw-Bestandes in Deutschland sind gewerblich. 2017 lag der Anteil der gewerblichen Fahrzeuge an den Neuzulassungen bei 35 Prozent <ref>Website VMF, [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/de/Branche-und-Markt/Flottenmarkt-Deutschland Der deutsche Flottenmarkt.], aufgerufen am 12.09.2018</ref>.<br />
<br />
Vor allem in größeren Fuhrparks (mit mehr als 20 Fahrzeugen) hat sich das Fuhrparkmanagement (auch Flottenmanagement) als eigenständige Profession entwickelt. Es umfasst das Verwalten, Planen, Steuern und Überwachen des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparks]. Für das Fuhrparkmanagement gibt es zahlreiche Handbücher, Zeitschriften, Messen und Angebote der Aus- und Weiterbildung. Die ökonomisch-ökologische Entwicklung der Fuhrparke ist bereits seit langem ein wichtiges Thema in der Branche, da durch den effizienten Einsatz von Treibstoffen wirtschaftliche (Kostensenkung) wie ökologische (Klimaschutz-) Ziele erreicht werden können.<br />
Im Rahmen des Mobilitätsmanagements findet häufig eine Verzahnung des Fuhrparkmanagements mit anderen betrieblichen Bereichen statt. Diese wird auch durch innere und äußere Faktoren vorangetrieben:<br />
<br />
* Die Auslastung der Fahrzeuge ist eine wichtige Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks. Sie hängt aber u. a. auch davon ab, welche anderen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und wie diese von den Mitarbeitern genutzt werden.<br />
* Die Integration der [[Elektromobilität]] ist in vielen Betrieben ein aktuelles Thema. Die damit verbundenen Aufgaben (z. B. Aufbau von Ladeinfrastruktur) erweitern das klassische Gebiet des Fuhrparkmanagers und erfordern Kooperation mit anderen betrieblichen Bereichen.<br />
* Im Rahmen von betrieblichen Klimaschutzbilanzen wird deutlich, welche Bedeutung der Fuhrpark auf den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens hat. Während der Anteil des Fuhrparks in produzierenden Betrieben in der Regel gering ist, steigt er in Dienstleistungs- und vertriebsorientierten Unternehmen deutlich an.<br />
<br />
In einigen Betrieben ist deshalb mit der Einführung eines Mobilitätsmanagements das Aufgabenspektrum des Fuhrparkmanagements erweitert oder mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen verzahnt worden (Dienstreise- bzw. Travel Management).<br />
<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ansatzpunkte für den Fuhrpark im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes beschrieben:<br />
<br />
* [[Green Car Policy]]<br />
* [[Elektromobilität]]<br />
* [[Corporate Car-Sharing]]<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:AdobeStock 92301923 Autoflotte.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: psdesign1 - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Firmenwagen vs. Poolfahrzeuge'''<br />
<br />
Bei der Weiterentwicklung des Fuhrparks im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist es sinnvoll, zwischen personengebunden Fahrzeugen (so genannten Firmen- oder Dienstwagen) und gemeinsam genutzten Fahrzeugen (so genannten Poolfahrzeugen) zu unterscheiden.<br />
<br />
* Firmenwagen werden Führungskräften, leitenden Angestellten und Vertriebsmitarbeitern zur Verfügung gestellt. Wenn diese den Pkw auch für private Zwecke nutzen, erfolgt die Besteuerung dieses Vorteils anhand der so genannten Ein-Prozent-Regelung (s. auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Firmenwagen]). Firmenwagen werden meistens intensiv genutzt (Jahreskilometerleistung > 50.000 Kilometer) und stehen anderen Personen in der Regel nicht zur Verfügung.<br />
* Poolfahrzeuge stehen hingegen mehreren oder allen Mitarbeitern eines Unternehmens für dienstliche Fahrten zur Verfügung. Eine Nutzung für private Zwecke ist nur in Ausnahmen zulässig und unterliegt strengen steuerrechtlichen Regeln. Poolfahrzeuge weisen häufig einen niedrigen Nutzungsgrad auf (Jahreskilometerleistung < 20.000 Kilometer).<br />
<br />
'''Beschaffung von Fahrzeugen'''<br />
<br />
Die Beschaffung der Fahrzeuge ist vor allem bei Firmenwagen, aber auch bei Poolfahrzeugen, eine wichtige Stellgröße für die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Flotte. In vielen Betrieben werden die Modalitäten der Fahrzeugbeschaffung durch eine so genannte Car Policy vorgegeben, d.h. Größe und Ausstattung, aber auch die Nutzung der Fahrzeuge wird an bestimmte Kriterien, wie z. B. Funktion im Betrieb, Einsatzbereich usw. geknüpft. Enthält die Car Policy Ziele und Anforderungen zur ökologischen Optimierung des Fuhrparks (z. B. CO2-Grenzwerte) spricht man von einer Green Car Policy. Da mehr als ein Drittel aller Neuwagen in Deutschland als Flottenfahrzeuge oder Firmenwagen beschafft werden, liegt in der Beeinflussung der der Einkaufskriterien ein erheblicher Hebel hinsichtlich Effizienz und Elektrifizierungsquote.<br />
<br />
Weitere Informationen siehe [[Green Car Policy]]. <br />
<br />
'''Die Fuhrparkanalyse'''<br />
<br />
Die Fuhrparkanalyse ist ein Teil des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparkmanagements]. Die Fuhrparkanalyse bietet einen guten Überblick über den Einsatz des Fuhrparks und ermöglicht damit Verbesserungen bei Tourenplanung, Fahrereinsatz, Kosten und Umweltauswirkungen. <br />
<br />
'''Effizienzsteigerung im Fuhrpark'''<br />
<br />
Aus der Fuhrparkanalyse ergeben sich häufig Möglichkeiten zur ökonomischen und ökologischen Optimierung des Fuhrparks. Häufig genutzte Maßnahmen sind:<br />
<br />
* Steigerung der Auslastung bzw. Anpassung/Flexibilisierung des Bestandes an den Bedarf: Diese Maßnahme ist vor allem im Bereich der Poolfahrzeuge sehr sinnvoll, da diese häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Der Fuhrpark kann mit Hilfe der Fuhrparkanalyse an den Bedarf angepasst, meist verkleinert und Bedarfsspitzen flexibel mit Sharing gelöst werden. Damit werden unnötige Kosten und Materialverbräuche vermieden und Stellflächen reduziert.<br />
* Fahrerschulungen: Durch Schulung des Fahrverhaltens lassen sich bis zu 25 Prozent, im Durchschnitt etwa zehn Prozent, der Treibstoffverbräuche reduzieren. In Fahrerschulungen, die auch mit Fahrsicherheitstrainings kombiniert werden können, lernen die Mitarbeiter eine verbrauchsreduzierte Fahrweise.<br />
* Wartung und Instandhaltung: Durch Reduzierung des Gewichts (z. B. unnötiger Ballast) und Verringerung von Luftwiderständen (z. B. unnötige Aufbauten) wie durch den Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen können Treibstoffverbräuche reduziert werden.<br />
* Routenoptimierung: Bereits mit einem einfachen Navigationsgerät kann der beste Weg zum Ziel gefunden werden. Für komplexere Anforderungen (Terminkoordination, Disposition von Aufträgen) gibt es spezielle Software- und Telematiklösungen, mit denen der Zeit- und Kostenaufwand minimiert werden kann.<br />
<br />
'''Einbindung des Fuhrparks in das Mobilitätsmanagement'''<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement nutzt die in der Fuhrparkanalyse erhobenen Daten, um z. B.<br />
<br />
* den Fuhrpark für weitere Einsatzzwecke und Nutzergruppen zu öffnen (Corporate Car-Sharing) oder<br />
* Möglichkeiten der Umstellung auf alternative Antriebstechnologien (zum Beispiel [[Elektromobilität]]) zu prüfen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Einige Berufsgenossenschaften (wie z. B. die VBG [http://www.vbg.de/DE/3_Praevention_und_Arbeitshilfen/2_Themen/10_Verkehrs_Transportsicherheit/2_Fahrtrainings/2_fahrtrainings_node.html] unterstützen die Durchführung von Fahrsicherheitstrainings finanziell. Diese können auch mit Spritspartrainings kombiniert werden.<br />
* Viele Unternehmen nutzen die VCD Auto-Umweltliste für die Auswahl von Firmenfahrzeugen und als Grundlage für ihre Green Car Policy [https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/vcd-auto-umweltliste/].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der Fuhrpark immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. <br />
* Die Wacker Chemie AG betreibt am Standort Burghausen einen großen firmeneigenen Fahrradpark mit einer werkeigenen Fahrradwerkstatt – seit 1948. Um die langen Wege innerhalb des Betriebsgeländes zurückzulegen, stehen den Mitarbeitern 6.000 Dienstfahrräder zur Verfügung. Wacker fördert mit zwei weiteren Maßnahmen die umweltfreundliche Mobilität: Mit der Beteiligung an der bundesweiten AOK-Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“ und dem Angebot des Dienstrad-Leasings. [Link mobil gewinnt Broschüre einfügen]<br />
* Die Innovationsabteilung MO14 der R+V Versicherung beschäftigt sich mit Zukunftstrends der Mobilität und prüft, wie diese in den Unternehmensalltag übernommen werden können. Dafür wurden unter anderem zwei autonome Shuttles angeschafft, begutachtet, umgebaut und durch die Zulassung begleitet. Mit Hilfe der autonomen Elektroshuttles wird in ganz unterschiedlichen Testfeldern erforscht, wie sich die vier großen Megatrends Elektromobilität, Konnektivität, Share Economy und Autonomes Fahren auf Technik, Wissenschaft und Gesellschaft auswirken. Gemeinsam mit Partnerunternehmen aus Wissenschaft, Industrie und der Start-up-Welt sucht die Abteilung Fragen, die uns in Zukunft begegnen werden und arbeitet bereits heute an den Lösungen von morgen und übermorgen. Daraus leitet das Unternehmen Handlungsfelder für die Zukunft der Kfz-Versicherung ab. [Link mobil gewinnt Broschüre einfügen]<br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"]<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links<br />
* Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/]<br />
* Bundesverband Fuhrparkmanagement [https://www.fuhrparkverband.de/]<br />
* Gemeinschaftsaktion "Neues Fahren – clever, sicher, weiter", u. a. mit Informationen zu Spritspartrainings [http://www.neues-fahren.de/neues-fahren/die_aktion.htm]<br />
* Informationen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), u. a. auch zu Eco Safety Trainings [http://www.ecosafetytrainings.de/]<br />
<br />
'''Quellen<br />
* Pätz, Helmut (Hrsg.) (2011): Fuhrparkmanagement – aus der Praxis für die Praxis, Zertifizierte Fuhrparkmanager legen ihre Erfolgsmethoden offen. Schlütersche Verlag-Gesellschaft, Hannover<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement. Frankfurt Business Media, Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
* Eickelmann, Jens (2017): Wachstumsmotor Elektromobilität – Geschäftsfeldentwicklung und Wachstumsstrategien im Umfeld der Elektromobilität. PHOENIX CONTACT GmbH & CO. KG<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2010): Effizienter Fuhrpark – kostengünstig, um-weltschonend, zukunftssicher. Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Themen/Auto_Umwelt/Flottenmanagement/VCD_Leitfaden_Effizienter_Fuhrpark.pdf].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fuhrpark&diff=1105Fuhrpark2018-09-13T07:37:29Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Der Fuhrpark ist in vielen betrieblichen Mobilitätskonzepten eine wichtige Größe. Durch ein systematisches Fuhrparkmanagement lassen sich viele Ziele des Mobilitätsmanagements (vor allem die Reduzierung von Treibstoffverbräuchen und damit von Kosten und Umweltbelastungen) unterstützen.<br />
Der Begriff Fuhrpark umfasst die Gesamtheit der Fahrzeuge eines Betriebs:<br />
<br />
* Pkw<br />
* Kleintransporter<br />
* Lkw<br />
<br />
aber auch andere Nutzfahrzeuge, wie Fahrräder, Eisenbahnen sowie [https://de.wikipedia.org/wiki/Fuhrpark Kehrmaschinen]. <br />
<br />
Die Betrachtungen im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements konzentrieren sich auf diejenigen Fahrzeuge, mit denen Personen transportiert werden (Personenmobilität in Abgrenzung zum Gütertransport).<br />
In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Fahrzeuge der Personenmobilität (Pkw und Kleintransporter) als Flottenfahrzeuge in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks. Etwa 16.000 Fuhrparks haben mehr als 20 Fahrzeuge. Etwa zehn Prozent des Gesamt-Pkw-Bestandes in Deutschland sind gewerblich. 2017 lag der Anteil der gewerblichen Fahrzeuge an den Neuzulassungen bei 35 Prozent <ref>Website VMF, [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/de/Branche-und-Markt/Flottenmarkt-Deutschland Der deutsche Flottenmarkt.], aufgerufen am 12.09.2018</ref>.<br />
<br />
Vor allem in größeren Fuhrparks (mit mehr als 20 Fahrzeugen) hat sich das Fuhrparkmanagement (auch Flottenmanagement) als eigenständige Profession entwickelt. Es umfasst das Verwalten, Planen, Steuern und Überwachen des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparks]. Für das Fuhrparkmanagement gibt es zahlreiche Handbücher, Zeitschriften, Messen und Angebote der Aus- und Weiterbildung. Die ökonomisch-ökologische Entwicklung der Fuhrparke ist bereits seit langem ein wichtiges Thema in der Branche, da durch den effizienten Einsatz von Treibstoffen wirtschaftliche (Kostensenkung) wie ökologische (Klimaschutz-) Ziele erreicht werden können.<br />
Im Rahmen des Mobilitätsmanagements findet häufig eine Verzahnung des Fuhrparkmanagements mit anderen betrieblichen Bereichen statt. Diese wird auch durch innere und äußere Faktoren vorangetrieben:<br />
<br />
* Die Auslastung der Fahrzeuge ist eine wichtige Kenngröße für die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks. Sie hängt aber u. a. auch davon ab, welche anderen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen und wie diese von den Mitarbeitern genutzt werden.<br />
* Die Integration der [[Elektromobilität]] ist in vielen Betrieben ein aktuelles Thema. Die damit verbundenen Aufgaben (z. B. Aufbau von Ladeinfrastruktur) erweitern das klassische Gebiet des Fuhrparkmanagers und erfordern Kooperation mit anderen betrieblichen Bereichen.<br />
* Im Rahmen von betrieblichen Klimaschutzbilanzen wird deutlich, welche Bedeutung der Fuhrpark auf den Gesamtenergieverbrauch eines Unternehmens hat. Während der Anteil des Fuhrparks in produzierenden Betrieben in der Regel gering ist, steigt er in Dienstleistungs- und vertriebsorientierten Unternehmen deutlich an.<br />
<br />
In einigen Betrieben ist deshalb mit der Einführung eines Mobilitätsmanagements das Aufgabenspektrum des Fuhrparkmanagements erweitert oder mit anderen betrieblichen Funktionsbereichen verzahnt worden (Dienstreise- bzw. Travel Management).<br />
<br />
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Ansatzpunkte für den Fuhrpark im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes beschrieben:<br />
<br />
* [[Green Car Policy]]<br />
* [[Elektromobilität]]<br />
* [[Corporate Car-Sharing]]<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:AdobeStock 92301923 Autoflotte.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: psdesign1 - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Firmenwagen vs. Poolfahrzeuge'''<br />
<br />
Bei der Weiterentwicklung des Fuhrparks im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist es sinnvoll, zwischen personengebunden Fahrzeugen (so genannten Firmen- oder Dienstwagen) und gemeinsam genutzten Fahrzeugen (so genannten Poolfahrzeugen) zu unterscheiden.<br />
<br />
* Firmenwagen werden Führungskräften, leitenden Angestellten und Vertriebsmitarbeitern zur Verfügung gestellt. Wenn diese den Pkw auch für private Zwecke nutzen, erfolgt die Besteuerung dieses Vorteils anhand der so genannten Ein-Prozent-Regelung (s. auch [https://de.wikipedia.org/wiki/Firmenwagen]). Firmenwagen werden meistens intensiv genutzt (Jahreskilometerleistung > 50.000 Kilometer) und stehen anderen Personen in der Regel nicht zur Verfügung.<br />
* Poolfahrzeuge stehen hingegen mehreren oder allen Mitarbeitern eines Unternehmens für dienstliche Fahrten zur Verfügung. Eine Nutzung für private Zwecke ist nur in Ausnahmen zulässig und unterliegt strengen steuerrechtlichen Regeln. Poolfahrzeuge weisen häufig einen niedrigen Nutzungsgrad auf (Jahreskilometerleistung < 20.000 Kilometer).<br />
<br />
'''Beschaffung von Fahrzeugen'''<br />
<br />
Die Beschaffung der Fahrzeuge ist vor allem bei Firmenwagen, aber auch bei Poolfahrzeugen, eine wichtige Stellgröße für die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit der Flotte. In vielen Betrieben werden die Modalitäten der Fahrzeugbeschaffung durch eine so genannte Car Policy vorgegeben, d.h. Größe und Ausstattung, aber auch die Nutzung der Fahrzeuge wird an bestimmte Kriterien, wie z. B. Funktion im Betrieb, Einsatzbereich usw. geknüpft. Enthält die Car Policy Ziele und Anforderungen zur ökologischen Optimierung des Fuhrparks (z. B. CO2-Grenzwerte) spricht man von einer Green Car Policy. Da mehr als ein Drittel aller Neuwagen in Deutschland als Flottenfahrzeuge oder Firmenwagen beschafft werden, liegt in der Beeinflussung der der Einkaufskriterien ein erheblicher Hebel hinsichtlich Effizienz und Elektrifizierungsquote.<br />
<br />
Weitere Informationen siehe [[Green Car Policy]]. <br />
<br />
'''Die Fuhrparkanalyse'''<br />
<br />
Die Fuhrparkanalyse ist ein Teil des [https://de.wikipedia.org/wiki/Flottenmanagement Fuhrparkmanagements]. Die Fuhrparkanalyse bietet einen guten Überblick über den Einsatz des Fuhrparks und ermöglicht damit Verbesserungen bei Tourenplanung, Fahrereinsatz, Kosten und Umweltauswirkungen. <br />
<br />
'''Effizienzsteigerung im Fuhrpark'''<br />
<br />
Aus der Fuhrparkanalyse ergeben sich häufig Möglichkeiten zur ökonomischen und ökologischen Optimierung des Fuhrparks. Häufig genutzte Maßnahmen sind:<br />
<br />
* Steigerung der Auslastung bzw. Anpassung/Flexibilisierung des Bestandes an den Bedarf: Diese Maßnahme ist vor allem im Bereich der Poolfahrzeuge sehr sinnvoll, da diese häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Der Fuhrpark kann mit Hilfe der Fuhrparkanalyse an den Bedarf angepasst, meist verkleinert und Bedarfsspitzen flexibel mit Sharing gelöst werden. Damit werden unnötige Kosten und Materialverbräuche vermieden und Stellflächen reduziert.<br />
* Fahrerschulungen: Durch Schulung des Fahrverhaltens lassen sich bis zu 25 Prozent, im Durchschnitt etwa zehn Prozent, der Treibstoffverbräuche reduzieren. In Fahrerschulungen, die auch mit Fahrsicherheitstrainings kombiniert werden können, lernen die Mitarbeiter eine verbrauchsreduzierte Fahrweise.<br />
* Wartung und Instandhaltung: Durch Reduzierung des Gewichts (z. B. unnötiger Ballast) und Verringerung von Luftwiderständen (z. B. unnötige Aufbauten) wie durch den Einsatz von Leichtlaufreifen und Leichtlaufölen können Treibstoffverbräuche reduziert werden.<br />
* Routenoptimierung: Bereits mit einem einfachen Navigationsgerät kann der beste Weg zum Ziel gefunden werden. Für komplexere Anforderungen (Terminkoordination, Disposition von Aufträgen) gibt es spezielle Software- und Telematiklösungen, mit denen der Zeit- und Kostenaufwand minimiert werden kann.<br />
<br />
'''Einbindung des Fuhrparks in das Mobilitätsmanagement'''<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement nutzt die in der Fuhrparkanalyse erhobenen Daten, um z. B.<br />
<br />
* den Fuhrpark für weitere Einsatzzwecke und Nutzergruppen zu öffnen (Corporate Car-Sharing) oder<br />
* Möglichkeiten der Umstellung auf alternative Antriebstechnologien (zum Beispiel [[Elektromobilität]]) zu prüfen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Einige Berufsgenossenschaften (wie z. B. die VBG [http://www.vbg.de/DE/3_Praevention_und_Arbeitshilfen/2_Themen/10_Verkehrs_Transportsicherheit/2_Fahrtrainings/2_fahrtrainings_node.html] unterstützen die Durchführung von Fahrsicherheitstrainings finanziell. Diese können auch mit Spritspartrainings kombiniert werden.<br />
* Viele Unternehmen nutzen die VCD Auto-Umweltliste für die Auswahl von Firmenfahrzeugen und als Grundlage für ihre Green Car Policy [https://www.vcd.org/themen/auto-umwelt/vcd-auto-umweltliste/].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die im Familienbesitz befindliche mittelständische Hesse Lignal GmbH hat die im Unternehmen bereits vorhandene Car Policy für die Firmenwagen von Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern weiterentwickelt: Dabei wurden die Dienstwagen im Hinblick auf ihren Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen bewertet. Jetzt wird konsequent energieeffiziente Technik genutzt, außerdem wurden die Laufzeiten der Leasingverträge angepasst, so dass der Fuhrpark immer auf dem neuesten Stand der Technik ist. Eine CO2-Bonus-Malus-Regelung bietet Nutzern von Fahrzeugen mit niedrigerem CO2-Ausstoß Vorteile und mit einem Kraftstoffsparwettbewerb wird eine energiesparende Fahrweise gefördert. Mehr Details in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
* Die Wacker Chemie AG betreibt am Standort Burghausen einen großen firmeneigenen Fahrradpark mit einer werkeigenen Fahrradwerkstatt – seit 1948. Um die langen Wege innerhalb des Betriebsgeländes zurückzulegen, stehen den Mitarbeitern 6.000 Dienstfahrräder zur Verfügung. Wacker fördert mit zwei weiteren Maßnahmen die umweltfreundliche Mobilität: Mit der Beteiligung an der bundesweiten AOK-Initiative „Mit dem Rad zur Arbeit“ und dem Angebot des Dienstrad-Leasings. [Link mobil gewinnt Broschüre einfügen]<br />
* Die Innovationsabteilung MO14 der R+V Versicherung beschäftigt sich mit Zukunftstrends der Mobilität und prüft, wie diese in den Unternehmensalltag übernommen werden können. Dafür wurden unter anderem zwei autonome Shuttles angeschafft, begutachtet, umgebaut und durch die Zulassung begleitet. Mit Hilfe der autonomen Elektroshuttles wird in ganz unterschiedlichen Testfeldern erforscht, wie sich die vier großen Megatrends Elektromobilität, Konnektivität, Share Economy und Autonomes Fahren auf Technik, Wissenschaft und Gesellschaft auswirken. Gemeinsam mit Partnerunternehmen aus Wissenschaft, Industrie und der Start-up-Welt sucht die Abteilung Fragen, die uns in Zukunft begegnen werden und arbeitet bereits heute an den Lösungen von morgen und übermorgen. Daraus leitet das Unternehmen Handlungsfelder für die Zukunft der Kfz-Versicherung ab. [Link mobil gewinnt Broschüre einfügen]<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links<br />
* Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften [https://www.vmf-fuhrparkmanagement.de/]<br />
* Bundesverband Fuhrparkmanagement [https://www.fuhrparkverband.de/]<br />
* Gemeinschaftsaktion "Neues Fahren – clever, sicher, weiter", u. a. mit Informationen zu Spritspartrainings [http://www.neues-fahren.de/neues-fahren/die_aktion.htm]<br />
* Informationen des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), u. a. auch zu Eco Safety Trainings [http://www.ecosafetytrainings.de/]<br />
<br />
'''Quellen<br />
* Pätz, Helmut (Hrsg.) (2011): Fuhrparkmanagement – aus der Praxis für die Praxis, Zertifizierte Fuhrparkmanager legen ihre Erfolgsmethoden offen. Schlütersche Verlag-Gesellschaft, Hannover<br />
* Frankfurt Business Media GmbH (Hrsg.) (2018): Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement. Frankfurt Business Media, Frankfurt a.M. [https://www.compbenmagazin.de/ratgeber-dienstwagen-und-mobilitaetsmanagement-2018/].<br />
* Eickelmann, Jens (2017): Wachstumsmotor Elektromobilität – Geschäftsfeldentwicklung und Wachstumsstrategien im Umfeld der Elektromobilität. PHOENIX CONTACT GmbH & CO. KG<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2010): Effizienter Fuhrpark – kostengünstig, um-weltschonend, zukunftssicher. Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Themen/Auto_Umwelt/Flottenmanagement/VCD_Leitfaden_Effizienter_Fuhrpark.pdf].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Flexible_Arbeitszeiten_und_Arbeitsorte&diff=1104Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte2018-09-13T07:36:00Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Der Berufsverkehr ist mit 19 Prozent am Verkehrsaufkommen in Deutschland beteiligt <ref>Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017);[https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref>. In den Ballungsräumen treten die größten Verkehrsprobleme in den Spitzenzeiten des Berufsverkehrs auf. Mit der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten haben Arbeitgeber ein wirksames Instrumentarium in der Hand, mit dem sie Verkehr und dessen Folgeerscheinungen auf Mensch und Umwelt vermeiden und verlagern können.<br />
<br />
Auch der Fachkräftemangel führt in etlichen Branchen zum Umdenken: Zielgruppengenaue Vereinbarkeitsangebote wie die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort binden bestehende Mitarbeiter und unterstützen bei der Akquise von qualifiziertem Personal.<br />
<br />
Zwar können nicht alle Betriebe ihren Mitarbeitern flexible Rahmenbedingungen bieten: In produzierenden Betrieben sind die Arbeitsorte und -zeiten meist nicht verhandelbar. Mit zunehmender Digitalisierung wird die Frage, wo und wann jemand arbeitet jedoch zunehmend unwichtiger. Damit ergeben sich für die Organisation der Arbeitsprozesse erhebliche Vorteile für Betrieb und Mitarbeiter. Die Schaffung von flexiblen Arbeitsbedingungen gehört deshalb auch zum klassischen Instrumentarium von Initiativen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. <br />
<br />
In vielen Betrieben (insbesondere in Bürobetrieben und Dienstleistungsbetrieben) gehören flexible Arbeitszeiten und wechselnde Arbeitsorte zur guten Praxis. Aber auch in Branchen, die vermeintlich auf bestimmte Arbeitszeiten und -orte festgelegt sind, sind Möglichkeiten vorhanden, durch Veränderung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten Verbesserungen für eine nachhaltige Mobilitätsgestaltung zu erreichen (Beispiel: Anpassung von Schichtzeiten an die Zeiten des ÖPNV oder Erledigung von Teilaufgaben wie die Erstellung von Schichtplänen im Home Office).<br />
<br />
Maßnahmen zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten benötigen eine gute Vorbereitung und Planung, da sie meist erheblich in das Organisationsgefüge des Betriebes eingreifen. Will ein Betrieb Home Office einführen, erfordert dieses eine Führungskultur, die auf Vertrauen setzt und Leistung nicht an der Anwesenheit im Betrieb bewertet. Zudem ist die Frage der Flexibilisierung von Arbeit regelmäßig Gegenstand des Streits in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, da zwar beide Seiten ein grundsätzliches Interesse an Flexibilität haben, der betriebliche Bedarf aber nicht zwangsläufig mit den Wünschen der Belegschaft harmoniert.<br />
Im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes kommt es darauf an, Bedarfe und Möglichkeiten von Betrieb und Belegschaft sorgfältig zu analysieren, um Angebote zu schaffen, die sowohl den betrieblichen als auch den privaten Interessen dienen können.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:Home Office fxxu pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: fxxu - pixabay)]]<br />
<br />
Das Arbeiten zu Hause stellt die bekannteste Form des mobilen Arbeitens dar. Home Office ist aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, durch Veränderung bzw. Erweiterung von Arbeitsorten Verkehr zu vermeiden. Andere Möglichkeiten des mobilen Arbeitens sind:<br />
<br />
* Arbeiten von unterwegs: Insbesondere in Berufen, in denen viel gereist werden muss (Vertrieb, Beratung, Service), arbeiten Mitarbeiter unterwegs. Mithilfe digitaler Arbeitsmittel wie Smartphones, Tablets und Laptops können Mitarbeiter mit einer intensiven Dienstreisetätigkeit (z. B. Vertrieb, Beratung, Service) auch unterwegs arbeiten. In Fernzügen kann das kostenfreie W-LAN genutzt werden. Studien zeigen zudem, dass mobile Arbeitsplätze die Produktivität steigern. <ref>The Work Foundation, Lancaster University (2016); [http://www.theworkfoundation.com/wp-content/uploads/2016/02/398_Working-Anywhere.pdf Working Anywhere - A Winning Formula for Good Work?]</ref><br />
* Coworking Spaces: In Ballungsgebieten entstehen vielerorts so genannte Coworking Spaces, neue Arbeitsformen, die auf gemeinsame Nutzung von digitaler Infrastruktur und Zusammenarbeit setzen. Derzeit werden diese vor allem von Freiberuflern, Kreativen und kleinen Start-Ups genutzt. Aber auch größere Unternehmen greifen den Gedanken der Coworking Spaces zunehmend bei der Organisation ihrer Geschäftsprozesse auf oder ermöglichen Mitarbeitenden, zeitweilig in externen Coworking Spaces zu arbeiten. Erste Großunternehmen wie der Otto-Konzern oder Microsoft richten gar eigene Gemeinschaftsbüros oder -zonen ein, um die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen zu vernetzen und damit innovative Impulse zu setzen. Für den ländlichen Raum bieten Co-Working-Spaces die Möglichkeit, das tägliche Fernpendeln an die zentralen Betriebsstätten zu reduzieren. Sofern der CoWorking-Space die höherstehenden Anforderungen an Datenmanagement (Security, Bandbreite, Videokonferenzausstattung) erfüllen kann, die im Home Office nicht zu realisieren sind, schließt er eine wichtige Lücke in der Palette flexibler Arbeitsplätze.<br />
<br />
Einer Studie des Branchenverbandes BitKom zufolge, setzt jedes dritte Unternehmen in Deutschland auf Home Offices. <ref>Bitkom Research (2017); [https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Jedes-dritte-Untershynehmen-bietet-Arbeit-im-Homeshyoffice-an.html Jedes dritte Unternehmen bietet Arbeit im Homeoffice an]</ref> Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Produktivitätssteigerung, Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber sowie Erleichterung der Rückkehr nach familienbedingter Auszeit sind die wichtigsten Motive für die Gewährung von Home Office. Für die Mitarbeiter bietet Home Office<br />
* höhere Zeitsouveränität,<br />
* Reduzierung von Pendelzeiten (durchschnittlich 4,4 Stunden pro Woche) und<br />
* Senkung von Mobilitätskosten <ref>Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2016); [https://lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/lbff/Praxis-Infothek/digitalisierung-chancen-und-herausforderungen-data.pdf Digitalisierung Chancen und Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarung von Familie und Beruf], Berlin</ref><br />
<br />
Die Arbeitgeber profitieren von sinkenden Personalkosten infolge geringerer Krankheitsquoten der Mitarbeitenden (um etwa 10-15 Prozent) und sinkender Infrastrukturkosten durch desk-sharing (weniger Flächen- und Energiebedarf im Büro) <ref> Website "Arbeitszeit klug gestalten", [https://www.arbeitszeit-klug-gestalten.de/alles-zu-arbeitszeitgestaltung/arbeitszeitmodelle-im-ueberblick/teilzeit/ Arbeitszeitmodelle im Überblick - Teilzeit], aufgerufen am 12.09.2018</ref>. <br />
<br />
Während Home Office-Lösungen helfen, den Verkehr zu vermeiden, tragen Maßnahmen zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten dazu bei, das hohe Verkehrsaufkommen in die Randzeiten zu verlagern. Beispiele sind:<br />
* Anpassung von Arbeitszeiten an die Taktung des öffentlichen Verkehrs<br />
* Gleitzeitregelungen zur Umgehung der Rush Hour<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Obwohl sich einer jüngsten Umfrage (gfk/bmvit/BAUM 2018 Österreich, unveröffentlicht) zufolge Zweidrittel der Beschäftigten wünschen, ihre Home Office-Tätigkeiten ausweiten zu können, trifft Home Office in deutschen Unternehmen auf viele Vorbehalte. Deshalb sollte die Einführung und/oder Ausweitung von Home Office-Angeboten gut durchdacht sein. Folgende Erfolgsfaktoren spielen dabei eine Rolle:<br />
<br />
'''Organisations- und Führungsstruktur<br />
<br />
Festlegung der Personenkreise und deren Eignung für Home Office, Entwicklung von Ergebnisorientierung und Vertrauensarbeitszeit, Betriebsvereinbarungen, Koordination<br />
<br />
'''Interne Kommunikation<br />
<br />
Aufrechterhaltung des regelmäßigen persönlichen Austauschs, Feedbacksystem<br />
<br />
'''Technologische Infrastruktur<br />
<br />
Schnelle und zuverlässige Internetverbindungen, Zugänge zum Server, geeignete Software zum Teilen von Inhalten, Kommunikation mit bildübertragenden Diensten, Datensicherheit<br />
<br />
'''Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
<br />
Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes, Ergonomie-Standards, Einhaltung von Pausen und Ruhezeiten<br />
<br />
'''Kompetenzentwicklung<br />
<br />
Stärkung von Selbstmanagementkompetenzen bei Mitarbeitern, Aufbau von Führungskompetenzen<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
'''Praxisbeispiel Home Office'''<br />
<br />
In einem produzierenden Betrieb gab es erhebliche Vorbehalte gegen die Einführung von Home Office-Angeboten. Zwar kam es regelmäßig vor, dass Führungskräfte, aber auch Mitarbeiter aus der Verwaltung mit Kindern, ab und zu im Home Office gearbeitet haben. Es gab jedoch keine offizielle Regelung, da man befürchtete, die Belegschaft zu spalten (Verwaltung, Produktion). Die Einzelfallregelung führte zu Unruhe in der Belegschaft, da nicht klar war, wer im Home Office arbeiten darf und wer nicht. Verwaltungsmitarbeiter ohne Kinder fühlten sich diskriminiert. In einem breit angelegten Beratungsprojekt hat der Betrieb zunächst herausgearbeitet, für welche Mitarbeiter eine Home Office-Lösung in Frage kommt (Eingrenzung der Personenkreise). Für diese wurde besprochen, welche Anforderungen an Führung (Leistungsziele), technische Ausstattung der Home Office-Arbeitsplätze und interne Kommunikation (persönlicher Austausch) gestellt werden. Auf dieser Basis wurde eine Betriebsvereinbarung erstellt, in der die Home Office-Angebote des Betriebes klar geregelt sind.<br />
<br />
Ein weiteres Beispiel ist in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"] aufgeführt: TUI Cruises ermöglicht ihren Mitarbeitern, Arbeitszeit und -ort außerhalb der Kernzeit flexibel zu gestalten. Dies fördert gleichzeitig auch die Nutzung des ÖPNV, da eine Anpassung der Arbeitszeit an die Abfahrtszeiten erleichtert wird.<br />
<br />
'''Praxisbeispiel Coworking Spaces'''<br />
<br />
In einem großen Handelsunternehmen mit mehreren Verwaltungs- und Lagerorten in Deutschland wurde im Rahmen eines Mobilitätsprojektes eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, mit der die Arbeitswege näher betrachtet wurden. Beim Abgleich mit den Wohnstandorten der Beschäftigten fiel auf, dass viele Mitarbeiter des Standortes A in der Nähe des Standortes B wohnen und umgekehrt. Die beiden Betriebsstandorte sind etwa 50 Kilometer voneinander entfernt. Schnell wurde errechnet, wie viel Geld und wie viel Energie eingespart werden könnte, wenn die Mitarbeiter jeweils am wohnortnahen Standort arbeiten würden. Das war aber nicht ganz so leicht, da die Organisationsstrukturen an den beiden Standorten einen einfachen Ortswechsel bei vielen Mitarbeitern nicht zuließen. So wurden an beiden Standorten Coworking-Räume eingerichtet, in denen Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten und Anlässen (ausgewählte Wochentage, private Gründe für wohnortnahes Arbeiten) wohnortnäher arbeiten können.<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links'''<br />
<br />
* DGFP-Studie „Mobiles Arbeiten“ – Kompetenzen und Arbeitssysteme entwickeln [https://www.dgfp.de/fileadmin/user_upload/DGFP_e.V/Medien/Publikationen/Studien/Ergebnisbericht-Studie-Mobiles-Arbeiten.pdf]<br />
* BMFSFJ-Studie „Digitalisierung – Chancen & Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ [https://lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/lbff/Praxis-Infothek/digitalisierung-chancen-und-herausforderungen-data.pdf]<br />
* BMAS-Studie „Mobiles und entgrenztes Arbeiten“ [http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a873.pdf;jsessionid=117E6D17EF5EC4971F80D278C3F46217?__blob=publicationFile&v=2]<br />
* Bitkom-Studie „Arbeit 3.0. Arbeiten in der digitalen Welt“ [https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Jedes-dritte-Untershynehmen-bietet-Arbeit-im-Homeshyoffice-an.html]<br />
* Prognos-Befragung „Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch mobiles Arbeiten in Nordrhein-Westfalen“ [https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/161018_Prognos_Mobiles_Arbeiten_Befragung_kurz.pdf]<br />
<br />
'''Ansprechpartner'''<br />
<br />
Die regionalen Industrie- und Handelskammern sowie Wirtschaftsförderungen informieren zu verfügbaren Coworking Spaces in der jeweiligen Region.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Flexible_Arbeitszeiten_und_Arbeitsorte&diff=1103Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte2018-09-13T07:35:35Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Der Berufsverkehr ist mit 19 Prozent am Verkehrsaufkommen in Deutschland beteiligt <ref>Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017);[https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref>. In den Ballungsräumen treten die größten Verkehrsprobleme in den Spitzenzeiten des Berufsverkehrs auf. Mit der Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -orten haben Arbeitgeber ein wirksames Instrumentarium in der Hand, mit dem sie Verkehr und dessen Folgeerscheinungen auf Mensch und Umwelt vermeiden und verlagern können.<br />
<br />
Auch der Fachkräftemangel führt in etlichen Branchen zum Umdenken: Zielgruppengenaue Vereinbarkeitsangebote wie die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort binden bestehende Mitarbeiter und unterstützen bei der Akquise von qualifiziertem Personal.<br />
<br />
Zwar können nicht alle Betriebe ihren Mitarbeitern flexible Rahmenbedingungen bieten: In produzierenden Betrieben sind die Arbeitsorte und -zeiten meist nicht verhandelbar. Mit zunehmender Digitalisierung wird die Frage, wo und wann jemand arbeitet jedoch zunehmend unwichtiger. Damit ergeben sich für die Organisation der Arbeitsprozesse erhebliche Vorteile für Betrieb und Mitarbeiter. Die Schaffung von flexiblen Arbeitsbedingungen gehört deshalb auch zum klassischen Instrumentarium von Initiativen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. <br />
<br />
In vielen Betrieben (insbesondere in Bürobetrieben und Dienstleistungsbetrieben) gehören flexible Arbeitszeiten und wechselnde Arbeitsorte zur guten Praxis. Aber auch in Branchen, die vermeintlich auf bestimmte Arbeitszeiten und -orte festgelegt sind, sind Möglichkeiten vorhanden, durch Veränderung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten Verbesserungen für eine nachhaltige Mobilitätsgestaltung zu erreichen (Beispiel: Anpassung von Schichtzeiten an die Zeiten des ÖPNV oder Erledigung von Teilaufgaben wie die Erstellung von Schichtplänen im Home Office).<br />
<br />
Maßnahmen zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten und Arbeitsorten benötigen eine gute Vorbereitung und Planung, da sie meist erheblich in das Organisationsgefüge des Betriebes eingreifen. Will ein Betrieb Home Office einführen, erfordert dieses eine Führungskultur, die auf Vertrauen setzt und Leistung nicht an der Anwesenheit im Betrieb bewertet. Zudem ist die Frage der Flexibilisierung von Arbeit regelmäßig Gegenstand des Streits in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, da zwar beide Seiten ein grundsätzliches Interesse an Flexibilität haben, der betriebliche Bedarf aber nicht zwangsläufig mit den Wünschen der Belegschaft harmoniert.<br />
Im Rahmen eines betrieblichen Mobilitätskonzeptes kommt es darauf an, Bedarfe und Möglichkeiten von Betrieb und Belegschaft sorgfältig zu analysieren, um Angebote zu schaffen, die sowohl den betrieblichen als auch den privaten Interessen dienen können.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:Home Office fxxu pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: fxxu - pixabay)]]<br />
<br />
Das Arbeiten zu Hause stellt die bekannteste Form des mobilen Arbeitens dar. Home Office ist aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, durch Veränderung bzw. Erweiterung von Arbeitsorten Verkehr zu vermeiden. Andere Möglichkeiten des mobilen Arbeitens sind:<br />
<br />
* Arbeiten von unterwegs: Insbesondere in Berufen, in denen viel gereist werden muss (Vertrieb, Beratung, Service), arbeiten Mitarbeiter unterwegs. Mithilfe digitaler Arbeitsmittel wie Smartphones, Tablets und Laptops können Mitarbeiter mit einer intensiven Dienstreisetätigkeit (z. B. Vertrieb, Beratung, Service) auch unterwegs arbeiten. In Fernzügen kann das kostenfreie W-LAN genutzt werden. Studien zeigen zudem, dass mobile Arbeitsplätze die Produktivität steigern. <ref>The Work Foundation, Lancaster University (2016); [http://www.theworkfoundation.com/wp-content/uploads/2016/02/398_Working-Anywhere.pdf Working Anywhere - A Winning Formula for Good Work?]</ref><br />
* Coworking Spaces: In Ballungsgebieten entstehen vielerorts so genannte Coworking Spaces, neue Arbeitsformen, die auf gemeinsame Nutzung von digitaler Infrastruktur und Zusammenarbeit setzen. Derzeit werden diese vor allem von Freiberuflern, Kreativen und kleinen Start-Ups genutzt. Aber auch größere Unternehmen greifen den Gedanken der Coworking Spaces zunehmend bei der Organisation ihrer Geschäftsprozesse auf oder ermöglichen Mitarbeitenden, zeitweilig in externen Coworking Spaces zu arbeiten. Erste Großunternehmen wie der Otto-Konzern oder Microsoft richten gar eigene Gemeinschaftsbüros oder -zonen ein, um die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen zu vernetzen und damit innovative Impulse zu setzen. Für den ländlichen Raum bieten Co-Working-Spaces die Möglichkeit, das tägliche Fernpendeln an die zentralen Betriebsstätten zu reduzieren. Sofern der CoWorking-Space die höherstehenden Anforderungen an Datenmanagement (Security, Bandbreite, Videokonferenzausstattung) erfüllen kann, die im Home Office nicht zu realisieren sind, schließt er eine wichtige Lücke in der Palette flexibler Arbeitsplätze.<br />
<br />
Einer Studie des Branchenverbandes BitKom zufolge, setzt jedes dritte Unternehmen in Deutschland auf Home Offices. <ref>Bitkom Research (2017); [https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Jedes-dritte-Untershynehmen-bietet-Arbeit-im-Homeshyoffice-an.html Jedes dritte Unternehmen bietet Arbeit im Homeoffice an]</ref> Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Produktivitätssteigerung, Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber sowie Erleichterung der Rückkehr nach familienbedingter Auszeit sind die wichtigsten Motive für die Gewährung von Home Office. Für die Mitarbeiter bietet Home Office<br />
* höhere Zeitsouveränität,<br />
* Reduzierung von Pendelzeiten (durchschnittlich 4,4 Stunden pro Woche) und<br />
* Senkung von Mobilitätskosten <ref>Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2016); [https://lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/lbff/Praxis-Infothek/digitalisierung-chancen-und-herausforderungen-data.pdf Digitalisierung Chancen und Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarung von Familie und Beruf], Berlin</ref><br />
<br />
Die Arbeitgeber profitieren von sinkenden Personalkosten infolge geringerer Krankheitsquoten der Mitarbeitenden (um etwa 10-15 Prozent) und sinkender Infrastrukturkosten durch desk-sharing (weniger Flächen- und Energiebedarf im Büro) <ref> Website "Arbeitszeit klug gestalten", [https://www.arbeitszeit-klug-gestalten.de/alles-zu-arbeitszeitgestaltung/arbeitszeitmodelle-im-ueberblick/teilzeit/ Arbeitszeitmodelle im Überblick - Teilzeit], aufgerufen am 12.09.2018</ref>. <br />
<br />
Während Home Office-Lösungen helfen, den Verkehr zu vermeiden, tragen Maßnahmen zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten dazu bei, das hohe Verkehrsaufkommen in die Randzeiten zu verlagern. Beispiele sind:<br />
* Anpassung von Arbeitszeiten an die Taktung des öffentlichen Verkehrs<br />
* Gleitzeitregelungen zur Umgehung der Rush Hour<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Obwohl sich einer jüngsten Umfrage (gfk/bmvit/BAUM 2018 Österreich, unveröffentlicht) zufolge Zweidrittel der Beschäftigten wünschen, ihre Home Office-Tätigkeiten ausweiten zu können, trifft Home Office in deutschen Unternehmen auf viele Vorbehalte. Deshalb sollte die Einführung und/oder Ausweitung von Home Office-Angeboten gut durchdacht sein. Folgende Erfolgsfaktoren spielen dabei eine Rolle:<br />
<br />
'''Organisations- und Führungsstruktur<br />
<br />
Festlegung der Personenkreise und deren Eignung für Home Office, Entwicklung von Ergebnisorientierung und Vertrauensarbeitszeit, Betriebsvereinbarungen, Koordination<br />
<br />
'''Interne Kommunikation<br />
<br />
Aufrechterhaltung des regelmäßigen persönlichen Austauschs, Feedbacksystem<br />
<br />
'''Technologische Infrastruktur<br />
<br />
Schnelle und zuverlässige Internetverbindungen, Zugänge zum Server, geeignete Software zum Teilen von Inhalten, Kommunikation mit bildübertragenden Diensten, Datensicherheit<br />
<br />
'''Arbeits- und Gesundheitsschutz<br />
<br />
Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatzes, Ergonomie-Standards, Einhaltung von Pausen und Ruhezeiten<br />
<br />
'''Kompetenzentwicklung<br />
<br />
Stärkung von Selbstmanagementkompetenzen bei Mitarbeitern, Aufbau von Führungskompetenzen<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
'''Praxisbeispiel Home Office'''<br />
<br />
In einem produzierenden Betrieb gab es erhebliche Vorbehalte gegen die Einführung von Home Office-Angeboten. Zwar kam es regelmäßig vor, dass Führungskräfte, aber auch Mitarbeiter aus der Verwaltung mit Kindern, ab und zu im Home Office gearbeitet haben. Es gab jedoch keine offizielle Regelung, da man befürchtete, die Belegschaft zu spalten (Verwaltung, Produktion). Die Einzelfallregelung führte zu Unruhe in der Belegschaft, da nicht klar war, wer im Home Office arbeiten darf und wer nicht. Verwaltungsmitarbeiter ohne Kinder fühlten sich diskriminiert. In einem breit angelegten Beratungsprojekt hat der Betrieb zunächst herausgearbeitet, für welche Mitarbeiter eine Home Office-Lösung in Frage kommt (Eingrenzung der Personenkreise). Für diese wurde besprochen, welche Anforderungen an Führung (Leistungsziele), technische Ausstattung der Home Office-Arbeitsplätze und interne Kommunikation (persönlicher Austausch) gestellt werden. Auf dieser Basis wurde eine Betriebsvereinbarung erstellt, in der die Home Office-Angebote des Betriebes klar geregelt sind.<br />
<br />
Ein weiteres Beispiel ist in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"] aufgeführt: TUI Cruises ermöglicht ihren Mitarbeitern, ihre Arbeitszeit und -ort außerhalb der Kernzeit flexibel zu gestalten. Dies fördert gleichzeitig auch die Nutzung des ÖPNV, da eine Anpassung der Arbeitszeit an die Abfahrtszeiten erleichtert wird.<br />
<br />
'''Praxisbeispiel Coworking Spaces'''<br />
<br />
In einem großen Handelsunternehmen mit mehreren Verwaltungs- und Lagerorten in Deutschland wurde im Rahmen eines Mobilitätsprojektes eine Mitarbeiterbefragung durchgeführt, mit der die Arbeitswege näher betrachtet wurden. Beim Abgleich mit den Wohnstandorten der Beschäftigten fiel auf, dass viele Mitarbeiter des Standortes A in der Nähe des Standortes B wohnen und umgekehrt. Die beiden Betriebsstandorte sind etwa 50 Kilometer voneinander entfernt. Schnell wurde errechnet, wie viel Geld und wie viel Energie eingespart werden könnte, wenn die Mitarbeiter jeweils am wohnortnahen Standort arbeiten würden. Das war aber nicht ganz so leicht, da die Organisationsstrukturen an den beiden Standorten einen einfachen Ortswechsel bei vielen Mitarbeitern nicht zuließen. So wurden an beiden Standorten Coworking-Räume eingerichtet, in denen Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten und Anlässen (ausgewählte Wochentage, private Gründe für wohnortnahes Arbeiten) wohnortnäher arbeiten können.<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links'''<br />
<br />
* DGFP-Studie „Mobiles Arbeiten“ – Kompetenzen und Arbeitssysteme entwickeln [https://www.dgfp.de/fileadmin/user_upload/DGFP_e.V/Medien/Publikationen/Studien/Ergebnisbericht-Studie-Mobiles-Arbeiten.pdf]<br />
* BMFSFJ-Studie „Digitalisierung – Chancen & Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ [https://lokale-buendnisse-fuer-familie.de/fileadmin/lbff/Praxis-Infothek/digitalisierung-chancen-und-herausforderungen-data.pdf]<br />
* BMAS-Studie „Mobiles und entgrenztes Arbeiten“ [http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a873.pdf;jsessionid=117E6D17EF5EC4971F80D278C3F46217?__blob=publicationFile&v=2]<br />
* Bitkom-Studie „Arbeit 3.0. Arbeiten in der digitalen Welt“ [https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Jedes-dritte-Untershynehmen-bietet-Arbeit-im-Homeshyoffice-an.html]<br />
* Prognos-Befragung „Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch mobiles Arbeiten in Nordrhein-Westfalen“ [https://www.prognos.com/uploads/tx_atwpubdb/161018_Prognos_Mobiles_Arbeiten_Befragung_kurz.pdf]<br />
<br />
'''Ansprechpartner'''<br />
<br />
Die regionalen Industrie- und Handelskammern sowie Wirtschaftsförderungen informieren zu verfügbaren Coworking Spaces in der jeweiligen Region.<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Nutzung_des_%C3%B6ffentlichen_Verkehrs&diff=1102Nutzung des öffentlichen Verkehrs2018-09-13T07:30:05Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>In Regionen, in denen der öffentliche Verkehr gut ausgebaut ist, stellt die Nutzung von Bus und Bahn eine geeignete Alternative zum Pkw dar. Der öffentliche Verkehr ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern im Vergleich zu den Kosten eines Pkw auch deutlich günstiger. Darüber hinaus bewegen sich Pendler, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, mehr als Autofahrer und fühlen sich mitunter weniger gestresst, da die Fahrt für private oder berufliche Lektüre genutzt werden kann.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Jobtickets und bezuschusste Monatskarten'''<br />
<br />
Um die Potenziale des öffentlichen Verkehrs (ÖV) zu heben, können Betriebe an zahlreichen Stellschrauben drehen. Die wohl bekannteste Maßnahme ist die Bereitstellung eines Job-Tickets, das Mitarbeiter über ihren Arbeitgeber beziehen können. Da viele Verkehrsunternehmen und -verbände ab einer gewissen Mindestabnahmemenge Rabatte gewähren und die Betriebe teils selbst einen Zuschuss zahlen, ist das Job-Ticket vergünstigt. Manchmal ist ein Arbeitgeberzuschuss auch Voraussetzung, um das Angebot überhaupt zu erhalten. Das Job-Ticket bietet Beschäftigten zahlreiche Vorteile: Wer ein Job-Ticket bezieht, kann es auch in der Freizeit nutzen und am Abend oder am Wochenende vielerorts eine weitere Person kostenlos mitnehmen. Einige Verkehrsverbünde bieten außerdem vergünstigte Bike- und Car-Sharing-Tarife für Job-Ticket-Abonnenten an oder stellen Schnupper-Job-Tickets zur Verfügung.<br />
<br />
Sofern der örtliche Verkehrsverbund kein Job-Ticket anbietet, können Betriebe den Kauf einer normalen Monatskarte bezuschussen. Zwar ist diese freiwillige Zusatzleistung – wie das bezuschusste Job-Ticket – mit Kosten verbunden, doch im steigenden Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte kann sich diese Investition lohnen. Darüber hinaus verringert ein hoher Anteil an ÖV-Pendlern im Betrieb den Parkraumbedarf. <br />
<br />
'''Verhandlungen mit dem örtlichen Verkehrsbetrieb'''<br />
<br />
So sinnvoll finanzielle Anreize in Form eines Job-Tickets auch sein können – nicht überall entscheidet der Preis über die Wahl des Verkehrsmittels. Fährt der Bus zu für die Beschäftigten ungünstigen Zeiten, oder ist die nächste Haltestelle weit entfernt, ist das für potenzielle ÖV-Nutzer wenig attraktiv. Genauso meiden Beschäftigte öffentliche Verkehrsmittel, wenn sich bestimmte Linien immer wieder verspäten oder Haltestellenbereiche unregelmäßig gereinigt werden. In diesen Fällen sollten Unternehmen im Dialog mit dem örtlichen Verkehrsbetrieb eine mögliche Anpassung des Nahverkehrsangebotes an die betrieblichen Rahmenbedingungen diskutieren. Wer darüber hinaus benachbarte Betriebe oder die Kommune einbezieht, erhöht seine Verhandlungschancen. Dasselbe gilt für die Bereitstellung konkreter Zahlen über das Potenzial möglicher Bus- und Bahn-Nutzer (z. B. durch geeignete [[Analysen]]).<br />
<br />
[[File:AdobeStock 193220927 Bahnsteig.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pattilabelle - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Dienstreiserichtlinien und BahnCards'''<br />
<br />
Auch auf Dienstreisen können Beschäftigte umweltfreundlich unterwegs sein. Mit einer verbindlichen Regelung für die Verkehrsmittelwahl können Betriebe z. B. das Bahnfahren fördern und obendrein, je nach Reisehäufigkeit, BahnCards zur Verfügung stellen. Je nach BahnCard werden die Bahntickets dann um 25 oder 50 Prozent günstiger; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett (inklusive des Nahverkehrs). Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
<br />
'''Interne Kommunikation der Angebote'''<br />
<br />
Ein gutes ÖV-Angebot und eine bezuschusste Monatskarte sind eine gute Basis aber kein Garant dafür, dass ein Großteil der Belegschaft auf Bus und Bahn umsteigt. Vielmehr müssen diese Angebote dauerhaft an die Beschäftigten kommuniziert werden, z. B. über das Intranet, Aushänge oder Hinweise in der Mitarbeiterzeitung. Wer jahrelang mit dem Auto gefahren ist, weiß vielleicht nicht, dass inzwischen eine durchgängige Busverbindung zwischen Wohn- und Arbeitsstätte existiert oder wo die nächste Haltestelle zu finden ist. Mit einer individuellen Beratung können Arbeitgeber ihre Mitarbeiter für die Nutzung des ÖV sensibilisieren. Dieses Engagement zahlt sich besonders bei neuen Beschäftigten im Rahmen des Einstellungsgesprächs aus. Sie müssen ihren täglichen Weg erst organisieren und stehen Empfehlungen zur Verkehrsmittelwahl besonders offen gegenüber (siehe auch [[Interne Kommunikation]])<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Auch die Deutsche Bahn bietet Job-Tickets für den Nah- und Fernverkehr an. Der Preis berechnet sich individuell nach der Strecke, der Klasse und den Zügen [https://www.bahn.de/p/view/angebot/pendler/fern-und-nahverkehr/jobticket.shtml]<br />
<br />
'''Rechtliches'''<br />
<br />
Als monetäre Leistung des Arbeitgebers an die ArbeitnehmerInnen ist ein Zuschuss zum Jobticket bzw. zu einer Monatskarte steuerlich relevant: Sofern der Zuschuss auf den Bruttolohn aufgeschlagen wird, muss der Arbeitnehmer diesen voll versteuern. Darüber hinaus haben ArbeitnehmerIn und Arbeitgeber für den Zuschuss Sozialversicherungsbeiträge zu entrichten. Günstiger ist in den meisten Fällen eine pauschale Versteuerung von 15 Prozent des Fahrgeldzuschusses durch den Arbeitgeber. Sozialabgaben werden in der Regel nicht fällig. Die Steuer kann der Arbeitgeber entweder selbst übernehmen oder aber er reicht diese an den/die ArbeitnehmerIn weiter. Völlig lohnsteuer- und sozialversicherungsfrei ist der Fahrgeldzuschuss, wenn er als Sachbezug gewährt wird. Vorausgesetzt, eine monatliche Grenze von 44 Euro wird nicht überschritten. Andernfalls ist er vollständig steuer- und sozialabgabenpflichtig. <br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
Gute Beispiele für Betriebe, die ihren Beschäftigten ein Job-Ticket oder eine BahnCard zur Verfügung stellen, sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Best Practice-Broschüre], die im Rahmen der Initiative „mobil gewinnt“ entstanden ist, aufgeführt: <br />
<br />
* Das Pharmaunternehmen McKesson bezuschusst das ÖPNV-Monatsticket für Mitarbeiter mit 30 Euro. <br />
* Die Wissenschaftsstadt Darmstadt stellt über speziell für das Thema Mobilität eingerichtete Informationskanäle sicher, dass Beschäftigte stets über Alternativen und Angebote informiert sind, zum Beispiel mittels eines Fahrtkostenrechners sowie eines eigens gestalteten Logos, womit alle relevanten Angebote gekennzeichnet werden.<br />
* Der IT-Dienstleister PRIOR1 hat Anreizsysteme zur Nutzung der Bahn für Dienstreisen entwickelt, zum Beispiel mit Hilfe von Prämien für zurück gelegte Kilometer mit dem Zug und der Beteiligung der Mitarbeiter an den dadurch eingesparten Kosten. <br />
* Der Paulaner-Bus in München Langwied wurde nach einem Unternehmensumzug in Kooperation mit dem örtlichen Verkehrsbetrieb eingerichtet. Durch die zusätzliche Schaffung eine Betriebsbusses profitieren nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch angrenzende Ortschaften, die eventuell dadurch eine öffentliche Anbindung erhalten.<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Ansprechpartner'''<br />
<br />
* Informationen zum Job-Ticket erhalten Interessierte bei den jeweiligen Verkehrsverbünden und -gesellschaften.<br />
* Der ACE Auto Club Europa bietet ein Infoblatt mit Hintergründen und Besteuerungstipps zum Download an [https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/www.ace.de/dokumente/presse/Infoblatt-Jobtickets.pdf]<br />
* Die Deutsche Bahn informiert zum Job-Ticket der DB unter [https://www.bahn.de/p/view/angebot/pendler/fern-und-nahverkehr/jobticket.shtml]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fahrgemeinschaften_bilden&diff=1101Fahrgemeinschaften bilden2018-09-13T07:28:58Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 50077775 Schild Fahrgemeinschaft.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: tomhanisch - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Eine Fahrgemeinschaft ist eine Gruppe von zwei oder mehreren Personen, von denen eine mit dem eigenen Auto die anderen zum Arbeitsplatz oder auf eine Fahrt mitnimmt. Fahrgemeinschaften werden privat oder in Mitfahrportalen organisiert. Im Berufsverkehr liegt die durchschnittliche Auslastung von Pkw in Deutschland bei nur 1,1 Personen (zum Vergleich: im Personenverkehr insgesamt liegt sie bei 1,5 Personen). Das heißt: neun von zehn Pkw-Pendlern sitzen allein im Auto. Bereits eine Steigerung dieses Besetzungsgrades auf zwei Personen würde viele Belastungen des Pkw-Verkehrs für Betriebe, Beschäftigte und Kommunen beinahe halbieren. Gerade dort, wo das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel zu unattraktiv ist, sind Fahrgemeinschaften daher eine sehr ernst zu nehmende Option.<br />
<br />
Wer die Bildung und Nutzung von Fahrgemeinschaften unterstützen will, muss – noch mehr als in anderen Handlungsfeldern des Mobilitätsmanagements – seine Zielgruppe kennen. Die Bedürfnisse können sich hier stark unterscheiden. Manche Beschäftigte legen Wert auf große Flexibilität. Für sie eigenen sich Smartphone-Apps, mit denen sie ganz spontan passende Mitfahrgelegenheiten finden können. Andere fühlen sich wohler in festen, verlässlichen Fahrgemeinschaften.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Online-Plattformen: hilfreich, aber nicht ausreichend'''<br />
<br />
Es gibt heute viele Online-Angebote zur Vermittlung von Fahrgemeinschaften. In der Regel können Verkehrsteilnehmer dort Mitfahrgelegenheiten für bestimmte Strecken und Zeiten anbieten oder suchen und erhalten dann automatisch geeignete Vermittlungsvorschläge. Entscheidend für den Erfolg ist die Masse: Je mehr Beschäftigte an einem solchen System teilnehmen, desto höher ist die Chance, dass Nachfrage und Angebot zusammen passen. Ein geschlossenes System, das nur betriebsintern Kollegen berücksichtigt, macht bei einer Betriebsgröße unter tausend Beschäftigten kaum Sinn. Eine Lösung kann es sein, sich mit anderen Unternehmen am Standort zusammenzuschließen. Entscheidend ist darüber hinaus die Kommunikation: Bereits im Vorfeld sollte das Angebot intensiv beworben werden. Mitunter stellen Betriebe nach einiger Zeit fest, dass es kaum noch Fahrtangebote und -gesuche auf ihren Plattformen gibt. Das muss kein schlechtes Zeichen sein! Wer „seine“ Mitfahrer gefunden hat und mit ihnen eine stabile Fahrgemeinschaft bildet, beteiligt sich nicht mehr aktiv im Matching-System.<br />
<br />
'''Auch Low-Tech kann funktionieren'''<br />
<br />
Es muss nicht immer gleich ein komplexes Tool im Intranet sein. In einem ersten Schritt können die Beschäftigten eingeladen werden, ihre Wohnstandorte auf einer Karte zu markieren – sei es im Intranet, im Foyer oder auch im Rahmen eines Mobilitäts-Aktionstags. Dies kann zunächst ganz anonym erfolgen. Bereits eine solche Visualisierung führt bei so manchem zu der überraschenden Erkenntnis, dass manch ein Kollege im Ort oder auf der Strecke wohnt. Bewährt haben sich auch so genannte Pendlerfrühstücke: Für die wichtigsten Wohnorte oder Fahrtstrecken wird dabei jeweils ein Tisch oder ein Bereich gekennzeichnet, an dem Interessierte zwanglos Kontakt aufnehmen können.<br />
Übrigens: Auch symbolische Maßnahmen wie eine deutlich gekennzeichnete Reservierung eingangsnaher Stellplätze für Fahrgemeinschaften sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen!<br />
<br />
== Tipps und Tricks ==<br />
<br />
'''Die Auswahl des "richtigen" Tools'''<br />
<br />
Zwar können Fahrgemeinschaften auch ohne technische Unterstützung gebildet werden. Mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitsprozesse geht jedoch der Trend zu elektronischen Unterstützungssystemen. Die Auswahl ist nicht ganz einfach, da die Angebote unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen. Betriebe sollten vorab konkretisieren,<br />
* welche Ziele sie mit der Bildung der Fahrgemeinschaften verfolgen (z. B. Gespräch mit der Geschäftsführung)<br />
* welche Interessen und Vorlieben ihre Mitarbeiter haben (z. B. durch eine Mitarbeiterbefragung),<br />
* welche Potenziale für Fahrgemeinschaften in der Belegschaft vorhanden sind (z. B. durch Wohnstandortanalyse), und welche Potenziale sich in der Nachbarschaft erschließen ließen<br />
* welche Anforderungen sich aus der Arbeitsorganisation ergeben (feste oder flexible Arbeitszeiten),<br />
* welcher Unterstützungsbedarf z. B. bei der internen Kommunikation und Bewerbung des Angebotes besteht.<br />
Auf dieser Basis sollten die verschiedenen Angebote und Anbieter verglichen werden. Den Mitarbeitern sollte dann möglichst ein konkretes Tool zur Nutzung empfohlen werden. Zusätzlich könnte der Betrieb dafür anfallende Lizenzgebühren/App-Entgelte übernehmen.<br />
<br />
Tipp: Das Portal Utopia hat eine Übersicht mit Informationen zu den elf besten Fahrgemeinschafts-Apps und-Portalen erstellt [https://utopia.de/ratgeber/mitfahrgelegenheiten/].<br />
<br />
'''Rechtliches'''<br />
<br />
Auch wenn die Mitnahme von Fahrgästen keinen gewerblichen Umfang annimmt und ohne Gewinnerzielungsabsicht geschieht, gibt es ein paar Punkte zu beachten. Grundsätzlich können sowohl Fahrer als auch Mitfahrer die Kilometerpauschale in Höhe von 30 Cent pro Kilometer steuerlich absetzen – Fahrer unbegrenzt, Mitfahrer bis zu einer Höhe von 4.500 Euro pro Jahr.<br />
<br />
Bei wechselseitigen Fahrgemeinschaften, bei denen die Teilnehmer abwechselnd als Fahrer auftreten, bedeutet das: Für die Fahrten als Fahrer mit eigenem Fahrzeug gilt die unbegrenzte Entfernungspauschale, für die Fahrten als Mitfahrer die begrenzte. Daher sollten stets alle Fahrten gut dokumentiert werden. Bei einseitigen Fahrgemeinschaften lassen sich die Fahrer oft eine Kostenbeteiligung von ihren Mitfahrern zahlen. Diese gilt steuerlich als Einnahme! Solche „sonstigen Einkünfte“ bleiben bis zu einer Höhe von 256 Euro pro Jahr steuerfrei. Wird diese Grenze überschritten, dann müssen sie komplett versteuert werden. Fährt der Fahrer einen Umweg für seine Mitfahrer, dann kann er pro Umwegkilometer 0,30 Euro und pro Mitfahrer 0,02 Euro von diesen Einnahmen abziehen. Beim Versicherungsschutz gilt, dass die Haftpflichtversicherung für alle Schäden der Insassen aufkommt. Allerdings ist eine unbegrenzte Deckungssumme empfehlenswert. Mitfahrer sollten am besten eine Haftungsbeschränkungserklärung unterzeichnen, entsprechende Vorlagen sind im Internet verfügbar.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Bei SAP in Walldorf ist die smarte Mitfahrlösung TwoGo by SAP im Einsatz. Durch die Eingabe eines Fahrtwunsches per Web, App oder Kalender ermittelt ein intelligenter Algorithmus in Sekundenschnelle automatisch, nach den Präferenzen des Nutzers, Fahrgemeinschaften für die Pendelstrecke und Dienstreisen. TwoGo berücksichtigt bei der Vermittlung automatisch die gewünschte Fahrtroute, den Vermittlungskreis, die Anzahl der freien Sitzplätze, die maximale Umwegzeit und den Abholpunkt. Sollte TwoGo keinen passenden Fahrpartner finden, werden proaktiv Alternativen, auch mit dem ÖPNV, vorgeschlagen. Ein Austausch der persönlichen Daten findet nur nach einer passenden Vermittlung statt. Aktuelle Verkehrsdaten sieht der Fahrer auf einen Blick, damit dieser vorbereitet und mit genügend Zeitpuffer entspannt unterwegs ist. Eine Abstimmung ist nicht mehr nötig. Den Fahrern werden bei SAP bevorzugte Parkplätze zur Verfügung gestellt. Sollte ein Kollege „stranden“, dann darf er am Abend mit dem Taxi nach Hause fahren. Die Kollegen nutzen den Arbeitsweg sinnvoll und tauschen während der Fahrt ihr Wissen aus. Es werden pro Woche circa 1800 Fahranfragen eingestellt. Die Vermittlungsquote beträgt circa 52 Prozent.<br />
<br />
* Zalando Logistics in Erfurt erleichtert seinen Mitarbeitern mit dem sog. "Regio9er" den täglichen Weg zu Arbeit. Durch diese Fahrgemeinschaften können die Nutzer Geld sparen und auch Gewerbegebiete sind flexibel erreichbar. Die Pkws stehen zudem am Wochenende oder nach Feierabend als öffentliche CarSharing-Fahrzeuge zur Verfügung. Außerdem steht die Mobilitätsbeauftragte den Mitarbeitern zu Themen wie ÖPNV, Werksverkehr und Dienstrad-Leasing beratend zur Seite.<br />
<br />
* Das Forschungszentrum Jülich fördert gemeinsam mit benachbarten Betrieben durch ein breit beworbenenes Online-Portal die Bildung von Fahrgemeinschaften, welches bei den Mitarbeitern großen Anklang findet. Gleichzeitig kann dadurch CO2 eingespart und Parkplatzdruck gemildert werden.<br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Regio Mobil [https://www.regio-mobil-deutschland.de/de/]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Fahrradf%C3%B6rderung&diff=1100Fahrradförderung2018-09-13T06:52:05Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 187009452 Fahrradfahrer.jpeg|thumb|300px|(Bildquelle: Laiotz - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Das Fahrrad gilt als kostengünstiges und emissionsfreies Verkehrsmittel. In vielen Betrieben wird dieses Verkehrsmittel trotz seiner zahlreichen Vorteile (Klimaschutz, Gesundheitsförderung, Mitarbeitermotivation, Kosteneinsparungen) noch kaum genutzt. Im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ist die Förderung der Fahrradnutzung daher ein zentraler Ansatz, für die Gestaltung von Arbeits-, zunehmend aber auch von Dienstwegen. Die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als sechs Kilometer. Hier stellt das Fahrrad eine gute Alternative dar. Für längere Entfernungen und bei schwieriger Topografie bieten sich elektrisch unterstützte Fahrräder (Pedelecs, E-Bikes) als Alternative an. Fahrräder - und hier besonders Faltfahrräder - können aber auch dazu dienen, in Kombination mit der Bahn die erste oder letzte Meile auf dem Weg zum bzw. vom Bahnhof zum Ziel zu überbrücken. Daher sind Betriebe gut beraten, die Vorteile einer Förderung des Radfahrens zu nutzen.<br />
<br />
Fahren mehr Mitarbeiter als bisher mit dem Fahrrad zur Arbeit und halten sich durch diese Art der Bewegung fit und gesund, reduziert dies die Ausfallzeiten im Unternehmen. Eine Studie des Niederländischen Verkehrsministeriums hat empirisch nachgewiesen, dass radfahrende Mitarbeiter im Schnitt etwa einen Tag pro Jahr weniger krank sind als Pkw-Pendler <ref>[https://www.rijksoverheid.nl/ministeries/ministerie-van-infrastructuur-en-waterstaat Ministerie van Verkeer en Waterstaat], [https://www.tnl.nl Forschungsinstitut TNO], TNO-Studie: Regelmatig fietsen naar het werk leidt tot lager ziekteverzuim, 2009</ref> . Dieser Befund wurde 2014 durch eine Befragung von über 2.300 Berufstätigen in Deutschland gestützt <ref>Studie [https://www.ecolibro.de/de/Forschung/Mobilitaet-Gesundheit "Mobilität & Gesundheit"] von Juliane Kemen in Zusammenarbeit mit EcoLibro, 2015</ref> . Da jeder Ausfalltag eines Mitarbeiters den Betrieb etwa zwischen 200 und 350 Euro kostet, machen sich fittere Mitarbeiter schnell bezahlt – und sind obendrein leistungsfähiger und motivierter.<br />
<br />
Mobilität lässt sich per Fahrrad besonders kostengünstig wahrnehmen. Die Mitarbeiter können Fahrräder für kurze Besorgungs- oder Geschäftsfahrten nutzen - das spart Auto- oder Taxikosten ein. Große Kosteneinsparpotenziale ergeben sich auch aus dem geringeren Platzbedarf eines Fahrrads. Wo ein Auto abgestellt wird, hätten durchaus sechs bis acht Fahrräder Platz. Bei einem knappen Flächenangebot auf dem Betriebsgrundstück oder bei Erweiterungsvorhaben kann es aus wirtschaftlicher Perspektive vorteilhaft sein, wenn anstelle neuer Pkw-Stellplätze in die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsmittel investiert wird.<br />
<br />
Auch die betriebliche Klimabilanz wird bei der Fahrradnutzung deutlich verbessert. Durch 5.000 Fahrradkilometer pro Jahr werden bis zu 400 Liter Diesel, 500 € und eine Tonne CO2 eingespart. Großer Beliebtheit erfreut sich bei Beschäftigten, wenn der Arbeitgeber die kostengünstige Bereitstellung von personenindividuellen Fahrrädern via Leasing, ggf. auch mit Gehaltsumwandlung ermöglicht und ggf. auch bezuschusst. So trägt dieser Service auch zur Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber bei.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
In der betrieblichen Praxis hat es sich als hilfreich herausgestellt, wenn die Förderung der Fahrradnutzung organisatorisch unterstützt wird. Mit einem Grundsatzbeschluss verdeutlicht die Geschäftsführung die Bedeutung des Themas. Von zentraler Bedeutung sind ein Ansprechpartner/Fahrradbeauftragter und/oder eine Arbeitsgruppe für alle Fragen rund um das Fahrrad. Dann können Maßnahmen beispielsweise in folgenden Bereichen umgesetzt werden:<br />
<br />
'''Infrastruktur für das Fahrradfahren'''<br />
<br />
Firmenfahrräder sollten bedarfsgerecht in den Fuhrpark aufgenommen werden. Empfehlenswert sind Elektrofahrräder, Faltfahrräder (die leicht auch in Bus/Bahn mitgenommen werden können) und ggf. Lastenfahrräder, mit denen kleinere Transporte bewältigt werden können. Alternativ kann den Mitarbeitern die kostengünstige Nutzung eines individuellen Fahrrads (zum Beispiel nach dem Konzept des Dienstradleasings) ermöglicht werden. Ende November 2012 wurde die steuerliche Handhabung eines Firmenfahrrads derjenigen von Firmenwagen angepasst. Vom Arbeitgeber bereitgestellte und auch privat - z. B. für den Arbeitsweg - nutzbare Firmenfahrräder können nun mit ein Prozent versteuert werden <ref>nwb Datenbank [https://datenbank.nwb.de/Dokument/Anzeigen/452507/ Steuerliche Behandlung der Überlassung von (Elektro-)Fahrrädern]</ref> . Komfortable, überdachte und vor allem diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind zudem wichtige Bausteine einer fahrradgerechten Infrastruktur. Zudem sollten angesichts der zunehmenden Beliebtheit von Elektrofahrrädern Lademöglichkeiten angeboten werden. Das kostenlose Laden von Elektrofahrrädern stellt übrigens keinen geldwerten Vorteil dar, ist also steuerrechtlich irrelevant. <ref>Bundesministerium der Finanzen, [https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Gesetzestexte/Gesetze_Verordnungen/2016-11-16-G-stl-Foerderung-Elektromobilitaet.html Gesetz zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität im Straßenverkehr], Stand 16.11.2016</ref><ref>Bundesministerium der Finanzen, [https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/Steuerarten/Lohnsteuer/2016-12-14-LSt-Anwendung-G-stl-Foerderung-Elektromobilitaet-Strassenverkehr.html Gesetz zur steuerlichen Förderung von Elektromobilität im Straßenverkehr; Anwendung der einkommensteuerlichen und lohnsteuerlichen Vorschriften] BMF-Schreiben vom 14. Dezember 2016,</ref> Zusätzlich sind Duschen, Spinde und Umkleideräume, aber auch Reparaturstationen (oder zumindest Pannensets und Luftpumpe) hilfreiche und leicht realisierbare Angebote für Radfahrer.<br />
<br />
'''Anreize zum Radfahren'''<br />
<br />
Wettbewerbe und andere (finanzielle) Anreize können Mitarbeiter zum Aufsatteln motivieren, z. B. die Aktion " Mit dem Rad zur Arbeit " [https://www.mit-dem-rad-zur-arbeit.de/bundesweit/index.php] oder auch " Stadtradeln" [https://www.stadtradeln.de/home/]. Dabei sollten der Fahrspaß sowie der Bezug zum Thema Gesundheit im Mittelpunkt stehen. Wichtig ist zudem, den Beschäftigten die Fahrradnutzung nahe zu bringen und Möglichkeiten zum Ausprobieren zu schaffen. Dies kann z. B. an einem Fahrradaktionstag geschehen, an dem verschiedene (Elektro)Fahrräder präsentiert und Probe gefahren werden können. Ergänzend sind ein Fahrradreparaturservice und eine Fahrradcodierung willkommener Teil eines Aktionstags, der zum Beispiel in Kooperation mit einem örtlichen Radhändler und dem ADFC durchgeführt werden kann [https://www.adfc.de/]. Auch die wechselnde probeweise Überlassung von E-Bikes für einige Wochen hilft, dem Mitarbeiter die Alltagstauglichkeit zu prüfen. Studien haben gezeigt, dass sich nach der Praxistestphase der überwiegende Teil der Testpersonen für die Anschaffung bzw. regelmäßige Nutzung entschließt. <ref>Czowalla, L. (2015); [https://www.berlin.de/senuvk/verkehr/planung/e_mobilitaet/download/EBikePendeln_Endergebnisse_Auswahl.pdf Ebike-Pendeln. Wissenschaftliche Begleitforschung - Auswahl vorläufiger Endergebnisse], Institut für Transportation Design (ITD), Hochschule für Bildende Künste Braunschweig</ref> <br />
<br />
'''Kommunikation'''<br />
<br />
Die Möglichkeiten der Fahrradnutzung sollten umfassend kommuniziert werden, dauerhaft z. B. auf der Intranet-Seite oder in einem Faltblatt. Sehr hilfreich ist es, neuen <br />
Mitarbeitern ein Infopaket auszuhändigen, das z. B. auch eine Radwegkarte und/oder eine Sicherheitsweste beinhaltet. Das Aufhängen einer Fahrradwegekarte, auf der Raderfahrene Kollegen ihre bevorzugte Fahrradroute zum Betrieb markieren, hilft anderen sehr, geeignete Routen für den Arbeitsweg zu finden.<br />
Das Startup "bike citizens" [https://map.bikecitizens.net] hat sich mit ihrer Routing-App zur Aufgabe gemacht, für verschiedene Städte und Regionen die Wegerfahrungen der jeweiligen örtlichen Radcommunity einfließen zu lassen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die Einführung von Fahrradleasing per Gehaltsumwandlung kann in bestimmten Fällen an Grenzen stoßen, z. B. bei öffentlichen Arbeitgebern oder wenn tarifrechtliche Regelungen dem entgegenstehen. Über- oder außertarifliche Gehaltsbestandteile können hierfür jedoch eingesetzt werden. Sofern ein Dienstradleasing nicht realisierbar ist, kann der Arbeitgeber den Beschäftigten Zuschüsse und Darlehen zum Fahrradkauf gewähren oder eigene Firmenfahrräder anschaffen, die den Mitarbeitern zur Nutzung überlassen werden. Die Versteuerung erfolgt dann über die 1-Prozent-Regelung.<br />
Wenn Führungskräfte selbst mit dem Rad zur Arbeit kommen und mit gutem Beispiel vorangehen, sendet dies ein positives Signal an die Belegschaft.<br />
<br />
Für Mitarbeiter, die Teilstrecken des Arbeitswegs mit der Bahn fahren, sind diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten am jeweiligen Bahnhof wichtig. Solche können an vielen Bahnhöfen in Fahrradstationen und Fahrradboxen angemietet werden [https://www.radstation-nrw.de/radstationen-ausserhalb-von-nrw.html].<br />
<br />
Wer ein umfassendes Konzept zur Fahrradförderung entwickeln und umsetzen möchte kann sich von spezialisierten Beratern unterstützen lassen. Zertifizierungen als fahrradfreundlicher Betrieb, wie sie der ADFC [https://www.fahrradfreundlicher-arbeitgeber.de/] oder B.A.U.M. [http://www.fahrrad-fit.de/] anbieten, geben Hilfestellung bei der Bewertung von Maßnahmen.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
Die Druckerei Lokay aus Reinheim hat jedem Mitarbeiter ein individuelles Fahrrad bereitgestellt, wenn sich dieser im Gegenzug verpflichtet, mindestens 50 Tage im Jahr mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Die Hälfte der Belegschaft hat dieses Angebot gerne angenommen. Gleichzeitig macht der Mitarbeiter mit dem als "Lokay Klimarad " gebrandetem Fahrrad Werbung für das Unternehmen.In einem Kurzfilm wird das Konzept von Lokay dargestellt [https://www.youtube.com/watch?v=fFDHWHNYvWs]. <br />
<br />
Die UmweltBank in Nürnberg verbindet die Fahrradförderung mit einer Spendenaktion. Jedes Jahr in den Monaten von April bis September nehmen die Mitarbeiter an dem firmeninternen Wettbewerb " Banker on Bike" teil. Die UmweltBank vergütet jeden gefahrenen oder zu Fuß zurückgelegten Kilometer zwischen Wohnort und Arbeitsplatz mit einem Euro. Die Spendensumme wird dann für ein von den Mitarbeitern ausgewähltes Sozial- oder Umweltprojekt gespendet. <br />
<br />
Der Spezialversicherer WERTGARANTIE nimmt regelmäßig an Fahrrad-Aktionen und fördert u.a. mit einem Fahrrad-Leasing-Angebot, Regenbekleidung zum Ausleihen sowie einer firmeneigenen Fahrrad-Werkstatt den sportlichen Einsatz beim Weg zur Arbeit. <br />
<br />
Mehr Informationnen zu den oben genannten Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"]<br />
<br />
Über 100 weitere Praxisbeispiele fahrradfreundlicher Arbeitgeber sind im Internet dokumentiert [http://www.fahrrad-fit.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links:'''<br />
<br />
* Fahrrad-Fit: Informationen und Praxishilfen sowie über 100 Praxisbeispiele zu Fahr-radförderung im Betrieb [http://www.fahrrad-fit.de/]<br />
<br />
* Informationen zu Lastenrädern: Testprogramm „Ich entlaste Räder“ [https://www.lastenradtest.de/]<br />
<br />
* ADFC: Umfangreiche Hinweise zu empfehlenswerten Fahrradabstellanlagen [https://www.adfc.de/verkehr--recht/radverkehr-gestalten/fahrradparken/adfc-empfohlene-abstellanlagen/adfc-empfohlene-abstellanlagen]<br />
<br />
'''Ansprechpartner: ggf. Benennung von Personen und Institutionen, die weiterhelfen können:'''<br />
<br />
* B.A.U.M. e.V., Dieter Brübach, dieter.bruebach@baumev.de [https://www.baumev.de], [http://www.fahrrad-fit.de/]<br />
<br />
* Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V. (ADFC) [https://www.adfc.de]<br />
<br />
* VCD Verkehrsclub Deutschland e.V. [https://www.vcd.org] <br />
<br />
* Verbund Service und Fahrrad e.V. [https://www.vsf.de] <br />
<br />
* Fahrradrouting und Förderung mit Bonuspaketen für Betriebe [https://map.bikecitizens.net]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Parkraum&diff=1099Parkraum2018-09-12T14:20:25Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 121713462 Parkplatz.jpeg|thumb|450px|(Bildquelle: babble - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Dem Parkraummanagement kommt in Rahmen des „Push and Pull“-Ansatzes von betrieblichem Mobilitätsmanagement eine große Bedeutung zu, da von der Einführung eines geordneten Parkraummanagements ein starker und wirksamer Impuls auf das Mobilitätsgeschehen ausgeht. Das kostenlose Bereitstellen von Autostellflächen auf dem Betriebsgelände ist derzeit weit verbreitet und wird von den Beschäftigten vielfach als Selbstverständlichkeit angesehen. Daher ist sorgfältig zu erwägen, ob und in welcher Form ein Parkraummanagement oder gar eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden sollen. Auch die Rahmenbedingungen sind mitentscheidend für diese Maßnahme, die idealerweise auch immer Teil eines Maßnahmenbündels im Rahmen eines Mobilitätskonzepts sein sollte. Gerade durch flankierende Maßnahmen (zur Förderung von Fahrgemeinschaften oder der Nutzung von Fahrrad/Bus/Bahn statt Auto) kann Parkraummanagement wirksam dazu beitragen, vorhandenen „Parkdruck“ (Parkraumknappheit, da Nachfrage die vorhandene Stellplatzkapazität überschreitet) zu beseitigen. Deshalb kann ein effektives Parkraummanagement in Verbindung mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements als Alternative für den kostenintensiven Zubau weiteren Parkraums besonders in Frage.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Parkraumlenkung'''<br />
<br />
Weit verbreitet ist “Parkraummanagement” nach der “Windhundmethode”: wer zuerst kommt, findet einen Parkplatz; sind alle Parkflächen besetzt, haben andere das Nachsehen. Das führt häufig zu Unmut, ebenso wie Wartelisten für Parkberechtigungen. Auch wildes Abstellen von Fahrzeugen auf dafür nicht vorgesehenen Flächen oder das Parken von Mitarbeiterfahrzeugen auf Besucherparkplätzen ist ein vielfach anzutreffendes Problem. Wo Parkraum knapp ist (beispielsweise wegen Platzbedarf für Büro/Zweckbauten bei Wachstum oder auch zeitweise wegen Baumaßnahmen), ist geordnetes Parkraummanagement geboten.<br />
Grundlegend hierfür ist, dass nach einem durchdachten Konzept das Parken geordnet und geregelt wird. Parkberechtigungen werden nach bestimmten Kriterien vergeben. Flankierend sind Zufahrtbeschränkungen (Schilder, besser jedoch Parkschranken) vorzusehen.<br />
Bevorzugte Parkmöglichkeiten (sprich: an besonders eingangsnahen Stellen) werden häufig vorzusehen sein für:<br />
* Gehbehinderte<br />
* BesucherInnen<br />
* Kurzzeitparker (bis 2 Std, ggf. Parkscheibenregelung)<br />
Auch sollte für BesucherInnen und MitarbeiterInnen an Stellflächen/Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge gedacht werden.<br />
Im Pool genutzte Firmenfahrzeuge und Funktions-Firmenfahrzeuge (z.B. von Außendienstlern) werden regelmäßig ebenfalls auf den Firmenparkplätzen abzustellen sein.<br />
Bei den verbleibenden Parkflächen für private Mitarbeiterfahrzeuge (auch für überwiegend nur privat genutzte Dienstwagen) sollten bevorzugte Stellen für Fahrgemeinschaftsfahrzeuge ausgewiesen werden. Auch für Kleinwagen könnten begehrte Stellflächen geschaffen werden, während großvolumige Fahrzeuge (z.B. SUVs) größer abmarkierte Parkplätze benötigen.<br />
Bei der Vergabe von grundsätzlichen Parkberechtigungen können z.B. nachstehende Kriterien zur Grundlage gemacht werden, die in etwa versuchen abzubilden, wie zwingend/notwendig eine Autonutzung ist: <br />
* Nähe des Wohnorts zum Arbeitsort<br />
* Verfügbarkeit guter Alternativen, insbesondere einer guten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel<br />
* Besondere personenindividuelle Gründe (wie z.B. eine Gehbehinderung) <br />
Eine Befristung der Parkberechtigungen und somit regelmäßige Nachprüfung ist ergänzend sinnvoll.<br />
<br />
'''Parkraumbewirtschaftung'''<br />
<br />
Eine noch weitergehende Form des Parkraummanagements stellt die Parkraumbewirtschaftung dar, bei der den ParkplatznutzerInnen (z.B. BesucherInnen, aber auch Beschäftigte) Nutzungsentgelte abverlangt werden. Wegen der einfachen Handhabung sind hierfür monatliche/jährliche Pauschalbeträge verbreitet, von denen jedoch weitaus geringere Anreizwirkung ausgeht, über Alternativen zur Autonutzung nachzudenken als bei nutzungsabhängiger Berechnung. Auch die Höhe des Parkentgelts spielt eine entscheidende Rolle. Vor allem in Städten können Monatsentgelte von 50 Euro bis 150 Euro angemessen sein bzw. Tagesentgelte von 2,50 Euro bis 10 Euro, wobei die Maximalkosten dann auch auf die Höhe der Monatspauschale begrenzt werden können. Ermäßigungen für bestimmte Gruppen/Anwendungsfälle können vorgesehen werden.<br />
Zur Erfassung der tatsächlichen Parkplatznutzung ist regelmäßig ein technisches System (Schranken; Zufahrtsmöglichkeit via Dienstausweis, Chip etc.) und eine entsprechende Software nötig; die Abrechnung selbst erfolgt dann monatlich/quartalsmäßig oder jährlich.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
[[File:Ufo self parking MartinStr pixabay.jpg|thumb|400px|(Bildquelle: MartinStr - pixabay)]]<br />
<br />
'''Personalvertretung einbinden'''<br />
<br />
Die Einführung eines Parkraummanagements stößt erfahrungsgemäß nicht bei allen Beteiligten auf Begeisterung. Daher ist die frühzeitige Einbindung der Personalvertretung wichtig. Es empfiehlt sich, das Parkraummanagement mit seinen Vorteilen und im Zusammenhang darzustellen. Dem Vorwurf, der Betrieb/Arbeitgeber wolle sich damit an seinen Beschäftigten „bereichern“, kann dadurch begegnet werden, dass die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung aufkommensneutral wieder an die MitarbeiterInnen zurückgegeben werden, z.B. in Form von Zuschüssen für ÖPNV-Fahrkarten oder fürs Fahrradleasing. Bisweilen kann die „Bewirtschaftung“ der Betriebsparkplätze auch in Hand der MitarbeiterInnen (Betriebsrat oder „Parkplatz-Mitarbeitergenossenschaft“ ) oder eines externen Betreibers gelegt werden.<br />
<br />
'''Kosten des Parkraums darstellen'''<br />
<br />
Zur Argumentation empfiehlt sich zudem, eine Vollkostenrechnung für einen Autoparkplatz auf dem Betriebsgelände zu erstellen, die dann neben den laufenden Betriebskosten (Reinigung, Beleuchtung, Winterdienst, Pflege, Instandhaltung) auch die Baukosten und den „Grundstücksflächenwert“ angemessen berücksichtigt bzw. hilfsweise tatsächlich anfallende oder fiktive marktgängige Mietkosten. Dieser „Wert“ und damit dessen Subventionierung durch den Betrieb kommt regelmäßig nur den autonutzenden Beschäftigten zugute. Besonderen Wert sollte auch auf eine umfassende Kommunikation und Begründung des Konzepts gelegt werden.<br />
<br />
'''Problemen mit Anwohnern vorbeugen'''<br />
<br />
Parkraummanagement wird zudem in dem Maße wirkungslos bleiben, in dem in unmittelbarerer Nähe zum Firmenstandort alternative (öffentliche) Parkmöglichkeiten bestehen. Wo jedoch durch Mitarbeiterfahrzeuge Wohnstraßen zugeparkt werden, ist mit erheblichen Problemen mit den AnwohnerInnen zu rechnen. Solange die Kommune hier nicht ebenfalls mitzieht (z.B. Anwohnerparken einführt; Falschparkerkontrolle), ist von Parkraumbewirtschaftung eher abzuraten.<br />
<br />
'''Realistischen Bedarf abschätzen'''<br />
<br />
Grundlegend vorteilhaft bei der Zuteilung von Parkberechtigungen ist es, keinen individuell zugeordneten Parkplatz zuzuteilen. Da ohnehin nicht alle MitarbeiterInnen stets anwesend sind (Urlaub, Krankheit, Dienstreisen) ist eine bessere Ausnutzung der Parkplätze möglich, indem – standortabhängig – 1,5 bis 2 mal so viele Parkberechtigungen erteilt werden, wie tatsächlich Parkplätze vorhanden sind. <br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Das Universitätsklinikum Freiburg hat 2004 ein Parkraummanagement mit Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Ganz entscheidend zur Akzeptanz dieser Maßnahmen hat beigetragen, dass zeitgleich ein vergünstigtes JobTicket (zur ÖPNV-Nutzung) für die Beschäftigten eingeführt wurde. Der Zuschuss zum JobTicket wird aus den Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung finanziert. (Quelle, Verweis, Link ergänzen) <br />
* Um den Umstieg der MitarbeiterInnen und BesucherInnen der Von Bodelschwinghschen Anstalten Bielefeld vom Auto auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds zu fördern und eine gewisse „Parkanarchie“ abzuschaffen, wurde in Abstimmung mit der Stadt Bielefeld eine Parkraumbewirtschaftung für Bethel eingeführt. Die Einnahmen werden zweckgebunden verwendet. Neben der Abdeckung der durch die Parkraumbewirtschaftung entstehenden Kosten dienen sie z.B. zur Finanzierung von Fahrradabstellanlagen. (Quelle, Verweis, Link)<br />
* Durch einen Standortwechsel erhöhte sich beim Gesundheitsdienstleister McKesson Europe AG (ehemals Celesio AG Karlsruhe) der Parkraumdruck. Diese Herausforderung meisterte das Unternehmen mit der Einführung von Parkplatzgebühren und gleichzeitiger Bezuschussung der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr Details in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links'''<br />
* Bundesverband Parken e.V. (2016): Mobilität und Parken [https://www.parken.de/Default.aspx]<br />
* Weitere Infos zum Thema Parkraumbewirtschaftung unter [https://de.wikipedia.org/wiki/Parkraumbewirtschaftung]<br />
<br />
'''Ansprechpartner'''<br />
* Der Bundesverband Parken e.V. fördert den Erfahrungsaustausch und die Kommunikation für die Betreiber von Parkhäusern. Infos unter [http://www.parken.de/]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Parkraum&diff=1098Parkraum2018-09-12T14:20:12Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 121713462 Parkplatz.jpeg|thumb|450px|(Bildquelle: babble - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
Dem Parkraummanagement kommt in Rahmen des „Push and Pull“-Ansatzes von betrieblichem Mobilitätsmanagement eine große Bedeutung zu, da von der Einführung eines geordneten Parkraummanagements ein starker und wirksamer Impuls auf das Mobilitätsgeschehen ausgeht. Das kostenlose Bereitstellen von Autostellflächen auf dem Betriebsgelände ist derzeit weit verbreitet und wird von den Beschäftigten vielfach als Selbstverständlichkeit angesehen. Daher ist sorgfältig zu erwägen, ob und in welcher Form ein Parkraummanagement oder gar eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden sollen. Auch die Rahmenbedingungen sind mitentscheidend für diese Maßnahme, die idealerweise auch immer Teil eines Maßnahmenbündels im Rahmen eines Mobilitätskonzepts sein sollte. Gerade durch flankierende Maßnahmen (zur Förderung von Fahrgemeinschaften oder der Nutzung von Fahrrad/Bus/Bahn statt Auto) kann Parkraummanagement wirksam dazu beitragen, vorhandenen „Parkdruck“ (Parkraumknappheit, da Nachfrage die vorhandene Stellplatzkapazität überschreitet) zu beseitigen. Deshalb kann ein effektives Parkraummanagement in Verbindung mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements als Alternative für den kostenintensiven Zubau weiteren Parkraums besonders in Frage.<br />
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== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Parkraumlenkung'''<br />
<br />
Weit verbreitet ist “Parkraummanagement” nach der “Windhundmethode”: wer zuerst kommt, findet einen Parkplatz; sind alle Parkflächen besetzt, haben andere das Nachsehen. Das führt häufig zu Unmut, ebenso wie Wartelisten für Parkberechtigungen. Auch wildes Abstellen von Fahrzeugen auf dafür nicht vorgesehenen Flächen oder das Parken von Mitarbeiterfahrzeugen auf Besucherparkplätzen ist ein vielfach anzutreffendes Problem. Wo Parkraum knapp ist (beispielsweise wegen Platzbedarf für Büro/Zweckbauten bei Wachstum oder auch zeitweise wegen Baumaßnahmen), ist geordnetes Parkraummanagement geboten.<br />
Grundlegend hierfür ist, dass nach einem durchdachten Konzept das Parken geordnet und geregelt wird. Parkberechtigungen werden nach bestimmten Kriterien vergeben. Flankierend sind Zufahrtbeschränkungen (Schilder, besser jedoch Parkschranken) vorzusehen.<br />
Bevorzugte Parkmöglichkeiten (sprich: an besonders eingangsnahen Stellen) werden häufig vorzusehen sein für:<br />
* Gehbehinderte<br />
* BesucherInnen<br />
* Kurzzeitparker (bis 2 Std, ggf. Parkscheibenregelung)<br />
Auch sollte für BesucherInnen und MitarbeiterInnen an Stellflächen/Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge gedacht werden.<br />
Im Pool genutzte Firmenfahrzeuge und Funktions-Firmenfahrzeuge (z.B. von Außendienstlern) werden regelmäßig ebenfalls auf den Firmenparkplätzen abzustellen sein.<br />
Bei den verbleibenden Parkflächen für private Mitarbeiterfahrzeuge (auch für überwiegend nur privat genutzte Dienstwagen) sollten bevorzugte Stellen für Fahrgemeinschaftsfahrzeuge ausgewiesen werden. Auch für Kleinwagen könnten begehrte Stellflächen geschaffen werden, während großvolumige Fahrzeuge (z.B. SUVs) größer abmarkierte Parkplätze benötigen.<br />
Bei der Vergabe von grundsätzlichen Parkberechtigungen können z.B. nachstehende Kriterien zur Grundlage gemacht werden, die in etwa versuchen abzubilden, wie zwingend/notwendig eine Autonutzung ist: <br />
* Nähe des Wohnorts zum Arbeitsort<br />
* Verfügbarkeit guter Alternativen, insbesondere einer guten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel<br />
* Besondere personenindividuelle Gründe (wie z.B. eine Gehbehinderung) <br />
Eine Befristung der Parkberechtigungen und somit regelmäßige Nachprüfung ist ergänzend sinnvoll.<br />
<br />
'''Parkraumbewirtschaftung'''<br />
<br />
Eine noch weitergehende Form des Parkraummanagements stellt die Parkraumbewirtschaftung dar, bei der den ParkplatznutzerInnen (z.B. BesucherInnen, aber auch Beschäftigte) Nutzungsentgelte abverlangt werden. Wegen der einfachen Handhabung sind hierfür monatliche/jährliche Pauschalbeträge verbreitet, von denen jedoch weitaus geringere Anreizwirkung ausgeht, über Alternativen zur Autonutzung nachzudenken als bei nutzungsabhängiger Berechnung. Auch die Höhe des Parkentgelts spielt eine entscheidende Rolle. Vor allem in Städten können Monatsentgelte von 50 Euro bis 150 Euro angemessen sein bzw. Tagesentgelte von 2,50 Euro bis 10 Euro, wobei die Maximalkosten dann auch auf die Höhe der Monatspauschale begrenzt werden können. Ermäßigungen für bestimmte Gruppen/Anwendungsfälle können vorgesehen werden.<br />
Zur Erfassung der tatsächlichen Parkplatznutzung ist regelmäßig ein technisches System (Schranken; Zufahrtsmöglichkeit via Dienstausweis, Chip etc.) und eine entsprechende Software nötig; die Abrechnung selbst erfolgt dann monatlich/quartalsmäßig oder jährlich.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
[[File:Ufo self parking MartinStr pixabay.jpg|thumb|400px|(Bildquelle: MartinStr - pixabay)]]<br />
<br />
'''Personalvertretung einbinden'''<br />
<br />
Die Einführung eines Parkraummanagements stößt erfahrungsgemäß nicht bei allen Beteiligten auf Begeisterung. Daher ist die frühzeitige Einbindung der Personalvertretung wichtig. Es empfiehlt sich, das Parkraummanagement mit seinen Vorteilen und im Zusammenhang darzustellen. Dem Vorwurf, der Betrieb/Arbeitgeber wolle sich damit an seinen Beschäftigten „bereichern“, kann dadurch begegnet werden, dass die Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung aufkommensneutral wieder an die MitarbeiterInnen zurückgegeben werden, z.B. in Form von Zuschüssen für ÖPNV-Fahrkarten oder fürs Fahrradleasing. Bisweilen kann die „Bewirtschaftung“ der Betriebsparkplätze auch in Hand der MitarbeiterInnen (Betriebsrat oder „Parkplatz-Mitarbeitergenossenschaft“ ) oder eines externen Betreibers gelegt werden.<br />
<br />
'''Kosten des Parkraums darstellen'''<br />
<br />
Zur Argumentation empfiehlt sich zudem, eine Vollkostenrechnung für einen Autoparkplatz auf dem Betriebsgelände zu erstellen, die dann neben den laufenden Betriebskosten (Reinigung, Beleuchtung, Winterdienst, Pflege, Instandhaltung) auch die Baukosten und den „Grundstücksflächenwert“ angemessen berücksichtigt bzw. hilfsweise tatsächlich anfallende oder fiktive marktgängige Mietkosten. Dieser „Wert“ und damit dessen Subventionierung durch den Betrieb kommt regelmäßig nur den autonutzenden Beschäftigten zugute. Besonderen Wert sollte auch auf eine umfassende Kommunikation und Begründung des Konzepts gelegt werden.<br />
<br />
'''Problemen mit Anwohnern vorbeugen'''<br />
<br />
Parkraummanagement wird zudem in dem Maße wirkungslos bleiben, in dem in unmittelbarerer Nähe zum Firmenstandort alternative (öffentliche) Parkmöglichkeiten bestehen. Wo jedoch durch Mitarbeiterfahrzeuge Wohnstraßen zugeparkt werden, ist mit erheblichen Problemen mit den AnwohnerInnen zu rechnen. Solange die Kommune hier nicht ebenfalls mitzieht (z.B. Anwohnerparken einführt; Falschparkerkontrolle), ist von Parkraumbewirtschaftung eher abzuraten.<br />
<br />
'''Realistischen Bedarf abschätzen'''<br />
<br />
Grundlegend vorteilhaft bei der Zuteilung von Parkberechtigungen ist es, keinen individuell zugeordneten Parkplatz zuzuteilen. Da ohnehin nicht alle MitarbeiterInnen stets anwesend sind (Urlaub, Krankheit, Dienstreisen) ist eine bessere Ausnutzung der Parkplätze möglich, indem – standortabhängig – 1,5 bis 2 mal so viele Parkberechtigungen erteilt werden, wie tatsächlich Parkplätze vorhanden sind. <br />
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== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Das Universitätsklinikum Freiburg hat 2004 ein Parkraummanagement mit Parkraumbewirtschaftung eingeführt. Ganz entscheidend zur Akzeptanz dieser Maßnahmen hat beigetragen, dass zeitgleich ein vergünstigtes JobTicket (zur ÖPNV-Nutzung) für die Beschäftigten eingeführt wurde. Der Zuschuss zum JobTicket wird aus den Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung finanziert. (Quelle, Verweis, Link ergänzen) <br />
* Um den Umstieg der MitarbeiterInnen und BesucherInnen der Von Bodelschwinghschen Anstalten Bielefeld vom Auto auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds zu fördern und eine gewisse „Parkanarchie“ abzuschaffen, wurde in Abstimmung mit der Stadt Bielefeld eine Parkraumbewirtschaftung für Bethel eingeführt. Die Einnahmen werden zweckgebunden verwendet. Neben der Abdeckung der durch die Parkraumbewirtschaftung entstehenden Kosten dienen sie z.B. zur Finanzierung von Fahrradabstellanlagen. (Quelle, Verweis, Link)<br />
* Durch einen Standortwechsel erhöhte sich beim Gesundheitsdienstleister McKesson Europe AG (ehemals Celesio AG Karlsruhe) der Parkraumdruck. Dieser Herausforderung meisterte das Unternehmen mit der Einführung von Parkplatzgebühren und gleichzeitiger Bezuschussung der Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr Details in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links'''<br />
* Bundesverband Parken e.V. (2016): Mobilität und Parken [https://www.parken.de/Default.aspx]<br />
* Weitere Infos zum Thema Parkraumbewirtschaftung unter [https://de.wikipedia.org/wiki/Parkraumbewirtschaftung]<br />
<br />
'''Ansprechpartner'''<br />
* Der Bundesverband Parken e.V. fördert den Erfahrungsaustausch und die Kommunikation für die Betreiber von Parkhäusern. Infos unter [http://www.parken.de/]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Standort&diff=1097Standort2018-09-12T14:14:16Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Die spezifische Verkehrssituation am jeweiligen Standort ist Ausgangspunkt und prägend für alle weiteren Überlegungen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. <br />
<br />
* Wie ist die Parkplatzsituation auf dem Betriebsgelände und im direkten Umfeld (Verfügbarkeit, Auslastung, Bewirtschaftung etc.)?<br />
* Welche konkreten Belastungen hat der Betrieb durch einen hohen Anteil an Pkw-Alleinfahrten? Was sind die Motive für eine Verbesserung der Situation?<br />
* Wie ist das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV)? Welche Haltepunkte liegen in Betriebsnähe und von welchen Linien werden sie wie regelmäßig bedient?<br />
* Gibt es bereits eine Unterstützung für Bus- und Bahn-Pendler, wie etwa ein Job-Ticket?<br />
* Wie sieht die Infrastruktur für Fahrradfahrer aus (Abstellanlagen, Duschen, Spinde etc.)? Gibt es für sie weitere Serviceleistungen wie z. B. kostenfreie Wartungen?<br />
* Werden Beschäftigte bei der Bildung und Nutzung von Fahrgemeinschaften unterstützt?<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:Standort Icon ElisaRiva pixabay.png|thumb|300px|(Bildquelle: ElisaRiva - pixabay)]]<br />
<br />
Der [[Parkraum]] ist in vielen Mobilitätskonzepten ein zentraler Ansatzpunkt, da er betriebliche Flächen bindet und damit für andere betriebliche Nutzungen nicht zur Verfügung steht. Zudem bietet der Parkraum interessante Möglichkeiten, auf das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten Einfluss zu nehmen.<br />
<br />
Die Analyse der standörtlichen Gegebenheiten (zum Beispiel Anbindung an den öffentlichen Verkehr, Erreichbarkeit mit dem Pkw, Einbindung in das Fahrradwegenetz) bildet die Grundlage eines jeden Mobilitätsmanagements. Die Ergebnisse sollten transparent an die Mitarbeiter weitergegeben werden und im Idealfall auch nicht firmenintern bleiben. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes kann somit die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen am Standort berücksichtigt werden (zum Beispiel Fahrgemeinschaften, gemeinsame Ladeinfrastruktur). <br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Die Bewirtschaftung eines Tiefgaragenparkplatzes verursacht jährliche Kosten in Höhe von 250 bis 300 Euro. Beim Ausbau des Parkraums sollte deshalb geprüft werden, ob der Bedarf durch Maßnahmen des Mobilitätsmanagements reduziert werden kann.<br />
* Der Parkraum kann genutzt werden, um den Beschäftigten gezielte Anreize im Hinblick auf Alternativen zur Pkw-Alleinfahrt zu geben. Beispiele sind die Einrichtung privilegierter Parkplätze für Fahrgemeinschaften sowie die Zonierung des Parkraums nach bestimmten Kriterien.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
Der Outdoor-Ausrüster VAUDE mit Sitz im baden-württembergischen Tettnang setzt bei seiner Mobilitätsstrategie gezielt auf Fahrrad- und ÖPNV-Förderung. Mit einem Radfahrerprogramm inkl. einer Reparaturwerkstatt, Fahrradparkplatz, internen Gewinnspielen und Pedelecs zum Ausleihen werden Anreize für den Umstieg aufs Rad geschaffen. Ferner setzte sich VAUDE für die Einrichtung einer Buslinie ein, welche die Anbindung des Betriebsstandorts an das ÖPNV-Netz deutlich verbesserte. Mehr Informationen und weitere Beispiele aus der Praxis in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf "mobil gewinnt" Broschüre].</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Standort&diff=1096Standort2018-09-12T14:13:58Z<p>Charlotte Clarke: /* Praxisbeispiele */</p>
<hr />
<div>Die spezifische Verkehrssituation am jeweiligen Standort ist Ausgangspunkt und prägend für alle weiteren Überlegungen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. <br />
<br />
* Wie ist die Parkplatzsituation auf dem Betriebsgelände und im direkten Umfeld (Verfügbarkeit, Auslastung, Bewirtschaftung etc.)?<br />
* Welche konkreten Belastungen hat der Betrieb durch einen hohen Anteil an Pkw-Alleinfahrten? Was sind die Motive für eine Verbesserung der Situation?<br />
* Wie ist das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV)? Welche Haltepunkte liegen in Betriebsnähe und von welchen Linien werden sie wie regelmäßig bedient?<br />
* Gibt es bereits eine Unterstützung für Bus- und Bahn-Pendler, wie etwa ein Job-Ticket?<br />
* Wie sieht die Infrastruktur für Fahrradfahrer aus (Abstellanlagen, Duschen, Spinde etc.)? Gibt es für sie weitere Serviceleistungen wie z. B. kostenfreie Wartungen?<br />
* Werden Beschäftigte bei der Bildung und Nutzung von Fahrgemeinschaften unterstützt?<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
[[File:Standort Icon ElisaRiva pixabay.png|thumb|300px|(Bildquelle: ElisaRiva - pixabay)]]<br />
<br />
Der [[Parkraum]] ist in vielen Mobilitätskonzepten ein zentraler Ansatzpunkt, da er betriebliche Flächen bindet und damit für andere betriebliche Nutzungen nicht zur Verfügung steht. Zudem bietet der Parkraum interessante Möglichkeiten, auf das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten Einfluss zu nehmen.<br />
<br />
Die Analyse der standörtlichen Gegebenheiten (zum Beispiel Anbindung an den öffentlichen Verkehr, Erreichbarkeit mit dem Pkw, Einbindung in das Fahrradwegenetz) bildet die Grundlage eines jeden Mobilitätsmanagements. Die Ergebnisse sollten transparent an die Mitarbeiter weitergegeben werden und im Idealfall auch nicht firmenintern bleiben. Unter Berücksichtigung des Datenschutzes kann somit die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen am Standort berücksichtigt werden (zum Beispiel Fahrgemeinschaften, gemeinsame Ladeinfrastruktur). <br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
* Die Bewirtschaftung eines Tiefgaragenparkplatzes verursacht jährliche Kosten in Höhe von 250 bis 300 Euro. Beim Ausbau des Parkraums sollte deshalb geprüft werden, ob der Bedarf durch Maßnahmen des Mobilitätsmanagements reduziert werden kann.<br />
* Der Parkraum kann genutzt werden, um den Beschäftigten gezielte Anreize im Hinblick auf Alternativen zur Pkw-Alleinfahrt zu geben. Beispiele sind die Einrichtung privilegierter Parkplätze für Fahrgemeinschaften sowie die Zonierung des Parkraums nach bestimmten Kriterien.<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
Der Outdoor-Ausrüster VAUDE mit Sitz im baden-württembergischen Tettnang setzt bei seiner Mobilitätsstrategie gezielt auf Fahrrad- und ÖPNV-Förderung. Mit einem Radfahrerprogramm inkl. einer Reparaturwerkstatt, Fahrradparkplatz, internen Gewinnspielen und Pedelecs zum Ausleihen werden Anreize für den Umstieg aufs Rad geschaffen. Ferner setzte sich VAUDE für die Einrichtung einer Buslinie ein, welche die Anbindung des Betriebsstandorts an das ÖPNV-Netz deutlich verbesserte. Mehr Informationen und weitere Praxisbeispiele in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf "mobil gewinnt" Broschüre].</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Rahmenbedingungen_des_betrieblichen_Mobilit%C3%A4tsmanagements&diff=1095Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements2018-09-12T14:12:45Z<p>Charlotte Clarke: /* Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland */</p>
<hr />
<div>Seit 2005 hat sich das betriebliche Mobilitätsmanagement zu einem bedarfsorientierten Instrument entwickelt, das die eher angebotsorientierten Disziplinen der Infrastrukturplanung und der technischen Innovationen ergänzt. In diesem Beitrag werden die Entwicklungslinien und der heutige Stand der Qualitätsstandards skizziert. Zudem werden die zentralen Herausforderungen zur Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements im Hinblick auf eine effektive Mobilitätswende in Deutschland beschrieben.<br />
<br />
== Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland ==<br />
<br />
[[File:Idea-plan-action geralt pixabay.jpg|thumb|500px|(Bildquelle: geralt - pixabay)]]<br />
<br />
'''Die Anfänge'''<br />
<br />
Aufgrund der erheblichen Verkehrsprobleme in den Innenstädten wurden um 2005 in verschiedenen Städten erste Fallstudien zur Gestaltung des Berufsverkehrs erstellt (s. zum Beispiel Dresden/Planungsgruppe Nord [https://www.dresden.de/media/pdf/stadtplanung/verkehr/Mobilitaetsmanagement_Faltblatt_-_Beispiele.pdf]). <br />
<br />
'''„effizient mobil“'''<br />
<br />
2008 hat das Bundesumweltministerium unter der Federführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit "effizient mobil" das erste bundesweite Programm zur Durchführung von Beratungen von Betrieben und Einrichtungen aufgelegt. Anhand von knapp 100 Beispielen wurde ein Instrumentarium zur Analyse der Arbeitswege von Beschäftigten und zur Wirkungsabschätzung der von den Beratern vorgeschlagenen Maßnahmen erprobt [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf]. Die Auswertung der Beispiele ergab, dass es durch Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements möglich ist, jährlich etwa 200 Kilogramm CO2 pro Beschäftigten einzusparen. Dies entspricht einer Pkw-Fahrt (Benzin) von etwa 1000 Kilometern oder von Dortmund nach Berlin und zurück.<br />
<br />
'''DEPOMM e.V.'''<br />
<br />
Im Rahmen von "effizient mobil" hatten sich zahlreiche Akteure in den verschiedenen Regionen für das betriebliche Mobilitätsmanagement engagiert. Diese schlossen sich zur Förderung des Erfahrungsaustausches und zur gegenseitigen Unterstützung zum Verband DEPOMM e.V. zusammen, der seit 2016 als gemeinnützig anerkannt ist [https://www.depomm.de/ber-uns.6.htm]. Im Rahmen der Verbandsarbeit bei der DEPOMM, wurden verschiedene Grundlagen des Mobilitätsmanagements erarbeitet, die für die fachlich-inhaltliche Weiterentwicklung des Mobilitätsmanagements von Bedeutung sind.<br />
<br />
In einigen Regionen wurde das Instrumentarium unter der Bezeichnung "effizient mobil" weiterentwickelt (vor allem im Raum Rhein-Main [https://effizient.ivm-rheinmain.de/unser-angebot/]). In anderen Regionen wurden ähnliche Projektansätze unter anderen Bezeichnungen weiterverfolgt, u. a. in der Region Dortmund unter der Bezeichnung "Mobil.Pro.Fit." [http://www.mobilprofit.de/default.asp] sowie in München unter der Bezeichnung "Gscheid mobil" [https://www.gscheid-mobil.de/].<br />
<br />
'''"Mobil.Pro.Fit."'''<br />
<br />
Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative hat das Bundesumweltministerium 2013-2016 die Unternehmensinitiative B.A.U.M. bei der Verbreitung des Mobil.Pro.Fit.-Ansatzes finanziell unterstützt. Das Mobil.Pro.Fit.-Konzept sieht eine regionale Netzwerkbildung in Kombination mit Beratung, Qualifizierung und Auszeichnung von Betrieben vor. In dem bundesweiten Vorhaben beteiligten sich etwa 70 Betriebe in zehn Modellregionen. Im Unterschied zu früheren Ansätzen handelte es sich bei den erarbeiteten Konzepten nicht mehr um gutachterliche Vorschläge. Vielmehr erarbeiteten die Betriebe mit Unterstützung durch Berater und in einem regionalem Erfahrungsaustausch (überbetriebliche Workshops in Kooperation mit Kommunen und örtlichen Mobilitätsdienstleistern) ihre spezifischen Mobilitätsmaßnahmen, führten Wirkungsabschätzungen durch und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Zuge einer regionalen Auszeichnung [http://www.mobilprofit.de/default.asp].<br />
<br />
'''VDI-Richtlinie 5110 Blatt 1 (Qualifizierungsmerkmale für betriebliches Mobilitätsmanagement)'''<br />
<br />
Mit dem Projektansatz „Mobil.Pro.Fit.“ regte das Bundesumweltministerium die Entwicklung einer VDI-Richtlinie zum betrieblichen Mobilitätsmanagement an. 2014 wurde deshalb von der VDI-Kommission zur Reinhaltung der Luft (KRdL) eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die fachlichen Grundlagen des betrieblichen Mobilitätsmanagements aufbereitet und eine Richtlinie mit Qualifizierungsmerkmalen für betriebliche Mobilitätsmanager erarbeitet hat. Diese liegt aktuell (Stand Juli 2018) im Gründruck vor und soll in Kürze verabschiedet werden [https://www.vdi.de/uploads/tx_vdirili/pdf/2843037.pdf]. <br />
<br />
'''Betriebliches Mobilitätsmanagement bei den Industrie- und Handelskammern'''<br />
<br />
Das erste Mobil.Pro.Fit.-Projekt in Dortmund ist 2011 von der regionalen Industrie- und Handelskammer (IHK) initiiert und unterstützt worden. Auch in anderen Regionen hatten Vertreter der regionalen IHKen verschiedene Mobilitätsinitiativen unterstützt oder sogar selbst angestoßen. 2013 griff der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) das Thema Mobilitätsmanagement auf. Zunächst wurde es in die Ausbildung von Energie-Scouts aufgenommen.[9] 2016 entwickelte der DIHK mit Unterstützung von Experten ein Curriculum für die Fortbildung von betrieblichen Mobilitätsmanagern [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/]. Dieses wurde 2018 in verschiedenen Regionen in Deutschland erstmalig durchgeführt. 2017 veröffentlichte der DIHK eine Broschüre mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen [https://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf].<br />
<br />
'''Ausbildungsgänge zum Mobilitätsmanager'''<br />
<br />
Neben den Fortbildungsaktivitäten der Industrie- und Handelskammern gab und gibt es zahlreiche Initiativen zur Aus- und Weiterbildung von Personen zu Mobilitätsmanagern. Beispiele sind:<br />
<br />
* Aus der Hochschullandschaft: Der 2016 eingeführte Bachelor-Studiengang "Mobilitätsmanagement B. Eng." an der Hochschule Rhein-Main [https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/architektur-und-bauingenieurwesen/studiengaenge/mobilitaetsmanagement-beng/] <br />
* Für das Engagement der öffentlichen Hand: Der 2016 erstmalig angebotene Lehrgang zum betrieblichen Mobilitätsmanagement im Rahmen des Zukunftsnetzes Mobilität NRW [https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/LehrgangKOMM]<br />
* Für die Angebote privater Akteure: Das Seminar "Kommunales und Betriebliches Mobilitätsmanagement" der TeamRed MobilitätsAkademie [http://www.mobilitaets-akademie.de/index.php?id=263#c4690]<br />
<br />
'''"mobil gewinnt"'''<br />
<br />
2017 haben das Bundesumweltministerium und das Bundesverkehrsministerium gemeinsam das Programm "mobil gewinnt" gestartet. Organisiert vom ACE Auto Club Europa e.V. und B.A.U.M. wurden in diesem Projekt folgende Bausteine umgesetzt, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in Deutschland bekannt gemacht werden sollte:<br />
<br />
* Durchführung eines bundesweiten Wettbewerbs, Prämierung von 26 betrieblichen Mobilitätskonzepten am 13. Dezember 2017 in Berlin und weitere Förderempfehlung im Rahmen des ersten Aufrufs der Förderrichtlinie des BMVI zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von 300 Erstberatungen zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von fünf regionalen Netzwerkkonferenzen im Frühjahr 2018,<br />
* Erstellung einer [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre] mit über 20 Beispielen guter Praxis,<br />
* Erstellung eines Leitfadens zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, der in Form dieses WIKI publiziert worden ist,<br />
* Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit (unter anderem [https://www.mobil-gewinnt.de Internetseite], Produktion von Filmen mit Beispielen guter Praxis)[Link einfügen),<br />
* Evaluation der prämierten Konzepte und durchgeführten Mobilitätsberatungen zur Weiterentwicklung des Instrumentariums.<br />
Die Initiative „mobil gewinnt“ endete im September 2018.<br />
<br />
== Aktueller Stand und Ausblick ==<br />
<br />
'''Etablierung eines Qualitätsstandards für die Beratung und eines Qualifizierungsprofils an Fachleute'''<br />
<br />
Seit 2005 sind die fachlich-inhaltlichen Grundlagen erarbeitet worden, um bundesweit Beratungs- und Qualifizierungsangebote für das betriebliche Mobilitätsmanagement nach einheitlichen Qualitätsstandards umsetzen zu können. Die Anzahl der Fachleute, die sich mit dem betrieblichen Mobilitätsmanagement auseinandersetzen und dieses befördern, nimmt zu.<br />
<br />
'''Entwicklung in Kommunen'''<br />
<br />
Die Kommunen stehen bereits seit längerem im Fokus der Verkehrswende. Sie werden auch künftig ein zentraler Akteur im Verkehrsbereich sein. Zunehmend werden Angebote und Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in die kommunalen Mobilitätskonzepte integriert, sowohl im Hinblick auf die Weiterentwicklung der eigenen Organisation ("Nachhaltige Verwaltung") als auch im Hinblick auf die Einbeziehung der örtlichen Wirtschaftsbetriebe in die Mobilitätsstrategien [https://www.ptj.de/projektfoerderung/elektromobilitaet-bmvi/konzepte].<br />
<br />
'''Entwicklung in den Betrieben'''<br />
<br />
Die Bedeutung des Mobilitätsmanagements nimmt in den Unternehmen stetig zu. Der Mangel an Fachkräften, die Entwicklung der Elektromobilität (bzw. anderer Alternativen zur Nutzung fossiler Treibstoffe) sowie das wachsende Interesse in der Belegschaft werden zu zahlreichen betrieblichen Initiativen führen, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in der Wirtschaft zum Standard wird.<br />
<br />
'''Hemmende Faktoren'''<br />
<br />
In bisherigen Projekten wurde deutlich, dass die Wirkung von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in hohem Maße von Rahmenbedingungen abhängig ist, die von den Betrieben selbst nur wenig beeinflusst werden können.<br />
<br />
* Infrastrukturelle und räumliche Rahmenbedingungen: In vielen Regionen Deutschlands ist der öffentliche Verkehr keine Alternative zum Pkw. In gebirgigen Regionen stößt die Nutzung des Fahrrades an Grenzen (auch wenn mit Pedelecs mittlerweile eine wirksame Unterstützung bei Bergfahrten möglich ist). Gerade zu den Stoßzeiten des Verkehrs sind alle Verkehrsträger überlastet, so dass vor allem in den Städten Verlagerungen, ohne einen Ausbau des Angebotes, auf Schwierigkeiten stoßen.<br />
* Rechtliche Rahmenbedingungen: Alternative Konzepte, mit denen die Alleinfahrten im Pkw reduziert und umweltfreundliche Verkehrsmittel gestärkt werden sollen, haben im Steuer-, Verkehrs-, Arbeits- und Tarif-Recht mit Problemen zu kämpfen. Beispiele sind die rechtlichen Anforderungen bei der Einführung von Home Office-Regelungen sowie umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />
* Fehlende Kooperation: Kritische Massen, um neue Mobilitätsangebote wirtschaftlich zu machen, sind häufig von einem mittelständischen Betrieb nur in Allianzen mobilisierbar: Das heißt, dass durchgreifende Verbesserungen der Mobilitätssituation an Gewerbestandorten fallweise nicht im Alleingang, sondern erst durch überbetriebliche Kooperationen mit den Nachbarbetrieben und der Kommune/Region nachhaltig erzielt werden. <br />
<br />
'''Nachhaltige Mobilität als Teil der Verkehrswende'''<br />
<br />
Nachhaltige Mobilität bedeutet: Sicherung und Erhalt der Mobilität von Personen und Gütern ohne Belastung von Mensch und Umwelt [https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet]. Im Hinblick auf dieses Ziel klaffen Anspruch und Wirklichkeit aktuell weit auseinander. Die Fachwelt ist sich einig, dass Mobilitätsmanagement das Potenzial hat, die aktuell drängenden verkehrspolitischen Probleme abzumildern. Dafür wird es aber sinnvoll in eine integrierte Verkehrsplanung und -politik eingebunden werden müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsarbeit, die vom Bundesforschungsministerium in den Jahren 2015 bis 2017 gefördert worden ist [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf]. Unter dem Titel "Mobilitätsmanagement in Deutschland – Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement" haben die Autoren die Gründe für die derzeitige Situation analysiert und konkrete Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Akteure ausgearbeitet. Das Strategiekonzept für ein erfolgreiches Mobilitätsmanagement sieht ein Fünf-Phasenmodell vor, mit dem das Mobilitätsmanagement systematisch weiterentwickelt werden sollte. <br />
<br />
Die Phase 1 (Standardisierung und Qualifizierung) dürfte bereits einen guten Entwicklungsstand erreicht haben. <br />
<br />
In Phase 2 (Schaffung übergeordneter Rahmenbedingungen) ist noch nicht erkennbar, wie sich das Mobilitätsmanagement in die politischen Zielsysteme einsortieren wird. Die o.g. Hemmnisse deuten jedenfalls auf großen Handlungsbedarf hin. <br />
<br />
Auch Phase 3 (Entwicklung von zielorientierten Förderansätzen) steckt noch in den Kinderschuhen. Zwar gibt es erste Ansätze zur [[Unterstützung und Förderung]], bei denen aber noch die Zielorientierung fehlt.<br />
<br />
Phase 4 (Wettbewerbsmodell für deutsche Kommunen und Unternehmen) findet dann wieder auf der Feldebene statt. Hier gibt es – wie in verschiedenen Kapiteln dargelegt – viele engagierte Kräfte, die sich aber an vielen Stellen verausgaben, da die Rahmenbedingungen für ein systematisches und effektives betriebliches Mobilitätsmanagement Probleme bereiten. <br />
<br />
In Phase 5 (Systematisches Mobilitätsmanagement als Teil einer integrierten Verkehrsplanung) entwickeln sich übergeordnete Zielvorstellungen, Steuerungs- und Unterstützungsmechanismen sowie Maßnahmen auf der Feldebene gemeinsam und aufeinander abgestimmt weiter. Nur so wird es möglich sein, das systematische Mobilitätsmanagement dauerhaft zu verstetigen. Derzeit ergreifen die Kommunen das Instrument des Mobilitätsmanagements eher situativ, zum Beispiel um lokalen Emissionsthemen akut zu begegnen oder aufgrund angebotener Förderung im Rahmen der Klimaschutzinitiative. Einen verbindlichen Platz (rechtlich oder prozessual) im Zuge integrierter Verkehrsplanung hat dies „weiche“ Instrument des Mobilitätsmanagement noch nicht.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Wussten Sie, <br />
<br />
* dass die ersten IHK-Fortbildungen zum betrieblichen Mobilitätsmanager 2018 innerhalb weniger Wochen ausgebucht waren? Das Interesse an der systematischen Beschäftigung mit Mobilitätsfragen ist gestiegen [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/].<br />
* dass die meisten betrieblichen Mobilitätsberatungen in den Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr, im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Stuttgart durchgeführt worden sind?<br />
* dass viele Anbieter von Leasing-Diensträdern die Versteuerung übernehmen (dürfen), wenn die Mitarbeiter sich nach Ablauf der Leasinglaufzeit für den Erwerb des Fahrrades entscheiden [https://www.jobrad.org/restwert.html]?<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links:'''<br />
* Deutsche Energie-Agentur GmbH (Hrsg.) (2011): effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement. Programmdokumentation 2008–2010. Berlin [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf /Download]<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme (2017): Forschungsbericht "Mobilität erfolgreich managen – Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement." Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf /Download]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Rahmenbedingungen_des_betrieblichen_Mobilit%C3%A4tsmanagements&diff=1094Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements2018-09-12T14:12:22Z<p>Charlotte Clarke: /* Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland */</p>
<hr />
<div>Seit 2005 hat sich das betriebliche Mobilitätsmanagement zu einem bedarfsorientierten Instrument entwickelt, das die eher angebotsorientierten Disziplinen der Infrastrukturplanung und der technischen Innovationen ergänzt. In diesem Beitrag werden die Entwicklungslinien und der heutige Stand der Qualitätsstandards skizziert. Zudem werden die zentralen Herausforderungen zur Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements im Hinblick auf eine effektive Mobilitätswende in Deutschland beschrieben.<br />
<br />
== Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland ==<br />
<br />
[[File:Idea-plan-action geralt pixabay.jpg|thumb|500px|(Bildquelle: geralt - pixabay)]]<br />
<br />
'''Die Anfänge'''<br />
<br />
Aufgrund der erheblichen Verkehrsprobleme in den Innenstädten wurden um 2005 in verschiedenen Städten erste Fallstudien zur Gestaltung des Berufsverkehrs erstellt (s. zum Beispiel Dresden/Planungsgruppe Nord [https://www.dresden.de/media/pdf/stadtplanung/verkehr/Mobilitaetsmanagement_Faltblatt_-_Beispiele.pdf]). <br />
<br />
'''„effizient mobil“'''<br />
<br />
2008 hat das Bundesumweltministerium unter der Federführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit "effizient mobil" das erste bundesweite Programm zur Durchführung von Beratungen von Betrieben und Einrichtungen aufgelegt. Anhand von knapp 100 Beispielen wurde ein Instrumentarium zur Analyse der Arbeitswege von Beschäftigten und zur Wirkungsabschätzung der von den Beratern vorgeschlagenen Maßnahmen erprobt [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf]. Die Auswertung der Beispiele ergab, dass es durch Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements möglich ist, jährlich etwa 200 Kilogramm CO2 pro Beschäftigten einzusparen. Dies entspricht einer Pkw-Fahrt (Benzin) von etwa 1000 Kilometern oder von Dortmund nach Berlin und zurück.<br />
<br />
'''DEPOMM e.V.'''<br />
<br />
Im Rahmen von "effizient mobil" hatten sich zahlreiche Akteure in den verschiedenen Regionen für das betriebliche Mobilitätsmanagement engagiert. Diese schlossen sich zur Förderung des Erfahrungsaustausches und zur gegenseitigen Unterstützung zum Verband DEPOMM e.V. zusammen, der seit 2016 als gemeinnützig anerkannt ist [https://www.depomm.de/ber-uns.6.htm]. Im Rahmen der Verbandsarbeit bei der DEPOMM, wurden verschiedene Grundlagen des Mobilitätsmanagements erarbeitet, die für die fachlich-inhaltliche Weiterentwicklung des Mobilitätsmanagements von Bedeutung sind.<br />
<br />
In einigen Regionen wurde das Instrumentarium unter der Bezeichnung "effizient mobil" weiterentwickelt (vor allem im Raum Rhein-Main [https://effizient.ivm-rheinmain.de/unser-angebot/]). In anderen Regionen wurden ähnliche Projektansätze unter anderen Bezeichnungen weiterverfolgt, u. a. in der Region Dortmund unter der Bezeichnung "Mobil.Pro.Fit." [http://www.mobilprofit.de/default.asp] sowie in München unter der Bezeichnung "Gscheid mobil" [https://www.gscheid-mobil.de/].<br />
<br />
'''"Mobil.Pro.Fit."'''<br />
<br />
Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative hat das Bundesumweltministerium 2013-2016 die Unternehmensinitiative B.A.U.M. bei der Verbreitung des Mobil.Pro.Fit.-Ansatzes finanziell unterstützt. Das Mobil.Pro.Fit.-Konzept sieht eine regionale Netzwerkbildung in Kombination mit Beratung, Qualifizierung und Auszeichnung von Betrieben vor. In dem bundesweiten Vorhaben beteiligten sich etwa 70 Betriebe in zehn Modellregionen. Im Unterschied zu früheren Ansätzen handelte es sich bei den erarbeiteten Konzepten nicht mehr um gutachterliche Vorschläge. Vielmehr erarbeiteten die Betriebe mit Unterstützung durch Berater und in einem regionalem Erfahrungsaustausch (überbetriebliche Workshops in Kooperation mit Kommunen und örtlichen Mobilitätsdienstleistern) ihre spezifischen Mobilitätsmaßnahmen, führten Wirkungsabschätzungen durch und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Zuge einer regionalen Auszeichnung [http://www.mobilprofit.de/default.asp].<br />
<br />
'''VDI-Richtlinie 5110 Blatt 1 (Qualifizierungsmerkmale für betriebliches Mobilitätsmanagement)'''<br />
<br />
Mit dem Projektansatz „Mobil.Pro.Fit.“ regte das Bundesumweltministerium die Entwicklung einer VDI-Richtlinie zum betrieblichen Mobilitätsmanagement an. 2014 wurde deshalb von der VDI-Kommission zur Reinhaltung der Luft (KRdL) eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die fachlichen Grundlagen des betrieblichen Mobilitätsmanagements aufbereitet und eine Richtlinie mit Qualifizierungsmerkmalen für betriebliche Mobilitätsmanager erarbeitet hat. Diese liegt aktuell (Stand Juli 2018) im Gründruck vor und soll in Kürze verabschiedet werden [https://www.vdi.de/uploads/tx_vdirili/pdf/2843037.pdf]. <br />
<br />
'''Betriebliches Mobilitätsmanagement bei den Industrie- und Handelskammern'''<br />
<br />
Das erste Mobil.Pro.Fit.-Projekt in Dortmund ist 2011 von der regionalen Industrie- und Handelskammer (IHK) initiiert und unterstützt worden. Auch in anderen Regionen hatten Vertreter der regionalen IHKen verschiedene Mobilitätsinitiativen unterstützt oder sogar selbst angestoßen. 2013 griff der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) das Thema Mobilitätsmanagement auf. Zunächst wurde es in die Ausbildung von Energie-Scouts aufgenommen.[9] 2016 entwickelte der DIHK mit Unterstützung von Experten ein Curriculum für die Fortbildung von betrieblichen Mobilitätsmanagern [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/]. Dieses wurde 2018 in verschiedenen Regionen in Deutschland erstmalig durchgeführt. 2017 veröffentlichte der DIHK eine Broschüre mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen [https://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf].<br />
<br />
'''Ausbildungsgänge zum Mobilitätsmanager'''<br />
<br />
Neben den Fortbildungsaktivitäten der Industrie- und Handelskammern gab und gibt es zahlreiche Initiativen zur Aus- und Weiterbildung von Personen zu Mobilitätsmanagern. Beispiele sind:<br />
<br />
* Aus der Hochschullandschaft: Der 2016 eingeführte Bachelor-Studiengang "Mobilitätsmanagement B. Eng." an der Hochschule Rhein-Main [https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/architektur-und-bauingenieurwesen/studiengaenge/mobilitaetsmanagement-beng/] <br />
* Für das Engagement der öffentlichen Hand: Der 2016 erstmalig angebotene Lehrgang zum betrieblichen Mobilitätsmanagement im Rahmen des Zukunftsnetzes Mobilität NRW [https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/LehrgangKOMM]<br />
* Für die Angebote privater Akteure: Das Seminar "Kommunales und Betriebliches Mobilitätsmanagement" der TeamRed MobilitätsAkademie [http://www.mobilitaets-akademie.de/index.php?id=263#c4690]<br />
<br />
'''"mobil gewinnt"'''<br />
<br />
2017 haben das Bundesumweltministerium und das Bundesverkehrsministerium gemeinsam das Programm "mobil gewinnt" gestartet. Organisiert vom ACE Auto Club Europa e.V. und B.A.U.M. wurden in diesem Projekt folgende Bausteine umgesetzt, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in Deutschland bekannt gemacht werden sollte:<br />
<br />
* Durchführung eines bundesweiten Wettbewerbs, Prämierung von 26 betrieblichen Mobilitätskonzepten am 13. Dezember 2017 in Berlin und weitere Förderempfehlung im Rahmen des ersten Aufrufs der Förderrichtlinie des BMVI zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von 300 Erstberatungen zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von fünf regionalen Netzwerkkonferenzen im Frühjahr 2018,<br />
* Erstellung einer [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre] mit über 20 Beispielen guter Praxis,<br />
* Erstellung eines Leitfadens zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, der in Form dieses WIKI publiziert worden ist,<br />
* Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit (unter anderem [www.mobil-gewinnt.de Internetseite], Produktion von Filmen mit Beispielen guter Praxis)[Link einfügen),<br />
* Evaluation der prämierten Konzepte und durchgeführten Mobilitätsberatungen zur Weiterentwicklung des Instrumentariums.<br />
Die Initiative „mobil gewinnt“ endete im September 2018.<br />
<br />
== Aktueller Stand und Ausblick ==<br />
<br />
'''Etablierung eines Qualitätsstandards für die Beratung und eines Qualifizierungsprofils an Fachleute'''<br />
<br />
Seit 2005 sind die fachlich-inhaltlichen Grundlagen erarbeitet worden, um bundesweit Beratungs- und Qualifizierungsangebote für das betriebliche Mobilitätsmanagement nach einheitlichen Qualitätsstandards umsetzen zu können. Die Anzahl der Fachleute, die sich mit dem betrieblichen Mobilitätsmanagement auseinandersetzen und dieses befördern, nimmt zu.<br />
<br />
'''Entwicklung in Kommunen'''<br />
<br />
Die Kommunen stehen bereits seit längerem im Fokus der Verkehrswende. Sie werden auch künftig ein zentraler Akteur im Verkehrsbereich sein. Zunehmend werden Angebote und Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in die kommunalen Mobilitätskonzepte integriert, sowohl im Hinblick auf die Weiterentwicklung der eigenen Organisation ("Nachhaltige Verwaltung") als auch im Hinblick auf die Einbeziehung der örtlichen Wirtschaftsbetriebe in die Mobilitätsstrategien [https://www.ptj.de/projektfoerderung/elektromobilitaet-bmvi/konzepte].<br />
<br />
'''Entwicklung in den Betrieben'''<br />
<br />
Die Bedeutung des Mobilitätsmanagements nimmt in den Unternehmen stetig zu. Der Mangel an Fachkräften, die Entwicklung der Elektromobilität (bzw. anderer Alternativen zur Nutzung fossiler Treibstoffe) sowie das wachsende Interesse in der Belegschaft werden zu zahlreichen betrieblichen Initiativen führen, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in der Wirtschaft zum Standard wird.<br />
<br />
'''Hemmende Faktoren'''<br />
<br />
In bisherigen Projekten wurde deutlich, dass die Wirkung von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in hohem Maße von Rahmenbedingungen abhängig ist, die von den Betrieben selbst nur wenig beeinflusst werden können.<br />
<br />
* Infrastrukturelle und räumliche Rahmenbedingungen: In vielen Regionen Deutschlands ist der öffentliche Verkehr keine Alternative zum Pkw. In gebirgigen Regionen stößt die Nutzung des Fahrrades an Grenzen (auch wenn mit Pedelecs mittlerweile eine wirksame Unterstützung bei Bergfahrten möglich ist). Gerade zu den Stoßzeiten des Verkehrs sind alle Verkehrsträger überlastet, so dass vor allem in den Städten Verlagerungen, ohne einen Ausbau des Angebotes, auf Schwierigkeiten stoßen.<br />
* Rechtliche Rahmenbedingungen: Alternative Konzepte, mit denen die Alleinfahrten im Pkw reduziert und umweltfreundliche Verkehrsmittel gestärkt werden sollen, haben im Steuer-, Verkehrs-, Arbeits- und Tarif-Recht mit Problemen zu kämpfen. Beispiele sind die rechtlichen Anforderungen bei der Einführung von Home Office-Regelungen sowie umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />
* Fehlende Kooperation: Kritische Massen, um neue Mobilitätsangebote wirtschaftlich zu machen, sind häufig von einem mittelständischen Betrieb nur in Allianzen mobilisierbar: Das heißt, dass durchgreifende Verbesserungen der Mobilitätssituation an Gewerbestandorten fallweise nicht im Alleingang, sondern erst durch überbetriebliche Kooperationen mit den Nachbarbetrieben und der Kommune/Region nachhaltig erzielt werden. <br />
<br />
'''Nachhaltige Mobilität als Teil der Verkehrswende'''<br />
<br />
Nachhaltige Mobilität bedeutet: Sicherung und Erhalt der Mobilität von Personen und Gütern ohne Belastung von Mensch und Umwelt [https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet]. Im Hinblick auf dieses Ziel klaffen Anspruch und Wirklichkeit aktuell weit auseinander. Die Fachwelt ist sich einig, dass Mobilitätsmanagement das Potenzial hat, die aktuell drängenden verkehrspolitischen Probleme abzumildern. Dafür wird es aber sinnvoll in eine integrierte Verkehrsplanung und -politik eingebunden werden müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsarbeit, die vom Bundesforschungsministerium in den Jahren 2015 bis 2017 gefördert worden ist [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf]. Unter dem Titel "Mobilitätsmanagement in Deutschland – Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement" haben die Autoren die Gründe für die derzeitige Situation analysiert und konkrete Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Akteure ausgearbeitet. Das Strategiekonzept für ein erfolgreiches Mobilitätsmanagement sieht ein Fünf-Phasenmodell vor, mit dem das Mobilitätsmanagement systematisch weiterentwickelt werden sollte. <br />
<br />
Die Phase 1 (Standardisierung und Qualifizierung) dürfte bereits einen guten Entwicklungsstand erreicht haben. <br />
<br />
In Phase 2 (Schaffung übergeordneter Rahmenbedingungen) ist noch nicht erkennbar, wie sich das Mobilitätsmanagement in die politischen Zielsysteme einsortieren wird. Die o.g. Hemmnisse deuten jedenfalls auf großen Handlungsbedarf hin. <br />
<br />
Auch Phase 3 (Entwicklung von zielorientierten Förderansätzen) steckt noch in den Kinderschuhen. Zwar gibt es erste Ansätze zur [[Unterstützung und Förderung]], bei denen aber noch die Zielorientierung fehlt.<br />
<br />
Phase 4 (Wettbewerbsmodell für deutsche Kommunen und Unternehmen) findet dann wieder auf der Feldebene statt. Hier gibt es – wie in verschiedenen Kapiteln dargelegt – viele engagierte Kräfte, die sich aber an vielen Stellen verausgaben, da die Rahmenbedingungen für ein systematisches und effektives betriebliches Mobilitätsmanagement Probleme bereiten. <br />
<br />
In Phase 5 (Systematisches Mobilitätsmanagement als Teil einer integrierten Verkehrsplanung) entwickeln sich übergeordnete Zielvorstellungen, Steuerungs- und Unterstützungsmechanismen sowie Maßnahmen auf der Feldebene gemeinsam und aufeinander abgestimmt weiter. Nur so wird es möglich sein, das systematische Mobilitätsmanagement dauerhaft zu verstetigen. Derzeit ergreifen die Kommunen das Instrument des Mobilitätsmanagements eher situativ, zum Beispiel um lokalen Emissionsthemen akut zu begegnen oder aufgrund angebotener Förderung im Rahmen der Klimaschutzinitiative. Einen verbindlichen Platz (rechtlich oder prozessual) im Zuge integrierter Verkehrsplanung hat dies „weiche“ Instrument des Mobilitätsmanagement noch nicht.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Wussten Sie, <br />
<br />
* dass die ersten IHK-Fortbildungen zum betrieblichen Mobilitätsmanager 2018 innerhalb weniger Wochen ausgebucht waren? Das Interesse an der systematischen Beschäftigung mit Mobilitätsfragen ist gestiegen [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/].<br />
* dass die meisten betrieblichen Mobilitätsberatungen in den Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr, im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Stuttgart durchgeführt worden sind?<br />
* dass viele Anbieter von Leasing-Diensträdern die Versteuerung übernehmen (dürfen), wenn die Mitarbeiter sich nach Ablauf der Leasinglaufzeit für den Erwerb des Fahrrades entscheiden [https://www.jobrad.org/restwert.html]?<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links:'''<br />
* Deutsche Energie-Agentur GmbH (Hrsg.) (2011): effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement. Programmdokumentation 2008–2010. Berlin [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf /Download]<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme (2017): Forschungsbericht "Mobilität erfolgreich managen – Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement." Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf /Download]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Rahmenbedingungen_des_betrieblichen_Mobilit%C3%A4tsmanagements&diff=1093Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements2018-09-12T14:11:27Z<p>Charlotte Clarke: /* Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland */</p>
<hr />
<div>Seit 2005 hat sich das betriebliche Mobilitätsmanagement zu einem bedarfsorientierten Instrument entwickelt, das die eher angebotsorientierten Disziplinen der Infrastrukturplanung und der technischen Innovationen ergänzt. In diesem Beitrag werden die Entwicklungslinien und der heutige Stand der Qualitätsstandards skizziert. Zudem werden die zentralen Herausforderungen zur Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements im Hinblick auf eine effektive Mobilitätswende in Deutschland beschrieben.<br />
<br />
== Entwicklung des betrieblichen Mobilitätsmanagements in Deutschland ==<br />
<br />
[[File:Idea-plan-action geralt pixabay.jpg|thumb|500px|(Bildquelle: geralt - pixabay)]]<br />
<br />
'''Die Anfänge'''<br />
<br />
Aufgrund der erheblichen Verkehrsprobleme in den Innenstädten wurden um 2005 in verschiedenen Städten erste Fallstudien zur Gestaltung des Berufsverkehrs erstellt (s. zum Beispiel Dresden/Planungsgruppe Nord [https://www.dresden.de/media/pdf/stadtplanung/verkehr/Mobilitaetsmanagement_Faltblatt_-_Beispiele.pdf]). <br />
<br />
'''„effizient mobil“'''<br />
<br />
2008 hat das Bundesumweltministerium unter der Federführung der Deutschen Energie-Agentur (dena) mit "effizient mobil" das erste bundesweite Programm zur Durchführung von Beratungen von Betrieben und Einrichtungen aufgelegt. Anhand von knapp 100 Beispielen wurde ein Instrumentarium zur Analyse der Arbeitswege von Beschäftigten und zur Wirkungsabschätzung der von den Beratern vorgeschlagenen Maßnahmen erprobt [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf]. Die Auswertung der Beispiele ergab, dass es durch Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements möglich ist, jährlich etwa 200 Kilogramm CO2 pro Beschäftigten einzusparen. Dies entspricht einer Pkw-Fahrt (Benzin) von etwa 1000 Kilometern oder von Dortmund nach Berlin und zurück.<br />
<br />
'''DEPOMM e.V.'''<br />
<br />
Im Rahmen von "effizient mobil" hatten sich zahlreiche Akteure in den verschiedenen Regionen für das betriebliche Mobilitätsmanagement engagiert. Diese schlossen sich zur Förderung des Erfahrungsaustausches und zur gegenseitigen Unterstützung zum Verband DEPOMM e.V. zusammen, der seit 2016 als gemeinnützig anerkannt ist [https://www.depomm.de/ber-uns.6.htm]. Im Rahmen der Verbandsarbeit bei der DEPOMM, wurden verschiedene Grundlagen des Mobilitätsmanagements erarbeitet, die für die fachlich-inhaltliche Weiterentwicklung des Mobilitätsmanagements von Bedeutung sind.<br />
<br />
In einigen Regionen wurde das Instrumentarium unter der Bezeichnung "effizient mobil" weiterentwickelt (vor allem im Raum Rhein-Main [https://effizient.ivm-rheinmain.de/unser-angebot/]). In anderen Regionen wurden ähnliche Projektansätze unter anderen Bezeichnungen weiterverfolgt, u. a. in der Region Dortmund unter der Bezeichnung "Mobil.Pro.Fit." [http://www.mobilprofit.de/default.asp] sowie in München unter der Bezeichnung "Gscheid mobil" [https://www.gscheid-mobil.de/].<br />
<br />
'''"Mobil.Pro.Fit."'''<br />
<br />
Im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative hat das Bundesumweltministerium 2013-2016 die Unternehmensinitiative B.A.U.M. bei der Verbreitung des Mobil.Pro.Fit.-Ansatzes finanziell unterstützt. Das Mobil.Pro.Fit.-Konzept sieht eine regionale Netzwerkbildung in Kombination mit Beratung, Qualifizierung und Auszeichnung von Betrieben vor. In dem bundesweiten Vorhaben beteiligten sich etwa 70 Betriebe in zehn Modellregionen. Im Unterschied zu früheren Ansätzen handelte es sich bei den erarbeiteten Konzepten nicht mehr um gutachterliche Vorschläge. Vielmehr erarbeiteten die Betriebe mit Unterstützung durch Berater und in einem regionalem Erfahrungsaustausch (überbetriebliche Workshops in Kooperation mit Kommunen und örtlichen Mobilitätsdienstleistern) ihre spezifischen Mobilitätsmaßnahmen, führten Wirkungsabschätzungen durch und veröffentlichten ihre Ergebnisse im Zuge einer regionalen Auszeichnung [http://www.mobilprofit.de/default.asp].<br />
<br />
'''VDI-Richtlinie 5110 Blatt 1 (Qualifizierungsmerkmale für betriebliches Mobilitätsmanagement)'''<br />
<br />
Mit dem Projektansatz „Mobil.Pro.Fit.“ regte das Bundesumweltministerium die Entwicklung einer VDI-Richtlinie zum betrieblichen Mobilitätsmanagement an. 2014 wurde deshalb von der VDI-Kommission zur Reinhaltung der Luft (KRdL) eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die fachlichen Grundlagen des betrieblichen Mobilitätsmanagements aufbereitet und eine Richtlinie mit Qualifizierungsmerkmalen für betriebliche Mobilitätsmanager erarbeitet hat. Diese liegt aktuell (Stand Juli 2018) im Gründruck vor und soll in Kürze verabschiedet werden [https://www.vdi.de/uploads/tx_vdirili/pdf/2843037.pdf]. <br />
<br />
'''Betriebliches Mobilitätsmanagement bei den Industrie- und Handelskammern'''<br />
<br />
Das erste Mobil.Pro.Fit.-Projekt in Dortmund ist 2011 von der regionalen Industrie- und Handelskammer (IHK) initiiert und unterstützt worden. Auch in anderen Regionen hatten Vertreter der regionalen IHKen verschiedene Mobilitätsinitiativen unterstützt oder sogar selbst angestoßen. 2013 griff der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) das Thema Mobilitätsmanagement auf. Zunächst wurde es in die Ausbildung von Energie-Scouts aufgenommen.[9] 2016 entwickelte der DIHK mit Unterstützung von Experten ein Curriculum für die Fortbildung von betrieblichen Mobilitätsmanagern [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/]. Dieses wurde 2018 in verschiedenen Regionen in Deutschland erstmalig durchgeführt. 2017 veröffentlichte der DIHK eine Broschüre mit zahlreichen Best-Practice-Beispielen [https://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf].<br />
<br />
'''Ausbildungsgänge zum Mobilitätsmanager'''<br />
<br />
Neben den Fortbildungsaktivitäten der Industrie- und Handelskammern gab und gibt es zahlreiche Initiativen zur Aus- und Weiterbildung von Personen zu Mobilitätsmanagern. Beispiele sind:<br />
<br />
* Aus der Hochschullandschaft: Der 2016 eingeführte Bachelor-Studiengang "Mobilitätsmanagement B. Eng." an der Hochschule Rhein-Main [https://www.hs-rm.de/de/fachbereiche/architektur-und-bauingenieurwesen/studiengaenge/mobilitaetsmanagement-beng/] <br />
* Für das Engagement der öffentlichen Hand: Der 2016 erstmalig angebotene Lehrgang zum betrieblichen Mobilitätsmanagement im Rahmen des Zukunftsnetzes Mobilität NRW [https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de/LehrgangKOMM]<br />
* Für die Angebote privater Akteure: Das Seminar "Kommunales und Betriebliches Mobilitätsmanagement" der TeamRed MobilitätsAkademie [http://www.mobilitaets-akademie.de/index.php?id=263#c4690]<br />
<br />
'''"mobil gewinnt"'''<br />
<br />
2017 haben das Bundesumweltministerium und das Bundesverkehrsministerium gemeinsam das Programm "mobil gewinnt" gestartet. Organisiert vom ACE Auto Club Europa e.V. und B.A.U.M. wurden in diesem Projekt folgende Bausteine umgesetzt, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in Deutschland bekannt gemacht werden sollte:<br />
<br />
* Durchführung eines bundesweiten Wettbewerbs, Prämierung von 26 betrieblichen Mobilitätskonzepten am 13. Dezember 2017 in Berlin und weitere Förderempfehlung im Rahmen des ersten Aufrufs der Förderrichtlinie des BMVI zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von 300 Erstberatungen zum betrieblichen Mobilitätsmanagement,<br />
* Durchführung von fünf regionalen Netzwerkkonferenzen im Frühjahr 2018,<br />
* Erstellung einer [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre] mit über 20 Beispielen guter Praxis,<br />
* Erstellung eines Leitfadens zum betrieblichen Mobilitätsmanagement, der in Form dieses WIKI publiziert worden ist,<br />
* Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit (unter anderem Internetseite www.mobil-gewinnt.de, Produktion von Filmen mit Beispielen guter Praxis)[Link einfügen),<br />
* Evaluation der prämierten Konzepte und durchgeführten Mobilitätsberatungen zur Weiterentwicklung des Instrumentariums.<br />
Die Initiative „mobil gewinnt“ endete im September 2018.<br />
<br />
== Aktueller Stand und Ausblick ==<br />
<br />
'''Etablierung eines Qualitätsstandards für die Beratung und eines Qualifizierungsprofils an Fachleute'''<br />
<br />
Seit 2005 sind die fachlich-inhaltlichen Grundlagen erarbeitet worden, um bundesweit Beratungs- und Qualifizierungsangebote für das betriebliche Mobilitätsmanagement nach einheitlichen Qualitätsstandards umsetzen zu können. Die Anzahl der Fachleute, die sich mit dem betrieblichen Mobilitätsmanagement auseinandersetzen und dieses befördern, nimmt zu.<br />
<br />
'''Entwicklung in Kommunen'''<br />
<br />
Die Kommunen stehen bereits seit längerem im Fokus der Verkehrswende. Sie werden auch künftig ein zentraler Akteur im Verkehrsbereich sein. Zunehmend werden Angebote und Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in die kommunalen Mobilitätskonzepte integriert, sowohl im Hinblick auf die Weiterentwicklung der eigenen Organisation ("Nachhaltige Verwaltung") als auch im Hinblick auf die Einbeziehung der örtlichen Wirtschaftsbetriebe in die Mobilitätsstrategien [https://www.ptj.de/projektfoerderung/elektromobilitaet-bmvi/konzepte].<br />
<br />
'''Entwicklung in den Betrieben'''<br />
<br />
Die Bedeutung des Mobilitätsmanagements nimmt in den Unternehmen stetig zu. Der Mangel an Fachkräften, die Entwicklung der Elektromobilität (bzw. anderer Alternativen zur Nutzung fossiler Treibstoffe) sowie das wachsende Interesse in der Belegschaft werden zu zahlreichen betrieblichen Initiativen führen, mit denen das betriebliche Mobilitätsmanagement in der Wirtschaft zum Standard wird.<br />
<br />
'''Hemmende Faktoren'''<br />
<br />
In bisherigen Projekten wurde deutlich, dass die Wirkung von Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements in hohem Maße von Rahmenbedingungen abhängig ist, die von den Betrieben selbst nur wenig beeinflusst werden können.<br />
<br />
* Infrastrukturelle und räumliche Rahmenbedingungen: In vielen Regionen Deutschlands ist der öffentliche Verkehr keine Alternative zum Pkw. In gebirgigen Regionen stößt die Nutzung des Fahrrades an Grenzen (auch wenn mit Pedelecs mittlerweile eine wirksame Unterstützung bei Bergfahrten möglich ist). Gerade zu den Stoßzeiten des Verkehrs sind alle Verkehrsträger überlastet, so dass vor allem in den Städten Verlagerungen, ohne einen Ausbau des Angebotes, auf Schwierigkeiten stoßen.<br />
* Rechtliche Rahmenbedingungen: Alternative Konzepte, mit denen die Alleinfahrten im Pkw reduziert und umweltfreundliche Verkehrsmittel gestärkt werden sollen, haben im Steuer-, Verkehrs-, Arbeits- und Tarif-Recht mit Problemen zu kämpfen. Beispiele sind die rechtlichen Anforderungen bei der Einführung von Home Office-Regelungen sowie umweltfreundlicher Verkehrsmittel.<br />
* Fehlende Kooperation: Kritische Massen, um neue Mobilitätsangebote wirtschaftlich zu machen, sind häufig von einem mittelständischen Betrieb nur in Allianzen mobilisierbar: Das heißt, dass durchgreifende Verbesserungen der Mobilitätssituation an Gewerbestandorten fallweise nicht im Alleingang, sondern erst durch überbetriebliche Kooperationen mit den Nachbarbetrieben und der Kommune/Region nachhaltig erzielt werden. <br />
<br />
'''Nachhaltige Mobilität als Teil der Verkehrswende'''<br />
<br />
Nachhaltige Mobilität bedeutet: Sicherung und Erhalt der Mobilität von Personen und Gütern ohne Belastung von Mensch und Umwelt [https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet]. Im Hinblick auf dieses Ziel klaffen Anspruch und Wirklichkeit aktuell weit auseinander. Die Fachwelt ist sich einig, dass Mobilitätsmanagement das Potenzial hat, die aktuell drängenden verkehrspolitischen Probleme abzumildern. Dafür wird es aber sinnvoll in eine integrierte Verkehrsplanung und -politik eingebunden werden müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsarbeit, die vom Bundesforschungsministerium in den Jahren 2015 bis 2017 gefördert worden ist [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf]. Unter dem Titel "Mobilitätsmanagement in Deutschland – Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement" haben die Autoren die Gründe für die derzeitige Situation analysiert und konkrete Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Akteure ausgearbeitet. Das Strategiekonzept für ein erfolgreiches Mobilitätsmanagement sieht ein Fünf-Phasenmodell vor, mit dem das Mobilitätsmanagement systematisch weiterentwickelt werden sollte. <br />
<br />
Die Phase 1 (Standardisierung und Qualifizierung) dürfte bereits einen guten Entwicklungsstand erreicht haben. <br />
<br />
In Phase 2 (Schaffung übergeordneter Rahmenbedingungen) ist noch nicht erkennbar, wie sich das Mobilitätsmanagement in die politischen Zielsysteme einsortieren wird. Die o.g. Hemmnisse deuten jedenfalls auf großen Handlungsbedarf hin. <br />
<br />
Auch Phase 3 (Entwicklung von zielorientierten Förderansätzen) steckt noch in den Kinderschuhen. Zwar gibt es erste Ansätze zur [[Unterstützung und Förderung]], bei denen aber noch die Zielorientierung fehlt.<br />
<br />
Phase 4 (Wettbewerbsmodell für deutsche Kommunen und Unternehmen) findet dann wieder auf der Feldebene statt. Hier gibt es – wie in verschiedenen Kapiteln dargelegt – viele engagierte Kräfte, die sich aber an vielen Stellen verausgaben, da die Rahmenbedingungen für ein systematisches und effektives betriebliches Mobilitätsmanagement Probleme bereiten. <br />
<br />
In Phase 5 (Systematisches Mobilitätsmanagement als Teil einer integrierten Verkehrsplanung) entwickeln sich übergeordnete Zielvorstellungen, Steuerungs- und Unterstützungsmechanismen sowie Maßnahmen auf der Feldebene gemeinsam und aufeinander abgestimmt weiter. Nur so wird es möglich sein, das systematische Mobilitätsmanagement dauerhaft zu verstetigen. Derzeit ergreifen die Kommunen das Instrument des Mobilitätsmanagements eher situativ, zum Beispiel um lokalen Emissionsthemen akut zu begegnen oder aufgrund angebotener Förderung im Rahmen der Klimaschutzinitiative. Einen verbindlichen Platz (rechtlich oder prozessual) im Zuge integrierter Verkehrsplanung hat dies „weiche“ Instrument des Mobilitätsmanagement noch nicht.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Wussten Sie, <br />
<br />
* dass die ersten IHK-Fortbildungen zum betrieblichen Mobilitätsmanager 2018 innerhalb weniger Wochen ausgebucht waren? Das Interesse an der systematischen Beschäftigung mit Mobilitätsfragen ist gestiegen [https://www.mittelstand-energiewende.de/unsere-angebote/betrieblicher-mobilitaetsmanagerin-qualifizierung-fuer-mitarbeiter/].<br />
* dass die meisten betrieblichen Mobilitätsberatungen in den Ballungsgebieten an Rhein und Ruhr, im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Stuttgart durchgeführt worden sind?<br />
* dass viele Anbieter von Leasing-Diensträdern die Versteuerung übernehmen (dürfen), wenn die Mitarbeiter sich nach Ablauf der Leasinglaufzeit für den Erwerb des Fahrrades entscheiden [https://www.jobrad.org/restwert.html]?<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Quellen und Links:'''<br />
* Deutsche Energie-Agentur GmbH (Hrsg.) (2011): effizient mobil. Das Aktionsprogramm für Mobilitätsmanagement. Programmdokumentation 2008–2010. Berlin [https://shop.dena.de/fileadmin/denashop/media/Downloads_Dateien/verkehr/7035_MOB_Broschuere_Das_Aktionsprogramm_fuer_Mobilitaetsmanagement.pdf /Download]<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme (2017): Forschungsbericht "Mobilität erfolgreich managen – Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement." Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/fileadmin/fg93/Bilder/Aktuelles/Mobilit%C3%A4tsmanagement_web1.pdf /Download]</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1092Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-12T14:09:55Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von außen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"] zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten.[1] In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewinnt"].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1091Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-12T14:09:06Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von innen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickelt. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"] zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten.[1] In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der Broschüre "mobil gewinnt". [Link)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Anl%C3%A4sse_f%C3%BCr_das_betriebliche_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1090Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement2018-09-12T14:08:45Z<p>Charlotte Clarke: /* Anlässe von innen */</p>
<hr />
<div>Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte Anlässe, die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines Mobilitätskonzeptes führen.<br />
<br />
== Anlässe von innen ==<br />
Interne Problemlagen können in Betrieben zu Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagement führen. Häufige Anlässe sind:<br />
<br />
'''Parkraumdruck'''<br />
<br />
In vielen Unternehmen und Einrichtungen reichen die vorhandenen Betriebsflächen nicht aus, um jedem Mitarbeiter einen Parkplatz anbieten zu können. Insbesondere in Ballungsgebieten sind die Flächen begrenzt. Verschärft wird die Situation in Betrieben, die in größerer Zahl Parkraum für Kunden vorhalten müssen (Werksverkauf, Handel, Veranstaltungsorte, Gastronomie usw.). Die Erweiterung des Parkraums ist häufig nicht möglich oder der Zubau neuer Parkflächen (z. B. Parkhaus) zu teuer. In diesen Fällen sind Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements eine kostengünstigere Alternative.<br />
<br />
[[File:AdobeStock 187455621 stau.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: kara - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
'''Betriebserweiterung und -umbau, Umzug'''<br />
Wenn Betriebe und Einrichtungen ihren Betriebsstandort verlagern oder am vorhandenen Standort erheblich verändern, kann dieser Veränderungsprozess genutzt werden, um Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements umzusetzen. Gerade bei Standortverlagerungen verändern sich die Arbeitswege der Mitarbeiter. Einige Unternehmen setzen ein Projektteam ein, um die Umsetzung der Maßnahmen und die kontinuierliche Information der Mitarbeiter zu gewährleisten. Dabei ist eine frühzeitige Einbeziehung der Mitarbeiter wichtig, da diese somit aktiv am Prozess der Lösungsfindung beteiligt werden und eine hohe Akzeptanz der Maßnahmen erreicht wird.<br />
<br />
'''Bessere Erreichbarkeit des Standorts'''<br />
<br />
Betriebe und Einrichtungen möchten für ihre Kunden, Besucher und Arbeitnehmer attraktiv sein. Wenn die Erreichbarkeit des Standorts in diesem Zusammenhang ein zentrales Kriterium ist, werden häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements ergriffen, um diesen Zielgruppen die Anreise durch gezielte Hinweise und Tipps über Mobilitätsalternativen zu erleichtern. <br />
<br />
'''Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität'''<br />
<br />
Der demografische Wandel hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass in bestimmten Branchen Fachkräfte fehlen. Vor allem Betriebe mit einem hohen Fachkräftebedarf sind bestrebt, das vorhandene Personal an sich zu binden und die Attraktivität als Arbeitgeber im Rahmen der Rekrutierung neuer Mitarbeiter zu steigern. Mit dem Aufbau betrieblicher Angebote, z. B. hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Gesundheitsförderung ist auch der Arbeitsweg zunehmend in den Blickpunkt der Personalabteilungen geraten. Maßnahmen zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Gestaltung ihrer Mobilität auf Arbeitswegen und Dienstreisen sind gut geeignet, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu stärken.<br />
<br />
'''Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien''' <br />
<br />
Der Nachweis eines umweltgerechten und nachhaltigen Verhaltens bei Produktion und Dienstleistungen gehört für viele Betriebe zum Selbstverständnis. In Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten verdeutlichen Unternehmen gegenüber der Gesellschaft diesen Anspruch an das eigene Wirtschaften. Bei den betrieblichen Kennzahlen, die im Rahmen von Klimaschutzbilanzen, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten erarbeitet werden, gelten Kennzahlen zur Mobilität des Unternehmens als lange vernachlässigter Bestandteil, sind aber angesichts der gesellschaftlichen Debatte um die Umweltauswirkungen des Verkehrs zunehmend unverzichtbar.<br />
<br />
'''Technische Innovationen'''<br />
<br />
Insbesondere technologieorientierte Unternehmen, aber auch viele klassische Dienstleister und Industrieunternehmen möchten auf der Höhe der Zeit sein. So ist zum Beispiel die Elektrifizierung des Fuhrparks heute ein häufiger Anlass, sich intensiver mit Aspekten des Mobilitätsmanagements auseinanderzusetzen, die über den reinen Wechsel der Antriebstechnik hinausgehen. <br />
<br />
Als Praxisbeispiel sei in diesem Zusammenhang die Stadtverwaltung Paderborn genannt, die den gesamten dienstlichen Kfz-Verkehr mit einem alternativ angetrieben Fahrzeug-Pool abwickeln. Mehr Informationen sind in der [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre "mobil gewint"] zu finden.<br />
<br />
== Anlässe von außen ==<br />
Auch äußere Einflussfaktoren führen häufig zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Fragen des betrieblichen Mobilitätsmanagements.<br />
<br />
'''Überschreitung gesetzlicher Grenzwerte (Luftschadstoffe, Lärm)'''<br />
<br />
Aufgrund der Überschreitung von Emissionsgrenzwerten wurde von der Europäischen Union das Instrument der "Umweltzone" (engl.: "low emission zone") eingeführt, um die Einhaltung der Grenzwerte zu verbessern. In Deutschland sind im Zeitraum von 2007 bis Anfang 2018 insgesamt 58 Umweltzonen eingeführt worden. In Umweltzonen dürfen nur Fahrzeuge fahren, die bestimmte Abgasstandards einhalten.[1] In Betrieben kann die Einrichtung einer Umweltzone im regionalen Umfeld zum Einsatz von schadstoffärmeren Fahrzeugen führen. In einigen Regionen haben Städte und wirtschaftsnahe Organisationen versucht, mit Maßnahmen des Mobilitätsmanagements die Einführung einer Umweltzone zu verhindern. Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG – umgesetzt in deutsches Recht mit der 39. Bundesimmissionsschutzverordnung – wurde zum Schutz der menschlichen Gesundheit ein Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid (NO2) von 40 µg/m³ im Jahresmittel festgelegt, der seit 2010 einzuhalten ist. 59 Prozent der städtischen verkehrsnahen Luftmessstationen registrierten im Jahr 2016 Überschreitungen dieses Jahresgrenzwertes. Gegen mehrere deutsche Städte sind wegen Überschreitung der Grenzwerte Klagen anhängig. In mehreren Urteilen (BVerwG 7 C 26.16, BVerwG 7 C 30.17) haben Gerichte bestätigt, dass streckenbezogene und verhältnismäßige Fahrverbote in Städten verhängt werden dürfen. 2018 wurden in den ersten Städten (z. B. Hamburg) einzelne Straßenzüge gesperrt. Die Diskussion um drohende Fahrverbote hat in vielen Betrieben zur Prüfung von Alternativen im Mobilitätsbereich (insbesondere im betrieblichen Fuhrpark) geführt.<br />
<br />
'''Politische Ziele'''<br />
<br />
Deutschland strebt an bis 2050 weitgehend treibhausgasneutral zu werden<ref>[https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/ ''Klimaschutzplan 2050'']der Bunesregierung</ref>. Der Klimaschutzplan 2050 nennt entsprechende Zwischen- und Sektorziele. Der Verkehrsbereich trägt zu ungefähr einem Fünftel zu den bundesweiten CO2-Emissionen bei<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/klimaschutzziele-deutschlands ''Klimaschutzziele Deutschlands''], Umweltbundesamt</ref>. Viele Betriebe orientieren sich in ihren Umwelt- und Nachhaltigkeitsstrategien (s. Kap. Anlässe von innen) an den Klimaschutzzielen der Bundesregierung. In den Beschaffungsrichtlinien für Pkw (Car Policies) von Unternehmen werden immer häufiger CO2-Grenzwerte eingesetzt, die sich an den EU-Vorgaben für die Autohersteller orientieren<ref>[http://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/verkehr/fahrzeugtechnik/pkw/co2_pkw_2008/ ''CO2-Grenzwerte bei Pkw''], Umweltbundesamt Österreich</ref>.<br />
<br />
'''Veränderte Rechtslage'''<br />
<br />
Kommunale Vorschriften können in Betrieben zu einer Veränderung des Mobilitätsverhaltens und zur Erstellung von Mobilitätskonzepten führen. Ein zentrales Instrument kann z. B. die kommunale Stellplatzsatzung bzw. Stellplatzverordnung sein. In dieser wird geregelt, wie viele Stellplätze für Kraftfahrzeuge und Fahrräder beim Neubau eines Gebäudes auf dem Grundstück oder in der Nähe nachgewiesen werden müssen. Die Zahl der vorgeschriebenen Stellplätze hängt von der Nutzung des Gebäudes und von der Zahl der Nutzer ab. In Deutschland werden die Erfordernisse durch die Bauordnungen der Bundesländer geregelt. Diese lassen den Kommunen häufig Spielräume, die diese für verkehrspolitische Zwecke individuell ausgestalten können. Soweit die Schaffung der notwendigen Einstellplätze nicht oder nur unter besonderen Schwierigkeiten hergestellt werden kann, können die Bauaufsichtsbehörden genehmigen, dass die Herstellung der Einstellplätze durch Zahlung einer Ablösesumme an die Gemeinde ersetzt wird. Größere Betriebe erstellen deshalb im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens meistens ein Verkehrsgutachten, in dem sie einen geringeren Stellplatzbedarf nachweisen als durch die Ortssatzung vorgegeben. Dabei können besondere Mobilitätsangebote am Standort berücksichtigt werden.<br />
<br />
'''Öffentliche Bauvorhaben'''<br />
<br />
Größere Bauvorhaben, die die Verkehrsflüsse in einer Region über einen längeren Zeitraum massiv beeinträchtigen, können sich auch auf die Anfahrtswege und die Erreichbarkeit von Unternehmen auswirken. Dieses führt ebenfalls dazu, dass Arbeitgeber ihren Beschäftigten Mobilitätsalternativen aufzeigen und häufig Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements anstoßen.<br />
Ein Beispiel aus Maastricht (Niederlande) zeigt, dass das betriebliche Mobilitätsmanagement frühzeitig in die Planung solcher Vorhaben einbezogen werden kann: Im Zuge des Baus eines Tunnels für die A2 in den Jahren 2010 bis 2016 hat die Stadt Maastricht mit den großen Arbeitgebern am Ort Zielvereinbarungen getroffen, um für die Dauer des Bauvorhabens Pkw-Alleinfahrten zu reduzieren. Die Anzahl der Nutzer von Fahrrädern, Pedelecs und öffentlichem Verkehr konnte signifikant erhöht sowie die Zahl der Pkw im Berufsverkehr reduziert werden <ref>Website [https://www.maastrichtbereikbaar.nl/de "maastricht breikbaar"], aufgerufen am 12.09.2018</ref>, <ref>Rob Schaap, [https://www.mobility-nl-nrw.eu/fileadmin/usr_shares/contactatlas/Konferenzen/20161219_Verkehrskonferenz_Neuss/1A-4_Rob_Schaap_-_Maastricht_bereikbaar.pdf "Maastricht erreichbar! Durch Einbeziehung der Mitarbeiter"], maastricht breikbaar, 2016</ref>.<br />
<br />
'''Praxisbeispiele''' <br />
<br />
* Für die Kreisverwaltung Groß-Gerau war der Parkplatzdruck ausschlaggebend zur Einrichtung eines Konzepts im Bereich der betrieblichen Mobilität. Darin wurde unter anderem der ÖPNV durch die Einrichtung eines Job-Tickets und den Ausbau von Haltestellen gefördert. <br />
* Nach dem Umzug in einen Neubau wurden bei dem Kunststoff-Hersteller Trelleborg die Mobilitäsoptionen neu geprüft und für die Mitarbeiter optimiert (zum Beispiel ÖPNV-Zuschuss, Radfahrer-Bonus, E-Bike-Leasing, Home Office und einer App zur Bildung von Fahrgemeinschaften). <br />
* Das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Mobilitätskonzept des Bio-Verlages umfasst unter anderem einen jährlichen Fahrrad-Sicherheitscheck, ÖPNV-Zuschuss sowie ein Fahrertraining zur Senkung des Treibstoffverbrauchs.<br />
* Der Outdoor-Ausrüster Vaude richtet seine betrieblichen Mobilitäts-Maßnahmen auf die Senkung des CO2-Ausstoßes aus. Dazu gehören zum Beispiel die digitale Unterstützung von Fahrgemeinschaftsbildung, Reiserichtlinien zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen bei Geschäftsreisen sowie Anreize durch interne Gewinnspiele.<br />
* Das Herzstück des von der Verwaltung der Stadt Paderborn erarbeiteten Konzeptes ist ein Elektro-Fahrzeug-Pool, mit dem sämtliche dienstliche Fahrten abgewickelt werden sollen und der von den Mitarbeitern auch privat genutzt werden kann.<br />
<br />
Weitere Informationen zu den Praxisbeispielen in der Broschüre "mobil gewinnt". [Link)<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1089Der Start2018-09-12T14:03:36Z<p>Charlotte Clarke: /* Gründe für Mobilitätsmanagement */</p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 <ref>Bundesministerium für Umwelt, Natur, Bau und Reaktorsicherheit (2017); [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf Klimaschutz in Zahlen: Der Sektor Verkehr]</ref> – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement "Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1088Der Start2018-09-12T14:01:29Z<p>Charlotte Clarke: /* Literaturhinweise */</p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf] – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement "Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1087Der Start2018-09-12T14:01:11Z<p>Charlotte Clarke: /* Literaturhinweise */</p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf] – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement /"Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1086Der Start2018-09-12T14:00:55Z<p>Charlotte Clarke: /* Literaturhinweise */</p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf] – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf /Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement /"Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1085Der Start2018-09-12T14:00:30Z<p>Charlotte Clarke: /* Literaturhinweise */</p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf] – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege/ Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf /Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement /"Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Der_Start&diff=1084Der Start2018-09-12T13:59:53Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:Stau MonikaP pixabay.jpg|thumb|450px|(Bildquelle: MonikaP - pixabay)]]<br />
<br />
== Gründe für Mobilitätsmanagement ==<br />
Mit einem betrieblichen Mobilitätsmanagement verbessern Unternehmen und Organisationen die Mobilität in ökonomischer und ökologischer Hinsicht. Zudem bieten Sie Ihren Beschäftigten Möglichkeiten für eine preisgünstigere und gesündere Mobilität. <br />
<br />
* Weniger Pkw-Stellplätze bedeuten weniger Kosten.<br />
* Vorhandene Fahrzeuge können besser ausgelastet werden.<br />
* Stress und Zeitverluste durch die Fahrt mit dem Auto können reduziert werden.<br />
* Fahrradfahren und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel machen Mitarbeiter gesünder und mobiler.<br />
* Attraktive Mobilitätsangebote steigern das Image des Unternehmens.<br />
<br />
Zudem verspüren viele Unternehmen einen zunehmenden Druck aufgrund von Problemen im regionalen Umfeld:<br />
<br />
'''Flächenknappheit'''<br />
<br />
Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Vor allem in den Ballungsräumen ist der Druck auf die Flächennutzung hoch; Flächen für den fließenden und ruhenden Verkehr stehen in Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen (Wohnen, Arbeiten, Erholung). Auch die vorhandene Verkehrsinfrastruktur ist stark belastet, Verkehrsprobleme und Staumeldungen nehmen zu. Ein Arbeitnehmer in Deutschland verbringt heute in den Ballungsräumen durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr im Stau. <ref>Website INRIX [http://inrix.com/press-releases/verkehr-kostet-deutsche-wirtschaft-33-milliarden-euro-im-jahr-2030/ Verkehr kostet deutsche Wirtschaft 33 Milliarden Euro im Jahr 2030], aufgerufen am 12.09.2018</ref><br />
<br />
<br />
'''Gesundheitsbelastungen'''<br />
<br />
Die Konzentrationen an Luftschadstoffen überschreiten in vielen deutschen Städten die vorgeschriebenen Grenzwerte. Zum Schutz der menschlichen Gesundheit wurden 2010 euro-paweit Grenzwerte unter anderem für Stickstoffdioxid festgelegt. Aufgrund von Überschreitungen dieser Grenzwerte drohen in diversen Städten deshalb Fahrverbote<br />
[https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/stickstoffoxide]. <br />
<br />
'''Energiewende'''<br />
<br />
Verkehr benötigt Energie. Über 90 Prozent der im Verkehr eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energiequellen (Benzin, Diesel, Erdgas). Fossile Energieträger sind nur begrenzt verfügbar, zudem heizt deren Verbrennung den Klimawandel an, so dass erneuerbare Energieträger zukünftig stärker zum Einsatz kommen müssen.<br />
<br />
'''Klimaschutz'''<br />
<br />
Der Verkehr in Deutschland hat 2017 noch genauso viele CO2-Emissionen verursacht wie 1990 [https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutz_in_zahlen_verkehr_bf.pdf] – trotz effizienterer Motorentechnik. Damit hat sich der Verkehrsbereich zum Sorgenkind der internationalen Klimaschutzziele entwickelt.<br />
Aus diesen Gründen gewinnt auch in Unternehmen und Einrichtungen das Mobilitätsmanagement an Bedeutung.<br />
<br />
== Definition "betriebliches Mobilitätsmanagement" ==<br />
Betriebliches Mobilitätsmanagement verbessert die Organisation aller Verkehrswege eines Betriebes bzw. einer Einrichtung. Dazu gehören die Arbeits- und Dienstwege der Beschäftigten, die Erreichbarkeit des Standorts für Kunden und Geschäftspartner, aber auch die effiziente Abwicklung von Versand- und Lieferverkehren. Alle am Standort verfügbaren Angebote und Verkehrsträger werden mit ihren spezifischen Stärken einbezogen. Dadurch werden unnötiger Verkehr mit den dabei einhergehenden Kosten vermieden, die Umwelt entlastet, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert und das Image des Unternehmens verbessert.<br />
<br />
In der Fachliteratur gibt es weitere Definitionen des Begriffs "betriebliches Mobilitätsmanagement", die sich teilweise auf bestimmte Handlungsfelder (z. B. die Arbeitswege der Mitarbeiter) oder Handlungsoptionen (z. B. die Vermeidung von Pkw-Alleinfahrten durch Angebote des öffentlichen Verkehrs) fokussieren.<br />
<br />
== [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] ==<br />
<br />
Ein betriebliches Mobilitätsmanagement kann in Betrieben und Einrichtungen jeder Größe und Branche eingeführt werden. Es gibt bestimmte [[Anlässe]], die erfahrungsgemäß häufig in Betrieben und Einrichtungen zur Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements führen. Hierzu zählen unter anderem Parkplatzprobleme, Anforderungen des betrieblichen Gesundheitsmanagements oder ausufernde Treibstoffkosten.<br />
<br />
== [[Unterstützung und Förderung]] ==<br />
<br />
Die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements sowie die Erstellung und Umsetzung von betrieblichen Mobilitätskonzepten und -maßnahmen wird zunehmend unterstützt und gefördert.<br />
<br />
== [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] ==<br />
<br />
Das betriebliche Mobilitätsmanagement ist in ein System von betrieblichen, städtebaulichen, rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen eingebunden. Maßnahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements entfalten eine größere und nachhaltigere Wirkung, wenn sie in übergeordnete Strukturen eingebunden werden, wie zum Beispiel in Quartiersplanungen oder beim Neubau von Gewerbegebieten.<br />
<br />
== Literaturhinweise ==<br />
* VDI-Richtlinie 5110, Blatt 1 (Entwurf): Betriebliches Mobilitätsmanagement, Qualifikationsmerkmale für die Auswahl von befähigten Personen im Mobilitätsmanagement. Mai 2018 [https://www.vdi.de/richtlinie/?tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5Brpro_id%5D=6944&cHash=07a8da3a10f4256f014c1fb141ba4f4c]<br />
<br />
* ACE Auto Club Europa e.V. (Hrsg.) (2018): Mobilität gestalten, Stillstand verhindern – Analysen, Praxisberichte und Aktuelles zum betrieblichen Mobilitätsmanagement in Deutschland. Broschüre im Rahmen des Projektes "Gute Wege zur guten Arbeit", gefördert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Berlin [https://presse.ace.de/verkehrspolitik/projekt-gute-wege/ Downlaod]<br />
<br />
* Stadt Graz, Abteilung für Verkehrsplanung (Hrsg.), bearbeitet durch Forschungsgesellschaft Mobilität - FGM (2014): Betriebliches Mobilitätsmanagement - Ein Leitfaden zur Unterstützung umweltfreundlicher Wege zur Arbeit, Graz [https://www.graz.at/cms/dokumente/10186590_7760288/1d8b82c8/BMM_leitfaden_2014_final_web.pdf /Download]<br />
<br />
* Servicestelle der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz bei der DIHK Service GmbH (Hrsg.) (2017): Praxisleitfaden Betriebliches Mobilitätsmanagement. Publikation im Rahmen der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE), gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Berlin [http://www.mittelstand-energiewende.de/fileadmin/user_upload_mittelstand/MIE_vor_Ort/MIE-Praxisleitfaden_Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement.pdf /Download]<br />
<br />
* Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (Hrsg.) (2016): Kosteneffizienz durch Mobilitätsmanagement – Handbuch für die kommunale Praxis. Gefördert durch das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Köln<br />
<br />
* Technische Universität Berlin, Fakultät Verkehrs- und Maschinensysteme, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung (Hrsg.) (2017): Mobilität erfolgreich managen - Konzepte und Strategien für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik mit Mobilitätsmanagement. Erstellt im Rahmen des Projektes "Mobilitätsmanagement in Deutschland - Möglichkeiten und Grenzen verkehrspolitischer Gestaltung am Beispiel Mobilitätsmanagement", bearbeitet durch: Prof. Dr. Oliver Schwedes, Benjamin Sternkopf, Alexander Rammert, gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin [http://www.ivp.tu-berlin.de/menue/forschung/abgeschlossene_projekte/mobman_mobilitaetsmanagement/]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018): Verkehr in Zahlen 2017/2018 [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html]<br />
<br />
* Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017): Mobilität in Deutschland [http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/publikationen2017.html]<br />
<br />
* Wikipedia [https://de.wikipedia.org/wiki/Betriebliches_Mobilit%C3%A4tsmanagement /"Betriebliches Mobilitätsmanagement"]<br />
<br />
== Einzelnachweise ==<br />
<references /></div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Leitfaden_zum_betrieblichen_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1083Leitfaden zum betrieblichen Mobilitätsmanagement2018-09-12T13:58:12Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 108547628 Bobbycar.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: olly - stock.adobe.com)]]<br />
Eine funktionierende Mobilität ist die Basis eines jeden erfolgreichen Unternehmens. Waren müssen angeliefert, Beschäftigte, Kunden und Geschäftspartner den Betriebsstandort schnell und unkompliziert erreichen. Allein die Arbeitswege stellen Unternehmen und deren Mitarbeiter vor große Herausforderungen.<br />
Damit der Verkehr auf und rund um den Unternehmensstandort entlastet und die Erreichbarkeit verbessert wird, braucht es ein systematisches Vorgehen. Das Konzept des betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM) dient dazu, Lösungen zu identifizieren, die zum Standort und den Bedürfnissen der Belegschaft passen. Dabei bezieht es alle verfügbaren Angebote und Verkehrsträger mit ihren spezifischen Stärken ein.<br />
<br />
Im Rahmen des bundesweiten Projektes „mobil gewinnt“ von BMU und BMVI wurden in den Jahren 2017 bis 2018 Materialien entwickelt, die zu einem besseren Verständnis der Potenziale des betrieblichen Mobilitätsmanagements beitragen sollen, die Chancen und Möglichkeiten des BMM sowie gute Beispiele aus der Praxis einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und Anregungen zum Mitmachen geben sollen:<br />
<br />
* In einem vierminütigen [https://www.youtube.com/watch?v=O7bPHZ9qk0U/ Erklärfilm] wird das Konzept des betrieblichen Mobilitätsmanagements anschaulich erläutert.<br />
* In weiteren Filmen [https://www.youtube.com/watch?v=9TakI_A8r3w], [https://www.youtube.com/watch?v=fFDHWHNYvWs], [https://www.youtube.com/watch?v=Bbw6VUmdPPc], [https://www.youtube.com/watch?v=_qDWQH6RAp8] sowie in einer [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre ] zeigen zahlreiche gute Maßnahmenbeispiele den Nutzen des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf.<br />
* In 300 Erstberatungen wurden Betrieben und Einrichtungen unterschiedlicher Größe und Branche die Möglichkeiten des betrieblichen Mobilitätsmanagements aufgezeigt und spezifische Empfehlungen für Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet.<br />
* In einem Wettbewerb konnten über 50 innovative Konzepte bewertet werden. Im Dezember 2017 wurden 26 besonders vorbildliche Vorhaben ausgezeichnet und für eine weitergehende Unterstützung im Rahmen eines neuen [https://mobil-gewinnt.de/wettbewerb/gewinner/ Förderprogramms] des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) empfohlen.<br />
<br />
Der vorliegende Leitfaden, der ebenfalls im Rahmen der Initiative „mobil gewinnt“ erstellt worden ist, dient als Hilfestellung für Unternehmen und Einrichtungen bei der Initiierung, Einführung und erfolgreichen Umsetzung des betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM). In dem Leitfaden werden sowohl die betriebswirtschaftlichen als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen des BMM aufgearbeitet sowie Umsetzungshilfen gegeben.<br />
<br />
== [[Der Start]] ==<br />
Das Kapitel beinhaltet Hinweise und Empfehlungen im Hinblick auf den Nutzen des betrieblichen Mobilitätsmanagements, informiert über Unterstützungsmöglichkeiten (z. B. Förderprogramme) und andere Rahmenbedingungen, die für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements relevant sind.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] – Warum führen Unternehmen ein betriebliches Mobilitätsmanagement ein?<br />
<br />
* [[Unterstützung und Förderung]] – Wie werden Unternehmen bei der Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements unterstützt?<br />
<br />
* [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] – Wie ist das betriebliche Mobilitätsmanagement in vorhandene betriebliche, städtebauliche, rechtliche und politische Rahmenbedingungen eingebunden?<br />
<br />
== [[Konzept und Maßnahmen]] ==<br />
Dieses Kapitel informiert über Instrumente und Verfahren, die bei der Erstellung eines Mobilitätsmanagement-Konzeptes und der Entwicklung geeigneter Maßnahmen helfen.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Standort]] - Welchen Einfluss nimmt der Standort auf den [[Parkraum]] und das Mobilitätsmanagement?<br />
<br />
* [[Arbeitswege]] - Wie können die Mitarbeiter auf ihrem Arbeitsweg unterstützt werden? - Unterthemen: [[Analysen]], [[Fahrradförderung]], [[Fahrgemeinschaften bilden]], [[Nutzung des öffentlichen Verkehrs]] sowie [[Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte]]<br />
<br />
* [[Betriebliche Mobilität]] - Wie kann die betriebliche Mobilität nachhaltiger organisiert und mit den privaten Interessen der Mitarbeiter verknüpft werden? - Unterthemen: [[Fuhrpark]], [[Green Car Policy]], [[Elektromobilität]], [[Corporate Car-Sharing]], [[Dienst- und Geschäftsreisen]] sowie [[Kunden- und Besucherverkehre]]<br />
<br />
== [[Umsetzung und Verankerung]] ==<br />
Das folgende Kapitel liefert Informationen zu Faktoren, die die Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmangements befördern. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie eine Stabilisierung und Verankerung des betrieblichen Mobilitätsmanagements gelingt.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Interne Kommunikation]] - Wie lassen sich Mitarbeiter in die Konzeptentwicklung und Maßnahmenumsetzung einbeziehen?<br />
<br />
* [[Der Mobilitätsmanager]] - Warum benötigen Betriebe geeignetes Personal und welche Qualifikationen sind erforderlich?<br />
<br />
* [[Organisation]] - Wie kann das betriebliche Mobilitätsmanagement in vorhandene Organisationsstrukturen eingebunden werden?<br />
<br />
* [[Unterstützung von außen]] - Wie können Betriebe ihr Mobilitätskonzept langfristig erfolgreich umsetzen?</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Leitfaden_zum_betrieblichen_Mobilit%C3%A4tsmanagement&diff=1082Leitfaden zum betrieblichen Mobilitätsmanagement2018-09-12T13:57:21Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 108547628 Bobbycar.jpeg|thumb|500px|(Bildquelle: olly - stock.adobe.com)]]<br />
Eine funktionierende Mobilität ist die Basis eines jeden erfolgreichen Unternehmens. Waren müssen angeliefert, Beschäftigte, Kunden und Geschäftspartner den Betriebsstandort schnell und unkompliziert erreichen. Allein die Arbeitswege stellen Unternehmen und deren Mitarbeiter vor große Herausforderungen.<br />
Damit der Verkehr auf und rund um den Unternehmensstandort entlastet und die Erreichbarkeit verbessert wird, braucht es ein systematisches Vorgehen. Das Konzept des betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM) dient dazu, Lösungen zu identifizieren, die zum Standort und den Bedürfnissen der Belegschaft passen. Dabei bezieht es alle verfügbaren Angebote und Verkehrsträger mit ihren spezifischen Stärken ein.<br />
<br />
Im Rahmen des bundesweiten Projektes „mobil gewinnt“ von BMU und BMVI wurden in den Jahren 2017 bis 2018 Materialien entwickelt, die zu einem besseren Verständnis der Potenziale des betrieblichen Mobilitätsmanagements beitragen sollen, die Chancen und Möglichkeiten des BMM sowie gute Beispiele aus der Praxis einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und Anregungen zum Mitmachen geben sollen:<br />
<br />
* In einem vierminütigen [https://www.youtube.com/watch?v=O7bPHZ9qk0U/ Erklärfilm] wird das Konzept des betrieblichen Mobilitätsmanagements anschaulich erläutert.<br />
* In weiteren Filmen [https://www.youtube.com/watch?v=9TakI_A8r3w], [https://www.youtube.com/watch?v=fFDHWHNYvWs], [https://www.youtube.com/watch?v=Bbw6VUmdPPc], [https://www.youtube.com/watch?v=_qDWQH6RAp8] sowie in einer [https://mobil-gewinnt.de/assets/downloads/mobil_gewinnt_best_practice_final.pdf Broschüre ] zeigen zahlreiche gute Maßnahmenbeispiele den Nutzen des betrieblichen Mobilitätsmanagements auf.<br />
* In 300 Erstberatungen wurden Betrieben und Einrichtungen unterschiedlicher Größe und Branche die Möglichkeiten des betrieblichen Mobilitätsmanagements aufgezeigt und spezifische Empfehlungen für Verbesserungsmaßnahmen erarbeitet.<br />
* In einem Wettbewerb konnten über 50 innovative Konzepte bewertet werden. Im Dezember 2017 wurden 26 besonders vorbildliche Vorhaben ausgezeichnet und für eine weitergehende Unterstützung im Rahmen eines neuen Förderprogramms [https://mobil-gewinnt.de/wettbewerb/gewinner/] des Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) empfohlen.<br />
<br />
Der vorliegende Leitfaden, der ebenfalls im Rahmen der Initiative „mobil gewinnt“ erstellt worden ist, dient als Hilfestellung für Unternehmen und Einrichtungen bei der Initiierung, Einführung und erfolgreichen Umsetzung des betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM). In dem Leitfaden werden sowohl die betriebswirtschaftlichen als auch die rechtlichen Rahmenbedingungen des BMM aufgearbeitet sowie Umsetzungshilfen gegeben.<br />
<br />
== [[Der Start]] ==<br />
Das Kapitel beinhaltet Hinweise und Empfehlungen im Hinblick auf den Nutzen des betrieblichen Mobilitätsmanagements, informiert über Unterstützungsmöglichkeiten (z. B. Förderprogramme) und andere Rahmenbedingungen, die für die Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements relevant sind.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Anlässe für das betriebliche Mobilitätsmanagement]] – Warum führen Unternehmen ein betriebliches Mobilitätsmanagement ein?<br />
<br />
* [[Unterstützung und Förderung]] – Wie werden Unternehmen bei der Einführung eines betrieblichen Mobilitätsmanagements unterstützt?<br />
<br />
* [[Rahmenbedingungen des betrieblichen Mobilitätsmanagements]] – Wie ist das betriebliche Mobilitätsmanagement in vorhandene betriebliche, städtebauliche, rechtliche und politische Rahmenbedingungen eingebunden?<br />
<br />
== [[Konzept und Maßnahmen]] ==<br />
Dieses Kapitel informiert über Instrumente und Verfahren, die bei der Erstellung eines Mobilitätsmanagement-Konzeptes und der Entwicklung geeigneter Maßnahmen helfen.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Standort]] - Welchen Einfluss nimmt der Standort auf den [[Parkraum]] und das Mobilitätsmanagement?<br />
<br />
* [[Arbeitswege]] - Wie können die Mitarbeiter auf ihrem Arbeitsweg unterstützt werden? - Unterthemen: [[Analysen]], [[Fahrradförderung]], [[Fahrgemeinschaften bilden]], [[Nutzung des öffentlichen Verkehrs]] sowie [[Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte]]<br />
<br />
* [[Betriebliche Mobilität]] - Wie kann die betriebliche Mobilität nachhaltiger organisiert und mit den privaten Interessen der Mitarbeiter verknüpft werden? - Unterthemen: [[Fuhrpark]], [[Green Car Policy]], [[Elektromobilität]], [[Corporate Car-Sharing]], [[Dienst- und Geschäftsreisen]] sowie [[Kunden- und Besucherverkehre]]<br />
<br />
== [[Umsetzung und Verankerung]] ==<br />
Das folgende Kapitel liefert Informationen zu Faktoren, die die Weiterentwicklung des betrieblichen Mobilitätsmangements befördern. Darüber hinaus wird aufgezeigt, wie eine Stabilisierung und Verankerung des betrieblichen Mobilitätsmanagements gelingt.<br />
<br />
Kapitel:<br />
<br />
* [[Interne Kommunikation]] - Wie lassen sich Mitarbeiter in die Konzeptentwicklung und Maßnahmenumsetzung einbeziehen?<br />
<br />
* [[Der Mobilitätsmanager]] - Warum benötigen Betriebe geeignetes Personal und welche Qualifikationen sind erforderlich?<br />
<br />
* [[Organisation]] - Wie kann das betriebliche Mobilitätsmanagement in vorhandene Organisationsstrukturen eingebunden werden?<br />
<br />
* [[Unterstützung von außen]] - Wie können Betriebe ihr Mobilitätskonzept langfristig erfolgreich umsetzen?</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1080Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T13:13:31Z<p>Charlotte Clarke: /* Maßnahmen(bündel) */</p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro.<ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. <ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück.<ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1079Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T13:11:38Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro.<ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. <ref name="VDR">Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1078Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T13:02:14Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro. <ref>Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. <ref name="multiple">[https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/vdr_gra2014.pdf]</ref><br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
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'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1077Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T13:01:58Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro. <ref>Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. <refname="multiple">[https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/vdr_gra2014.pdf]</ref><br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1076Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T12:59:43Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro. <ref>Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2017); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/vdr_gra2014.pdf].<br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
<br />
== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
<br />
== Praxisbeispiele ==<br />
<br />
* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
<br />
== Weitere Hilfestellungen ==<br />
<br />
'''Links'''<br />
<br />
* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
<br />
'''Quellen'''<br />
<br />
* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
<br />
== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1075Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T12:59:29Z<p>Charlotte Clarke: </p>
<hr />
<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
<br />
2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro. <ref>Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018); [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref><br />
<br />
Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr <ref>Bundesministerium <br />
für Verkehr und digitale Infrastruktur (2018); [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html Verkehr in Zahlen 2017/2018]</ref><br />
<br />
Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
<br />
Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/vdr_gra2014.pdf].<br />
<br />
Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
<br />
* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
<br />
Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
<br />
Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
<br />
* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
<br />
== Maßnahmen(bündel) ==<br />
<br />
'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
<br />
Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
<br />
'''Reiserichtlinie'''<br />
<br />
Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
<br />
'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
<br />
'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
<br />
* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
<br />
'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
<br />
Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
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== Tipps und Hinweise ==<br />
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Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
<br />
* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
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== Praxisbeispiele ==<br />
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* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
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== Weitere Hilfestellungen ==<br />
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'''Links'''<br />
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* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
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'''Quellen'''<br />
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* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
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== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarkehttps://wiki.mobilprofit.de/index.php?title=Dienst-_und_Gesch%C3%A4ftsreisen&diff=1074Dienst- und Geschäftsreisen2018-09-12T12:57:27Z<p>Charlotte Clarke: </p>
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<div>[[File:AdobeStock 41428175 Flugzeug.jpeg|thumb|400px|(Bildquelle: pixelfux - stock.adobe.com)]]<br />
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2017 gab es in Deutschland laut VDR-Geschäftsreiseanalyse (2018) 11,2 Millionen Geschäftsreisende. 187,5 Mio. Geschäftsreisen führten in diesem Jahr zu Reisekosten in Höhe von 52,5 Milliarden Euro <ref>Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (2018);[https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018]</ref>.<br />
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Der Modal Split (Anzahl der Wege) verteilte sich im Landverkehr 2008 bei Dienst- und Geschäftsreisen auf die verschiedenen Verkehrsmittel wie folgt: 87,4 Prozent Pkw-Alleinfahrer, 1,3 Prozent Pkw-Mitfahrer, 4,1 Prozent Öffentlicher Verkehr, 3,3 Prozent Fahrrad, 3,9 Prozent Fußverkehr [https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/G/verkehr-in-zahlen-pdf-2017-2018.html].<br />
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Für das betriebliche Mobilitätsmanagement ist das Dienstreisegeschehen somit ein wichtiges Handlungsfeld, das darüber hinaus zahlreiche Verbindungen zum Handlungsfeld Fuhrpark und zur privaten Mobilität der Mitarbeiter aufweist.<br />
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Die Organisation von Dienst- und Geschäftsreisen ist vor allem in größeren Unternehmen eine eigenständige Aufgabe. Diese hat unterschiedliche Bezeichnungen, wie z. B. Travel Managagement, Dienstreiseservice, Business Travel Center, Corporate Mobility Service. In großen Unternehmen ist das Travel Management häufig innerhalb des Personalbereiches, im Bereich Finanzen oder auch im Einkauf angesiedelt. In Unternehmen mit geringerem Reiseaufkommen werden die Dienstreisen häufig von den Mitarbeitern selbst organisiert, die Reisekosten in der Verwaltung abgerechnet. Die Anzahl der Unternehmen, die in einem eigenen Bereich ein systematisches Travel Management aufgebaut haben, ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/vdr_gra2014.pdf].<br />
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Ein systematisches Travel Management umfasst folgende Aufgaben:<br />
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* Organisation von Reisen,<br />
* Reisekostenabrechnung,<br />
* Veranstaltungsmanagement,<br />
* Versicherung/Sicherheit/Gesundheit.<br />
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Dabei werden Reise-, Fuhrpark- und Veranstaltungsmanagement kombiniert, um Synergien für eine optimale geschäftliche Mobilität ressort- und abteilungsübergreifend nutzen zu können.<br />
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Das Travel Management hat folgende Ziele:<br />
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* Direkte Kosteneinsparungen,<br />
* Zufriedenheit der Geschäftsreisenden,<br />
* Reibungslose Organisation der Buchungs- und Abrechnungsprozesse,<br />
* Effiziente Prozessorganisation,<br />
* Herstellung von Transparenz hinsichtlich Organisation, Reiseumfang und Kosten.<br />
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== Maßnahmen(bündel) ==<br />
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'''Aufbau eines Travel Managements'''<br />
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Viele Betriebe beschreiben in ihrer Reiserichtlinie das Ziel einer wirtschaftlich sinnvollen und ökologisch verträglichen Reiseorganisation. Im Alltagsbetrieb gibt es aber niemanden, der überblicken kann, wie die Mitarbeiter reisen. Erst bei der Dienstreiseabrechnung erfolgt eine Kontrolle des Dienstreisegeschehens. Eine Steuerung im Hinblick auf die Zielsetzungen findet meist nicht statt. Je nach Umfang der Reisetätigkeit kann es sich lohnen, für diese Aufgabe Personal aufzubauen. Anhand der in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesenen Kosten für Reisetätigkeiten lässt sich abschätzen, ob sich eine Intensivierung des Travel Managements wirtschaftlich lohnen kann.<br />
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'''Reiserichtlinie'''<br />
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Die Reiserichtlinie ist ein wichtiges Steuerungsinstrument im Mobilitätsmanagement von Betrieben, da sie u. a. die Wahl der Reisemittel vorgibt. Je differenzierter die in der Reiserichtlinie gemachten Vorgaben und Ziele sind, desto wichtiger ist das Controlling der Geschäftsreiseprozesse (Travel Management).<br />
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'''Verkehrsvermeidung z.B. durch Telefon- und Videokonferenzen'''<br />
<br />
Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich die Möglichkeit, Dienstreisen komplett zu vermeiden. Der Anteil von Großbetrieben (mit über 500 Mitarbeitern), die Telefonkonferenzen nutzen, ist von 73 Prozent im Jahr 2008 auf 93 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. In kleineren Betrieben (unter 500 Mitarbeiter) ist der Anteil im gleichen Zeitraum von 53 Prozent auf 85 Prozent gestiegen. Auch Video- und Webkonferenzen gehören mittlerweile in der Mehrzahl der Unternehmen zum Standard. 64 Prozent der Großbetriebe (2008: 55 Prozent) und 45 Prozent der Kleinbetriebe (2008: 18 Prozent) greifen auf diese Technologien zurück [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
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'''Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel'''<br />
<br />
Mit einer verbindlichen Regelung können Betriebe ihre Mitarbeiter bei der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel unterstützen.<br />
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* In Abhängigkeit von der Reisehäufigkeit lohnt sich die Nutzung von BahnCards, mit denen die Bahntickets um 25 oder 50 Prozent günstiger werden; mit einer BahnCard 100 entfällt der Kauf einer Fahrkarte sogar komplett. Zudem existieren in vielen Unternehmen Regelungen, dass die BahnCard auch für private Fahrten genutzt werden darf.<br />
* Die Nutzung des Fahrrades für Dienstzwecke lohnt sich in Innenstadtlagen aus verschiedenen Gründen: Zeit- und Kostenvorteile, Planbarkeit, Bewegungsförderung. Auch in Stadtrandlagen und im ländlichen Raum kann das Fahrrad zu Dienstzwecken eingesetzt werden. Mit einem Pedelec können Beschäftigte sogar noch weitere Strecken zurücklegen. Werden den Mitarbeitern Diensträder zur Verfügung gestellt, sind diese – wie Dienstautos – mit entsprechenden Regelungen auch privat nutzbar.<br />
* Wenn sich Dienstreisen nicht vermeiden lassen, empfiehlt sich die Kompensation der damit verursachten CO2-Emissionen.<br />
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'''Grünes bzw. Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement'''<br />
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Das Veranstaltungsmanagement ist in manchen Betrieben ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Organisation von Veranstaltungen (Messen, Kongressen, Kundenevents usw.) sollte in das betriebliche Mobilitätsmanagement einbezogen werden, um auch Kunden und Gäste bei der Anreise zu unterstützen. Dabei hat die Wahl des Veranstaltungsorts großen Einfluss auf die Mobilitätsoptionen.<br />
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== Tipps und Hinweise ==<br />
<br />
Die meisten Betriebe wissen nicht, wie hoch die betrieblichen Aufwendungen für ihre Reisetätigkeiten sind, und welche Verkehrsmittel von den Mitarbeitern genutzt werden. Zu Beginn macht es deshalb Sinn, sich anhand der Reisekostenabrechnungen einen Überblick zu verschaffen. Es reicht meistens schon aus, wenn die Reisekostenabrechnungen der letzten ein oder zwei Monate systematisch nach Reisemittel, Strecke, Kosten und Mitarbeiter ausgewertet werden. Damit ergeben sich häufig schon Ansatzpunkte für erste Maßnahmen, z. B.:<br />
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* Bündelung von Fahrten zu identischen Zielorten,<br />
* Unterstützung des Umstiegs auf Bus und Bahn,<br />
* Abstimmung der Nutzung des Privat-Pkw für Dienstreisen mit der Verfügbarkeit von Poolfahrzeugen im Fuhrpark.<br />
<br />
So werden die Potenziale einer systematischen Erfassung und Analyse der Dienstreisetätigkeiten deutlich. Durch einfache Erweiterungen im Dienstreise-Abrechnungsprozess (z. B. Angabe des Verkehrsmittels) lassen sich Dienstreisen künftig besser und zielgerichteter organisieren.<br />
<br />
Im Internet finden sich zahlreiche Standardvorlagen für die Gestaltung von Reiserichtlinien [https://www.tuv.com/media/germany/50_trainingandconsulting/pdf/csr_1/Geschaeftsreise_Studie.pdf], [https://m.biztravel.fvw.de/files/smfiledata/8/6/3/4/9/5/muster_reiserichtlinie.pdf].<br />
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== Praxisbeispiele ==<br />
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* Die Barmenia Versicherungen legen auch bei Geschäftsreisen wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Kriterien zugrunde: Die Vermeidung von Reisen ist natürlich der beste Weg, CO2-Emissionen zu senken. Technische Möglichkeiten wie Homeoffice, Online-Seminare und Videokonferenzen reduzieren Arbeitswege und Geschäftsreisen. Fallen Dienstreisen an, liegt der Fokus auf emissionsfreien Fahrten mit der Deutschen Bahn (DB). Dies wurde auch in der Reiserichtlinie dokumentiert. Reisen werden bei der Barmenia über ein Tool gebucht, das CO2-Emissionen bei Flügen ausweist und die Bahn als Alternative anbietet. Kommunikationsmaßnahmen sorgten für die notwendige Sensibilisierung der Mitarbeiter. Dazu gehörte der erstmals im Jahr 2013 veranstaltete Nachhaltigkeitstag am Wuppertaler Hauptsitz, an dem u. a. die DB ihr Angebot präsentierte. Darüber hinaus werden alle Geschäftsreisen in einer CO2-Bilanz erfasst, in Emissionen umgerechnet und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt kompensiert. Seit 2016 wirtschaften die Wuppertaler Hauptverwaltungen klimaneutral [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Die Naturstrom AG arbeitet an zwölf Standorten in Deutschland, um vor Ort die Energieversorgung positiv zu verändern. Schon immer war es Firmenpolitik, bei Geschäftsreisen als erste Option die Bahn zu nutzen und bei kürzeren Strecken eines der firmeneigenen E-Autos. Seit Anfang 2018 sind an allen Standorten Videokonferenzsysteme im Einsatz, um sowohl den zeitlichen Reiseaufwand als auch durch Reisen bedingte Emissionen zu reduzieren. Dadurch ist eine Abstimmung zwischen den Standorten und innerhalb von Abteilungen, die an mehreren Standorten verteilt sind, wesentlich vereinfacht worden [Link einfügen: Broschüre mobil gewinnt].<br />
* Der B.A.U.M.-Standort in Hamm hat bereits 2003 eine Bilanzierung der Reisetätigkeiten seiner Mitarbeiter vorgenommen. Dabei wurde festgestellt, dass die Bahnreisenden mit BahnCard50 Reisekosten in Höhe von etwa 0,15 Euro pro Kilometer verursachen, während die Autofahrer die Nutzung ihres Fahrzeugs mit 0,30 Euro pro Kilometer vergütet bekommen. Seit 2004 erhalten Bahnfahrer nunmehr die Hälfte der eingesparten Kosten als Bonus zurück. Damit wird ein Anreiz gesetzt, um den in Arbeitsvertrag und Reiserichtlinie dokumentierten Vorrang der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Mitarbeiter attraktiver zu machen [http://www.baumgroup.de/].<br />
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== Weitere Hilfestellungen ==<br />
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'''Links'''<br />
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* Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR) (2018): VDR-Geschäftsreiseanalyse 2018, 16. Auflage [https://www.vdr-service.de/fileadmin/der-verband/fachmedien/geschaeftsreiseanalyse/VDR-Geschaeftsreiseanalyse-2018.pdf].<br />
* Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. (2008): VCD Leitfaden. Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich, Berlin<br />
* Oblasser, Christian; Riediger, Martina (2015): Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement mit Strategie, Verlag Wissenschaft und Praxis, Sternenfels<br />
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'''Quellen'''<br />
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* Der VCD-Leitfaden "Geschäftsreisen – erfolgreich, effizient, umweltverträglich" von 2008 ist zwar mittlerweile über zehn Jahre alt. Die darin enthaltenen Tipps und Hinweise haben jedoch nicht an Aktualität eingebüßt [https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Publikationsdatenbank/Tourismus/VCD_Leitfaden_Geschaeftsreisen_2008.pdf].<br />
* Viele Hinweise für nachhaltiges Reisen und einen Überblick über Siegel und Zertifikate für nachhaltigen Tourismus bietet der Artikel „Reisen mit Herz und Verstand“ des „Forum Nachhaltig Wirtschaften“ [http://www.forum-csr.net/News/8224/ReisenmitHerzundVerstand.html].<br />
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== Einzelnachweise ==</div>Charlotte Clarke